Erneut Eskalation der Gewalt
Einen Tag nach seinem Rücktritt ist der Präsident der Zentralafrikanischen Republik, Michel Djotodia, nach Benin geflohen. Der frühere Rebellenführer landete am Samstag an Bord eines Flugzeugs aus der tschadischen Hauptstadt N’Djamena in Benins Hauptstadt Cotonou. Auf dem Flughafen wurde er von Außenminister Nassirou Bako Arifari in Empfang genommen.
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Wie Benins Außenministerium mitteilte, wurde das Land von der Wirtschaftsgemeinschaft der zentralafrikanischen Staaten (ECCAS) darum gebeten, Djotodia aufzunehmen. Benin wolle damit einen Beitrag zur „Wiederherstellung von Frieden, Sicherheit und Stabilität“ in der Zentralafrikanischen Republik leisten, hieß es. Djotodias Familie lebt schon seit längerem in Benin.
Djotodia und sein Ministerpräsident Nicolas Tiengaye waren am Freitag unter dem Druck der Nachbarstaaten zurückgetreten. Trotzdem war die Gewalt in der Hauptstadt Bangui am Wochenende erneut eskaliert. Nach Angaben des Roten Kreuzes wurden bei Plünderungen von Geschäften von Muslimen seit Freitagabend mindestens acht Menschen getötet und über hundert verletzt.
Ausländer werden ausgeflogen
Nach dem Rücktritt Djotodias organisiert die Internationale Organisation für Migration (IOM) Rettungsflüge für Ausländer. Die IOM teilte am Samstag mit, sie sei von mehreren afrikanischen Staaten gebeten worden, ihre Staatsbürger aus dem Krisengebiet auszufliegen.
Dazu gehören Tschad, Niger, Mali, der Sudan und die Demokratische Republik Kongo. Mehr als 60.000 Menschen aus den Nachbarstaaten der Zentralafrikanischen Republik hätten zuvor in ihren Botschaften darum gebeten, außer Landes gebracht zu werden, sagte die für Westafrika zuständige IOM-Direktorin Carmela Godeau. Knapp die Hälfte habe das Land bereits verlassen. Etwa 2,2 Millionen Menschen, also die Hälfte der Bevölkerung im Land, benötigen nach Angaben der Vereinten Nationen (UNO) humanitäre Hilfe.

Reuters/Emmanuel Braun
Ein französischer Soldat in der Zentralafrikanischen Republik
Religiös motivierte Gewalt nicht im Griff
Djotodias Rebellenbündnis Seleka hatte vor zehn Monaten bei einem Staatsstreich den damaligen Präsidenten Francois Bozize gestürzt. Die regionale Staatengemeinschaft CEEAC warf Djotodia vor, die religiös motivierte Gewalt in seinem Land nicht in den Griff bekommen zu haben. Auch Ministerpräsident Nicolas Tiangaye legte sein Amt nieder, wie lokale Medien am Freitag berichteten.
Der Präsident des Tschad, Idriss Deby, hatte Djotodia bei dem Treffen in N’Djamena mit deutlichen Worten aufgefordert, die Verantwortung für das Krisenland in andere Hände zu legen. „Diejenigen, die für den politischen Übergang verantwortlich sind, haben versagt und die Erwartungen der Zentralafrikaner nicht erfüllt“, sagte Deby nach einem Bericht des französischen Senders RFI. Wer das Land künftig führen soll, ist noch unklar. Gespräche dazu sollen demnächst in der zentralafrikanischen Hauptstadt Bangui stattfinden.
Jubel in Bangui über Rücktritt
In Bangui brach wegen des Rücktritts Djotodias Jubel unter der Bevölkerung aus. Wegen der blutigen Gewaltwelle sind in dem bitterarmen Land rund eine Million Menschen auf der Flucht. Ihre Lebensumstände sind Beobachtern zufolge verheerend.
Nach Bozizes Sturz durch Djotodias Rebellenbündnis Seleka ist es diesem trotz des militärischen Einsatzes der ehemaligen Kolonie Frankreich und Tausender Friedenstruppen der Afrikanischen Union (AU) bisher nicht gelungen, wieder Ordnung und Frieden in dem Land herzustellen. Seit Anfang Dezember hat Paris 1.600 Soldaten in dem Land stationiert.
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