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Erste Mondlandung seit 37 Jahren

Erstmals ist ein chinesisches Raumschiff auf dem Mond gelandet. „Chang’e 3“ setzte Mitte Dezember auf dem Erdtrabanten auf. Als Landeplatz wählten die Raumfahrtingenieure die „Bucht der Regenbogen“, die zu den schönsten Mondlandschaften gehört. Damit ist China nach den USA und der früheren Sowjetunion die dritte Nation, die dem Mond einen Besuch abstattet.

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Alles verlief genau nach Plan. Pünktlich zur vorhergesagten Zeit setzte das Raumschiff problemlos auf der Mondoberfläche auf, ohne viel Staub aufzuwirbeln, wie das Staatsfernsehen berichtete. Im Kontrollzentrum in Peking brach spontaner Jubel aus. Als Erstes wurden die Solarsegel ausgeklappt, um das Landefahrzeug mit Strom zu versorgen und nur acht Minuten später sendete „Chang’e 3“ die ersten Fotos vom Mond.

Das chinesische Staatsfernsehen sprach von einem „historischen Augenblick“. Die Landung sei ein „großer Schritt in der Erforschung des Weltraums.“ Der Mondflug demonstriere die technologische Leistungsfähigkeit der zweitgrößten Wirtschaftsnation.

Rover „Yutu“

APA/EPA/CNSA

Das Mondfahrzeug „Jadehase“ in einer Computersimulation

Die Raumfähre ist nach der chinesischen Mondfee „Chang’e“ benannt, die der Legende nach mit einem weißen Hasen auf dem Mond sitzt. An Bord ist das goldene Mondfahrzeug „Jadehase“ (Yutu), das in den nächsten Monaten etwa zehn Meter vom Raumschiff entfernt positioniert wird. Von dort sandte der „Jadehase“ erste Aufnahmen vom Mond - mehr dazu in science.ORF.at.

Dreimonatiger Mondaufenthalt

Der 140 Kilogramm schwere, sechsrädrige Rover soll drei Monate lang mit einem Tempo von bis zu 200 Metern pro Stunde über den Mond rollen und die Oberfläche des Erdtrabanten erkunden. Ein „Rückflugticket“ hat „Jadehase“ nicht - er soll nach Beendigung der Mission am Mond zurückbleiben. Erst bei künftigen Mondflügen bis 2017 ist auch eine Rückkehr mit Gesteinsproben zur Erde geplant.

Kontrollraum der chinesischen Raumfahrtzentrum in Peking

APA/AP

Ein Blick in das chinesische Kontrollzentrum

„Chang’e 3“ war am 2. Dezember vom Raumfahrtbahnhof in Xichang in der Provinz Sichuan zu seiner Reise gestartet. Anders als frühere Mondfähren der USA und der Sowjetunion schwebte „Chang’e 3“ vor der Landung etwa 100 Meter über der Oberfläche des Mondes, um Hindernissen ausweichen und den geeigneten Landeplatz aussuchen zu können, wie chinesische Experten schilderten. Das vierbeinige Raumschiff ist mit präzisen und schnell reagierenden Sensoren ausgestattet, um Bewegung und Umgebung zu analysieren.

Bisher schwierigstes unbemanntes Vorhaben

Die Mondlandung gilt unter Experten als das bisher schwierigste unbemannte Vorhaben des ehrgeizigen chinesischen Raumfahrtprogramms. Mehr als 80 Prozent der benötigten Technologie werden zum ersten Mal eingesetzt. „China steigt mit seinen Aktivitäten in den sehr exklusiven Club von Raumfahrernationen auf“, sagte die Expertin Joan Johnson-Freese vom US-amerikanischen Naval War College vor der erfolgten Landung. „Es ist nach den USA und Russland erst die dritte Nation, die ein bemanntes Raumfahrtprogramm verfolgt - und jetzt erst die dritte Nation, die eine Landung auf dem Mond versucht.“

Internationale Zusammenarbeit

Die ESA unterstützt die Kommunikation mit „Chang’e 3“ über seine Bodenstation in Kourou in Französisch-Guayana. Auch werden genaue Positionsbestimmungen von den ESA-Kontrollposten im spanischen Cebreros und im australischen New Norcia mit ihren 35 Meter großen Antennen geliefert. Das Satellitenkontrollzentrum in Darmstadt, wo für den Flug auch chinesische Ingenieure mitarbeiten, kontrolliert alle Aktivitäten.

„Ob für bemannte oder robotergesteuerte Missionen, solche internationalen Kooperationen sind für die zukünftige Erforschung von Planeten, Monden und Asteroiden notwendig und nutzen der Allgemeinheit“, sagte der frühere deutsche Astronaut und heutige Raumflugdirektor Thomas Reiter. Chinas Raumprogramm steuert die Landung und das Mondfahrzeug selbst über seine Stationen in Kashi im äußeren Westen Chinas und im nordöstlichen Jiamusi.

Erste Mondlandung seit 1976

Die Mondlandung von „Yutu“ ist die erste seit Jahrzehnten. Seit dem Ende der Apollo 17 Mission wurde der Mond nur noch einmal, 1976 von einer unbemannten sowjetischen Raumsonde angeflogen. Damals wurden Bodenproben entnommen und zur Erde zurückgebracht. Für China ist es überhaupt der erste Ausflug zu einem extraterrestrischen Gebiet.

China verfolgt seit vielen Jahren ein ehrgeiziges Raumfahrtprogramm. Für 2020 ist der Bau einer Raumstation geplant, die mit dem Auslaufen der Internationalen Raumstation (ISS) möglicherweise der einzige bemannte Außenposten im All sein dürfte. Mit einem Satellitennetz baut China auch ein globales Navigationssystem auf. 2003 hatte China erstmals einen Astronauten ins All gebracht.

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