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Startschuss unter Schwarz-Blau

Das nicht unumstrittene Bauprojekt Koralmbahn zwischen Graz und Klagenfurt geht in die letzte Runde. Am Freitag wurde mit der Bohrung des dritten Bauloses der Doppeltunnelröhre zwischen der Steiermark und Kärnten begonnen. 2023 soll das Mammutprojekt abgeschlossen sein.

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Unter der schwarz-blauen Regierung begannen im Jahr 2000 die ersten Bohrungen zur Koralmbahn. Statt wie derzeit in zwei Stunden und 40 Minuten soll die Strecke von Graz nach Klagenfurt dann in weniger als einer Stunde zurückgelegt werden. Trotz der enormen Kritik - viele sehen die Doppeltunnelröhre als reine Geldverschwendung - soll das Projekt in knapp zehn Jahren fertiggestellt sein.

Gelder wurden umgewidmet

Nach politischen Implikationen mit dem niederösterreichischen Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) rund um den Bau des Semmering-Basistunnels wurde auf Initiative der damaligen steirischen Landeshauptfrau Waltraud Klasnic (ÖVP) und des ehemaligen Landeshauptmanns von Kärnten, Jörg Haider (FPÖ, BZÖ), die Koralmbahn vorgezogen. Um das Vorhaben zu beschleunigen, wurden Gelder umgewidmet und die beiden südlichen Bundesländer übernahmen einen Teil der Kosten.

„Juristische Spitzfindigkeit“

Im März 2001 erfolgte dann der symbolische Spatenstich unter der damaligen FPÖ-Verkehrsministerin Monika Forstinger. Nur ein Jahr später verfügte der Verwaltungsgerichtshof (VwGH) einen Baustopp. Mathias Reichhold (FPÖ), der Nachfolger von Forstinger kritisierte die Entscheidung als „juristische Spitzfindigkeit“.

Zwei Jahre später konnte unter Hubert Gorbach (FPÖ) weitergebaut werden. Davor musste die Regierung 2005 aber erst den ÖBB eine Weisung zum Tunnelbau erteilen. Der Aufsichtsrat hatte sich schlicht geweigert, das Prestigeobjekt zu genehmigen. Anschließend gab es immer wieder Vorstöße seitens der Bahn, das Projekt zu kippen, die allerdings keinen Erfolg hatten.

Projekt von EU gefördert

2004 wurde bekannt, sollten alle Vorhaben wie geplant umgesetzt werden, würde die Bahn spätestens 2010 insolvent sein. Gorbach schloss eine weitere Verzögerung aber kategorisch aus. Damals wurden die Kosten mit rund 2,6 Milliarden Euro veranschlagt, die Finanzierung des Projekts stand zu diesem Zeitpunkt aber offen. Ende 2004 verpflichteten sich Kärnten und die Steiermark dazu, 280 Millionen Euro bzw. fünf Prozent der Kosten des Tunnelbaus zu übernehmen.

Karte Koralmbahn

APA/ORF.at

Seit 17. Jänner 2014 wird am letzten Baulos gebohrt

Gefördert wird das Projekt zum Teil von der Europäischen Union - ist die Strecke doch ein wichtiger Abschnitt im europäischen Netz. Sie ist Teil der Baltisch-Adriatischen Achse, die von der Ostsee über Wien bis ans Mittelmeer reicht. Während der steirische Landeshauptmann Franz Voves (SPÖ) das Projekt lobt und auf die wirtschaftliche Bedeutung für den Beschäftigungsstandort verweist, wird in Kärnten die geplante Streckenführung entlang des Wörthersees kritisiert - mehr dazu in kaernten.ORF.at.

Kritik an Kosten-Nutzen-Rechnung

Kritik kommt auch von Verkehrsexperten, sie halten den Tunnel für unrentabel. Die Kosten-Nutzen-Rechnung sei negativ, weil gerade der Güterverkehr auf der Strecke überbewertet werde. Ähnliches gelte für den Personenverkehr: Da eine starke Personennutzung der Strecke zwischen Graz und Klagenfurt unwahrscheinlich sei, sei eine Direktverbindung zwischen den beiden Städten von einer nur geringen Bedeutung für den Verkehr.

Seit bald fünf Jahren wird von steirischer Seite nun gebohrt, seit Freitag nun auch vom kärntnerischen St. Paul im Lavanttal aus. Insgesamt soll der Koralmtunnel rund 33 Kilometer lang sein und ist damit mehr als doppelt so lang, wie der bestehende, rund 15 Kilometer lange Gotthard-Scheiteltunnel in der Schweiz (der im Bau befindliche Gotthard-Basistunnel wird 57 Kilometer lang sein, Anm.). Die gesamte neue Bahnstrecke von Graz nach Klagenfurt ist mit gut 5,3 Milliarden Euro veranschlagt und soll in neun Jahren in Betrieb gehen.

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