Vom Diskonter bis zum Designerstück
Kleidung und Schuhe für Kinder enthalten oft gefährliche Chemikalien. Bei einem Test der Umweltschutzorganisation Greenpeace wurden bei jeder der zwölf getesteten Modemarken bedenkliche Stoffe wie Weichmacher und Tenside, wie sie sich in chemischen Reinigungsmitteln finden, nachgewiesen.
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Unter den Chemikalien fanden sich neben den Tensiden (etwa Nonylphenolethoxylate, NPE) auch per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC). Einige dieser Stoffe sind hormonell wirksam oder gelten als krebserregend, so Greenpeace am Dienstag in einer Aussendung.
Allerdings ist nicht nur der Kontakt mit dem Endprodukt bedenklich, sofern die bedenklichen Substanzen nicht zuvor gründlich ausgewaschen werden, sondern zuvor schon der Herstellungsprozess. Die Chemikalien kontaminierten Flüsse und Trinkwasser in den Produktionsländern - großteils in der „Dritten Welt“ und in Schwellenländern.
Mehr Gift als in Plastikspielzeug
„Das ist ein Alptraum für alle Eltern. Diese ‚kleinen chemischen Monster‘ finden sich überall – in exklusiven, luxuriösen Designerstücken wie etwa von Burberry ebenso wie bei Kleidung von Textildiskontern a la Primark“, so Nunu Kaller, Konsumentensprecherin bei der Umweltschutzorganisation in Österreich.
Für den aktuellen Greenpeace-Bericht „Kleine Monster im Kleiderschrank“ wurden 82 Kinderbekleidungsstücke zwölf internationaler Modefirmen auf bedenkliche Chemikalien untersucht. Ein T-Shirt der Modekette Primark enthielt elf Prozent Weichmacher (Phthalate), in einem Babybody der Firma American Apparel waren 0,6 Prozent Weichmacher enthalten. Beide Werte wären unter EU-Recht für Kinderspielzeug verboten, diese Regeln greifen jedoch nicht für Kinderkleidung. Weichmacher fanden sich insgesamt in 33 von 35 getesteten Kleidungsstücken mit Aufdrucken aus Kunststoff.
Substanzen gelten als krebserregend
Die getesteten Produkte von adidas waren vor allem mit PFC belastet, unter anderem mit der als krebserregend geltenden Perfluoroctansäure (PFOA) und Substanzen, die zu PFOA abgebaut werden können. Ein Badeanzug enthielt 15 Mikrogramm PFOA pro Quadratmeter. Dieser Badeanzug überschreitet damit die von adidas selbst gesetzte Höchstmarke für PFOA um das 15-Fache. Einige PFC können das Immunsystem und die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und zu Schilddrüsenerkrankungen führen.
PFC sind extrem langlebig und reichern sich in der Umwelt und im Körper an. Ein Shirt der Luxusmarke Burberry war stark mit NPE belastet (780 Milligramm pro Kilogramm). Insgesamt kam NPE in 50 von 82 getesteten Artikeln vor. NPE wird in der Umwelt zu Nonylphenol abgebaut, das hormonell wirksam und besonders für Wasserorganismen schädlich ist.
Kampagne für „entgiftete“ Mode
Greenpeace versucht seit geraumer Zeit, im Rahmen der „Detox“ („Entgiften“, Anm.)-Kampagne, Bekleidungshersteller zur Reduktion des Einsatzes gefährlicher Chemikalien zu bewegen und dafür auch mit ihren Zulieferern zusammenzuarbeiten. Laut der Umweltschutzorganisation bekannten sich bis Dezember 17 internationale Unternehmen dazu, „Gift aus ihrer Mode zu verbannen“.
Dennoch finden sich bei Tests immer wieder Schadstoffe, zuletzt etwa wiederum PFC in Outdoor-Kleidungsstücken. Für die im Dezember präsentierte Untersuchung hatte Greenpeace 17 Funktionskleidungsstücke von zwei Labors prüfen lassen. Unter anderem zeigte sich dabei, dass diese die Chemikalien auch ausdünsten, das heißt an die Luft in den Geschäften abgeben.
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