„Wir sind jetzt da“
Mexiko wird erneut von besonders grausamen Mordtaten erschüttert. Binnen einer Woche fand die Polizei sechs geköpfte Leichen. Am Samstag entdeckte die Polizei in den Städten Tarimbaro und Morelia (Bundesstaat Michoacan) insgesamt fünf enthauptete Männer, zuvor wurde eine Frauenleiche ohne Kopf in einer U-Bahn-Station in Mexiko-Stadt gefunden.
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Bei allen Opfern wurden Botschaften von Drogenkartellen gefunden. In Michaocan befanden sich die fünf abgetrennten Köpfe jeweils in der Nähe der Leichen. In Morelia waren die drei Leichen gut sichtbar mitten in einem Kreisverkehr platziert worden. Auf einem beigefügten Kartonschild bekannte sich das Drogenkartell namens Neue Generation (CJNG) aus dem benachbarten Bundesstaat Jalisco zu den Morden. „Wir sind jetzt da ... Hochachtungsvoll, CJNG“, stand handgeschrieben zu lesen.
Frauenleiche in U-Bahn-Station
Das Kartell aus Jalisco steht in Rivalität zu den Kartellen Tempelritter und La Familia und Los Zetas, die in Michaocan, einer Hochburg des Rauschgifthandels, die Häfen an der Pazifikküste kontrollieren. Doch die Kartelle machen einander zunehmend die Vorherrschaft und die Kontrolle über Schmuggelrouten streitig. Um sich gegenseitig einzuschüchtern, werden die Morde immer brutaler. Vielen Leichen werden Köpfe, Hände und Füße abgeschlagen.
Auch in Mexikos Hauptstadt wird der Kampf um die Vorherrschaft der Kartelle immer brutaler. Auch hier übernehmen „Neueinsteiger“ mittlerweile dieselben Einschüchterungstaktiken. Vor einer Woche hatte ein Unbekannter in Mexiko-Stadt in einer U-Bahn-Station einen Koffer mit einer enthaupteten Frauenleiche abgestellt. Der Mann war zuvor etwa 30 Minuten lang mit dem Koffer U-Bahn gefahren, wie Videoaufnahmen der Sicherheitskameras zeigten.
Neues Kartell in Mexiko-Stadt
Der Hintergrund der Bluttat ist noch unklar. Allerdings wurden in dem Koffer eine Botschaft des Drogenkartells Familia Michoacana gefunden. Die Polizei konnte das etwa 25 Jahre alte Opfer bisher nicht identifizieren, da der Leiche neben dem Kopf auch die Hände abgetrennt wurden.
In Mexiko-Stadt haben sich das Drogengeschäft eigentlich das Sinaloa-Kartell und Splittergruppen des ehemaligen Beltran-Leyva-Kartells unter sich aufgeteilt. Über Aktivitäten des Kartells Familia Michoacana, das vor allem in Zentral- und Westmexiko tätig ist, war bisher wenig bekannt.
Grausame Botschaften an Bürgerwehren
Die mexikanische Regierung hatte im Mai Tausende Soldaten und Polizisten nach Michoacan entsandt, um gegen die rivalisierenden Drogenbanden vorzugehen. Die Eskalation der Gewalt führte in mehreren Städten zur Bildung bewaffneter Bürgerwehren, die auf eigene Faust für Ruhe und Ordnung sorgen wollen.
Doch die Kartelle sind über das Engagement der Einwohner alles andere als erfreut. Um sie einzuschüchtern, werden in Ortseinfahrten immer wieder verstümmelte Leichen platziert, wie zuletzt vor Los Reyes. Die Täter hätten auch eine Botschaft hinterlassen. „Das passiert allen, die die (...) Gemeindepolizei unterstützen“, war laut Medien auf einem Plakat zu lesen. Kurz vor Weihnachten wurde der Bürgermeister einer der Vororte von Morelia erschossen, in Tarimbaro wurden der Direktor der öffentlichen Sicherheitsbehörde sowie sein Stellvertreter umgebracht.
Die Situation verschärfte sich zuletzt so sehr, dass Bischof von Apatzingan, Miguel Patino Velazquez, bereits von einem „gescheiterten Bundesstaat“ in Michoacan sprach. In Mexiko wurden in den vergangenen Jahren im Drogenkrieg landesweit mehr als 77.000 Menschen getötet.
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