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Wege zu schnelleren Behandlungen

Es waren eindeutige Zahlen, die Umfragen zum Thema Wartezeit in Spitälern zuletzt ausgewiesen haben: So bezeichneten drei Viertel der Befragten Spitalswartezeiten als zu lange. Auch im Falle niedergelassener Ärzte war kaum mehr Zufriedenheit zu erkennen. Gesundheitsminister Alois Stöger brachte Verbesserungsvorschläge - für die Ärzte gehen diese jedoch am eigentlichen Problem vorbei.

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Vor allem mit einer Erhöhung der Transparenz, aber auch mit Richtwerten für geplante Behandlungen seien - so Stöger zuletzt - schnellere Behandlungen für Patienten zu erreichen. Stöger verwies darauf, dass es in den Bundesländern Wartelisten für geplante Operationen in Spitälern gibt, wobei sich die Reihung meist nach medizinischen und organisatorischen Gesichtspunkten richtet. Mit Ausnahme von Niederösterreich erhielten Patienten nur dann Auskunft für die Wartezeit auf eine OP, wenn wie bereits auf einer Warteliste vermerkt sind.

„Wann ist Warteliste gegen null geschrumpft?“

Stöger schlug vor, diese Transparenz weiter ausbauen, um damit einen Druck zu einer weiteren Verkürzung der Wartezeiten zu erzeugen. Die Ärztekammer (ÖÄK) zeigte sich am Dienstag von der Ankündigung Stögers wenig überzeugt. Für Kammer-Präsident Arthur Wechselberger müsse es das Ziel sein, nicht nur eine Liste zu führen, „wie lange ich wo warten muss“ - denn das halte er „für bescheiden“. Vielmehr müsse die Frage lauten: „Wann ist diese Warteliste gegen null geschrumpft - und welche Maßnahmen muss ich dazu setzen.“

Wechselberger fordert von der neuen Bundesregierung konkrete Schritte zur Verkürzung von Wartezeiten - und zwar sowohl im Spitals- wie auch im niedergelassenen Bereich. „Die Aufgabe der Gesundheitspolitik wäre es, diese Wartezeiten zu verkürzen, das Operationsangebot zu erweitern - von der Kapazität her.“ Außerdem müssten Leistungen im niedergelassenen Bereich „erbringbar“ gemacht werden, Wechselberger fordert hier etwa die Umsetzung der Schaffung von 1.000 Planstellen.

„Mehr Geld in die Hand nehmen“

Ferner verwies Wechselberger darauf, dass die Verpflichtung zur Transparenz bei den Wartezeiten ja schon seit 2011 Bundesgesetz sei. Und: „Die Darstellung der Wartezeit hat mit der Verkürzung ja überhaupt nichts zu tun.“ Generell müsse man dafür „selbstverständlich mehr Geld in die Hand nehmen“, sagte der Ärztekammer-Präsident. „Man muss Ressourcen bereitstellen, man muss das pflegerische und ärztliche Personal von unnötigen administrativen Aufgaben freispielen“ und weitere Kapazitäten im niedergelassenen Bereich schaffen, um die Krankenhäuser zu entlasten.

Bereits zuletzt hatte Stöger darauf hingewiesen, dass angesichts aller Reformansätze auch die Frage der Kosten zu berücksichtigen sei. Für ihn seien die Wartezeiten jedoch ein wichtiger Parameter für die Qualität im Gesundheitssystem. Für Stöger ist Österreich „Weltmarktführer“ im Zugang zu Gesundheitsleistungen für alle Patienten. Trotzdem gebe es noch manchmal Wartezeiten, die „nicht zumutbar“ seien. Insbesondere bei Akutfällen hält Stöger längere Wartezeiten für „nicht akzeptabel“ - sowohl in Spitälern als auch bei niedergelassenen Ärzten.

Opposition übt Kritik

Die Regierung hat sich auch in ihrem Arbeitsprogramm dieses Problems angenommen. Dort wird zunächst die Schaffung „eines Systems zur Erhebung von Wartezeiten“ und dann auch die „Erarbeitung von Richtwerten für ausgewählte Routine- bzw. geplante Fälle“ angekündigt. Kritik an den Vorstößen Stögers kam am Montag aus den Reihen der Opposition: Die FPÖ schenkt Stögers Wunsch wenig Glauben. Dieser Ruf erfolge nur, „um von seinem umfassenden Versagen abzulenken“, sagte FPÖ-Gesundheitssprecherin Dagmar Belakowitsch-Jenewein in einer Aussendung. Denn der Ressortchef selbst sei für „diesen Missstand hauptverantwortlich“.

Stöger wolle „damit nur von der zahnlosen Gesundheitsreform 2014 ablenken, die die Probleme des Gesundheitssystems nicht einmal ansatzweise wird lösen können. Wir brauchen eine echte Strukturreform“, betonte TS-Gesundheitsminister Marcus Franz.

„Nur Spiegelfechterei“

Verärgert gab sich auch der Präsident des Wiener Hausärzteverbandes, Wolfgang Werner. Wenn Stöger die langen Wartezeiten bei Ambulanzen und Ordinationen kritisiert, „dann kann das nur als Spiegelfechterei betrachtet werden, denn die letzten fünf Jahre war er Minister und zeichnet verantwortlich dafür, dass hoch spezialisierte Ambulanzen nicht unbeträchtlich mit Bagatellerkrankungen in Anspruch genommen und für wirklich dringende Fälle blockiert werden“, so der Mediziner.

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