Bürgermeister droht mit Milliardenklage
Mit der Titelgeschichte „Bevi Napoli e poi muori“ (Neapel trinken und sterben) hat das Wochenmagazin „L’Espresso“ im November nicht nur die Trinkwasserqualität in der Region Kampanien infrage gestellt, sondern sich auch eine milliardenschwere Klagsdrohung vom neapolitanischen Bürgermeister Luigi De Magistris eingehandelt. Das Thema selbst ist damit noch nicht vom Tisch: Vielmehr leiteten Anti-Mafia-Behörden nun Ermittlungen ein.
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Geklärt werden soll laut ANSA nicht nur, ob tatsächlich eine Gesundheitsgefahr besteht, sondern auch, welche Rolle die Camorra, der neapolitanische Arm des italienischen organisierten Verbrechens, bei der Trinkwasserversorgung spielt. Den Angaben zufolge wurden bereits umfangreiche Unterlagen von den zuständigen Behörden der Region Kampanien, der Umweltschutzagentur ARPAC und insgesamt neun Labors, in denen die offiziellen Gutachten zur Trinkwasserqualität erstellt wurden, angefordert.
„Trinkbar“ vs. „nicht akzeptierbar“
Dazu sind die Behörden auch an den Erkenntnissen der US-Navy interessiert, die in Neapel eine Basis betreibt und laut „L’Espresso“ in eigenen Gutachten die Wasserqualität in weiten Teilen Kampaniens infrage gestellt haben soll. Gegenüber der Zeitung „Il Fatto Quotidiano“ betonte US-Kommandant Philip Davidson zwar, dass das Wasser in Neapel trinkbar sei, trotzdem wird laut „Il Mattino“ in den Sicherheitshinweisen der US-Basis eindringlich vor dem Gebrauch von Leitungswasser außerhalb der Militäranlagen gewarnt.

U.S. Naval Hospital Naples
Ausschnitt aus den von „Il Mattino“ veröffentlichten Sicherheitshinweisen der US-Navy in Neapel
Angesichts Hinweisen wie beim Zähneputzen nur abgefülltes Wasser zu verwenden und beim Duschen den Mund geschlossen zu halten gebe es der Zeitung zufolge offenbar sehr wohl ernsthafte Bedenken rund um die Wasserqualität. Geht es nach „L’Espresso“, sei in einem US-Gutachten sogar von einem „nicht akzeptierbaren“ Gesundheitsrisiko die Rede. Die US-Laborberichte stehen den Angaben zufolge im schieren Widerspruch zu den offiziellen Gutachten in Kampanien, darunter Neapels Wasserwerken ABC, in denen von einer bedenkenlosen Wasserqualität die Rede ist.
„Goldmine“ Wasser
Gleichzeitig sorgten etwa Berichte über illegale Mülldeponien und abseits sämtlicher Umweltauflagen operierender Unternehmen bereits in der Vergangenheit immer wieder auch für Debatten rund um mögliche Auswirkungen auf die Wasserqualität. Dass nun die Anti-Mafia-Behörden aktiv werden, wird Medienberichten zufolge unter anderem damit begründet, dass auch an der Instandhaltung der Wasserleitungen beteiligte Unternehmen direkt von der Camorra kontrolliert werden sollen. Vom Onlineportal Lettera43 ist angesichts der anstehenden Grunderneuerung von Kampaniens marodem Leitungssystem von einer „Goldmine“ die Rede - „und die Clans stehen schon bereit, um sich die Verträge abzusichern“.
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