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Boote vollkommen überfüllt

Genau drei Monate nach dem Flüchtlingsdrama vor der Insel Lampedusa hat die italienische Marine in 24 Stunden über tausend Migranten aus Seenot gerettet. Die Flüchtlinge befanden sich an Bord von insgesamt fünf Booten.

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Normalerweise reißt der Flüchtlingsstrom über das Mittelmeer nach Europa mit dem Winter ab, weshalb der Zeitpunkt der Rettungsaktion ungewöhnlich ist. Die Migranten aus Afrika nutzen meist die wärmeren Sommer- und Herbst-Monate, um die gefährliche Überfahrt zu wagen.

Flüchtlinge in Seenot

APA/EPA/Italian Navy Press Office

Die Flüchtlinge werden auf ein Schiff der italienischen Marine geholt

„Mare sicuro“ (Sicheres Meer) heißt die Mission, mit der die Regierung in Rom im Oktober eine stärkere Überwachung im Mittelmeer gestartet hat. Die Zahl der Schiffe und Flugzeuge, die bei Patrouillen im Mittelmeerraum eingesetzt werden, wurde verdreifacht.

Nach Sizilien gebracht

An Bord eines einzigen Flüchtlingsbootes befanden sich 292 Migranten, teilte die italienische Marine am Freitag mit. Die Flüchtlinge, darunter mehrere Minderjährige, stammen mehrheitlich aus Eritrea, Nigeria, Somalia und Pakistan. Sie wurden nach Sizilien gebracht. 233 Männer und Frauen waren bereits in der Nacht zum Donnerstag an Bord eines Schiffes genommen worden, wie die Marine mitteilte.

Flüchtlinge an Deck eines Italienischen Küstenwachenschiffs

APA/EPA/Italian Navy Press Office

Flüchtlinge an Bord eines Schiffes der Marine

Sie waren mit einem kaum seetüchtigen und völlig überfüllten zehn Meter langen Holzboot im unruhigen Mittelmeer südlich von der Insel Lampedusa unterwegs. Die Migranten aus Eritrea, Nigeria, Somalia, Pakistan, Sambia und Mali sollten mit einer Fregatte der Marine nach Augusta in Sizilien gebracht werden.

Ministerium: Zahl 2013 verdreifacht

Die 233 Migranten waren die ersten Flüchtlinge, die in diesem Jahr von der Marine vor den italienischen Küsten gerettet wurden. Nach dem Flüchtlingsdrama mit mehr als 360 Toten vor Lampedusa im Oktober letzten Jahres hatte Italien die Überwachung des Mittelmeerraumes verstärkt. Nach Angaben des italienischen Innenministeriums hat sich die Zahl der ankommenden Flüchtlinge im Jahr 2013 mit fast 43.000 mehr als verdreifacht.

Missstände in Auffanglager auf Lampedusa

Italien räumte das Aufnahmelager auf der Insel Lampedusa nach Berichten über schwere Missstände dort zu Weihnachten nahezu ganz. Eine offensichtlich schockierende Behandlung von Flüchtlingen in dem Aufnahmezentrum hatte Mitte Dezember Italien empört. Bilder die vom italienischen TV-Sender RAI gesendet wurden, zeigten, wie sich Migranten reihenweise nackt an einer Wand aufstellen mussten, um in der winterlichen Kälte dann mit Wasser abgespritzt und damit wegen Krätze „desinfiziert“ zu werden.

Italiens Regierungschef Enrico Letta hatte daraufhin bessere Standards in den Zentren versprochen, zumal es auch in anderen Aufnahmelagern Proteste von Migranten gibt. Dabei geht es oft auch um drohende Ausweisungen.

Rettungsaktion auch in der Ägäis

Doch auch über die zu dieser Jahreszeit unruhige Agäis versuchen Flüchtlinge nach Europa zu gelangen. Die griechische Küstenwache rettete 85 Bootsflüchtlinge am Donnerstag. Das rund 19 Meter lange Segelboot der Migranten lief Gefahr, im Sturm und Hagel wenige Seemeilen südwestlich der griechischen Insel Astypalea unterzugehen, teilte der Sprecher der Küstenwache, Nikolaos Lagkadianos, im griechischen Rundfunk mit.

„Wir haben die Menschen mit einer umfangreichen Aktion, die die ganze Nacht zum Donnerstag dauerte, gerettet“, sagte der Sprecher. An Bord waren auch 15 Kinder und 20 Frauen. Örtliche Medien berichteten, die meisten Migranten stammten aus Syrien und Afghanistan und seien am Neujahrstag von der türkischen Ägäisküste in See gestochen. Die Ägäis ist eine der Routen, über die internationale Schleuserbanden immer wieder illegale Migranten nach Europa bringen.

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