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Staatsanwalt will Zeugen befragen

Seit einer Woche kämpfen die Ärzte in der Uniklinik im französischen Grenoble um das Leben von Michael Schumacher. Der Formel-1-Rekordweltmeister verunglückte in einem ungesicherten Abschnitt im Skigebiet Meribel, wobei es über die genauen Hintergründe, die zu dem folgenschweren Sturz führten, nach wie vor nur Spekulationen gibt.

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Nachdem die Staatsanwaltschaft von Albertville und die Leitung der Skistation zunächst von einer zu hohen Geschwindigkeit als Unfallursache ausgingen, spricht mittlerweile vieles für „eine Verkettung unglücklicher Umstände“, wie es auch vonseiten der Schumacher-Managerin Sabine Kehm von Anfang an hieß. Untermauert wurde das zuletzt durch einen vom „Spiegel“ kolportierten Augenzeugenbericht, demzufolge sich der Schumacher-Unfall bei einer Geschwindigkeit von „maximal 20 Stundenkilometern“ ereignet haben soll.

Schumacher trug Helmkamera

Von offizieller Seite zeigt man sich angesichts der laufenden Ermittlungen zurückhaltend. Der nun aufgetauchte Augenzeuge könnte nun durchaus eine Schlüsselrolle bei der Aufklärung der Unfallhintergründe spielen. AFP zufolge wurde der 35-jährige Deutsche bereits aufgefordert, sich mit der Gendarmerie von Savoyen in Verbindung zu setzen.

Bereich einer Skipiste, auf der Michael Schumacher verunfallte

APA/EPA/dpa/David Ebener

Blick auf jene Piste, auf der Schumacher schwer zu Sturz kam

Neben dem beim Unfall zerbrochenen Helm wurde den Behörden von Schumachers Familie zudem auch jene Helmkamera ausgehändigt, die Schumacher möglicherweise getragen haben soll. Ob die Kamera beim Unfall eingeschaltet war und Schumacher somit seinen Sturz selber gefilmt hat, ist derzeit allerdings noch offen.

Zeuge will Videoaufnahmen Behörden übergeben

Ungeachtet dessen könnte es auch von dem nun aufgetauchten Zeugen Videoaufnahmen von Schumachers Unfall geben, wobei der aus Essen stammende Flugbegleiter bereits angekündigt haben soll, die Aufnahmen als Beweismaterial zur Verfügung stellen zu wollen.

Laut „Spiegel“ stand der Deutsche zum Zeitpunkt des Unglücks nur wenige Meter von der Unfallstelle entfernt auf der Piste und nahm per Smartphone gerade seine Freundin auf. Im Hintergrund der Aufnahme sei „leicht verwackelt zu sehen, wie ein Skifahrer in dem nicht präparierten Teil zwischen zwei Pisten über den Schnee gleitet und schließlich zu Fall kommt“.

Mit Leihskiern unterwegs

Nach Kehms Angaben war Schumacher zum Unfallzeitpunkt mit seinem, laut Medienberichten bereits von den Behörden befragten, Sohn und einer kleinen Gruppe von Freunden unterwegs. Zudem berichtete die „Bild“-Zeitung, Schumacher habe unmittelbar vor seinem Unfall einem gestürzten Freund aufgeholfen.

Später hieß es, es habe sich dabei um die Tochter eines Freundes gehandelt. Schumacher war mit Leihskiern unterwegs, nicht mit seiner eigenen Ausrüstung, die „Bild“-Zeitung spekulierte darüber, dass das ein Mitauslöser für den Sturz gewesen sein könnte.

Piste, auf der Michael Schumacher verunfallte

APA/EPA/David Ebener

Der Unglücksort liegt zwischen zwei Skipisten

War Piste ausreichend gesichert?

Eine Frage bei den Ermittlungen ist, ob das Gebiet, in dem zahlreiche Felsen unter Schnee lagen, ausreichend als gefährlich markiert und gesichert war. „Ich finde es nicht normal, dass es zwischen zwei markierten Pisten einen Abschnitt mit Felsen gibt, zu dem der Zugang nicht mit Netzen gesperrt ist“, kritisierte Schumachers früherer Formel-1-Kollege Philippe Streiff in der Zeitung „L’Equipe“ - und stellte damit indirekt die Frage nach einer möglichen Mitverantwortung der Skistation.

Staatsanwalt Patrick Quincy sagte gegenüber der in Grenoble erscheinenden Zeitung „Le Dauphine Libere“, dass am Unglücksort einige Felsen sichtbar gewesen seien, andere nicht. „Das Einzige, was wir derzeit mit Sicherheit wissen, ist, dass Schumacher wegen eines der Felsen das Gleichgewicht verlor, bevor er stürzte.“

Die Vorsitzende der Anwaltskammer Albertville, Laure Sauthier, zeigte sich gegenüber dem TV-Sender France 2 unterdessen verwundert, dass die von Felsen gesäumte Unglücksstelle im Skigebiet Mirabel nicht abgesperrt worden sei. Gleichzeitig sagte Sauthier, dass es keine genaue Definition gebe, ab wann man sich abseits einer Skipiste bewege.

Pressekonferenz angekündigt

Staatsanwalt Quincy bat unterdessen ausdrücklich darum, bis dahin „keine falschen Informationen über Aussagen von mir oder die Ermittlungen zu verbreiten“. Auch die Familie des 45-Jährigen bitte darum, in Ruhe gelassen zu werden. Über den Stand der Ermittlungen wurde von der zuständigen Staatsanwaltschaft und der Polizei für „Mitte der Woche“ eine gemeinsame Pressekonferenz im Gericht von Albertville angekündigt.

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