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Erfahrung als Ministerumspressesprecher

Eugen Freund dürfte die SPÖ in die Europawahl führen. Mit Freunds Verpflichtung könnte SPÖ-Parteichef Werner Faymann durchaus ein Coup geglückt sein. Denn Freund hatte zuletzt als Moderator der Zeit im Bild (ZIB) ein Millionenpublikum.

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Der erste Ausflug in die Politik wäre es für den gebürtigen Wiener, der in Kärnten aufwuchs, freilich nicht. Schon in den 70er Jahren war Freund als Pressesprecher für Außenminister Willibald Pahr tätig, der zwar parteilos, aber von der SPÖ nominiert war. Ein Jahr später ging er nach New York, um dort fünf Jahre den Presse- und Informationsdienst der Republik Österreich mit zu betreuen.

ZIB-Comeback im Jahr 2011

Die ORF-Karriere begann erst danach. Freund, der in jungen Jahren Artikel für die „Kärntner Tageszeitung“ und das Magazin „profil“ verfasst hatte, übte sich rasch am Bildschirm ein. Bereits in den 80er Jahren war er als ZIB2-Moderator tätig, später unter anderem Beitragsgestalter beim „Auslandsreport“, in den 90er Jahren dann US-Korrespondent und auch Büroleiter in Washington. Neben seiner ORF-Tätigkeit arbeitete er für den „CNN World Report“ und publizierte unter anderem in den renommierten Wochenmagazinen „Die Zeit“ und „Weltwoche“.

Als es schon ruhig um Freund zu werden schien und er sich mit kleineren Rollen in Radio und Fernsehen (unter anderem als Moderator von „Wien Heute“) zufriedengeben musste, gelang 2011 ein überraschendes Comeback in der Primetime. Freund wurde zum ZIB-Moderator, zunächst an der Seite von Hannelore Veit, später neben Nadja Bernhard.

Der Pensionierung entging Freund trotzdem nicht, auch wenn er noch so dagegen anredete. Zwei Monate Gnadenfrist gewährte ihm Generaldirektor Alexander Wrabetz diesen Herbst noch. Doch zum Jahreswechsel war der Abschied für Freund perfekt. Am Silvestertag war Freund das letzte Mal als ZIB-Moderator am Bildschirm zu sehen, am Montagnachmittag folgte die Abschiedsfeier beim ORF.

Stenzel 1996 ÖVP-Spitzenkandidatin

Dass die SPÖ den 62-Jährigen nun in die Spitzenpolitik holt, überrascht nur auf den ersten Blick. Bei EU-Wahlen hat es vielmehr schon eine gewisse Tradition, dass politische Parteien auf Quereinsteiger setzen. Das erfolgreichste Beispiel ist Ursula Stenzel, wie Freund ehemals für die ZIB tätig und nach ihrer ORF-Karriere Spitzenkandidatin der ÖVP bei der EU-Wahl 1996, bei der die Volkspartei vor der SPÖ Platz eins erobern konnte.

Zu tun hätte Freund wohl auch genug, wenn er sich die EU-Kandidatur nicht angetan hätte. Zuletzt hatte der verheiratete Vater von zwei Kindern einen fiktiven Roman über Jörg Haiders Tod („Der Tod des Landeshauptmanns“) verfasst. Buchautor ist er ohnehin schon seit langem, mit Schwerpunkt USA, was Titel wie „Mein Amerika“ und „Präsident Obama - der lange Weg ins Weiße Haus“ belegen. Gern schaut Freund auch gen Himmel. Ihm gehört die Sternwarte in St. Kanzian, die sein Großvater vor 50 Jahren errichtet hatte.

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