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Bewegende letzte Reise Mandelas

Zehn Tage nach seinem Tod ist der südafrikanische Freiheitskämpfer Nelson Mandela am Sonntag im Familiengrab in seinem Heimatdorf Qunu beerdigt worden. Fast 4.500 Gäste aus aller Welt kamen zur Trauerfeier auf das Familienanwesen im südafrikanischen Qunu, um vom ersten schwarzen Präsidenten des Landes Abschied zu nehmen.

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Mit militärischen Ehren und begleitet von Blasmusik wurde der Sarg, bedeckt mit der Nationalflagge, zu dem eigens errichteten Festzelt gebracht. Etwa 4.500 Ehrengäste aus aller Welt hatten sich zu der etwa zweistündigen Zeremonie in dem 200-Einwohner-Dorf versammelt.

„Der Mann, der hier liegt, ist Südafrikas größter Sohn“, sagte Cyril Ramaphosa, der den Afrikanischen Nationalkongress (ANC) als Vizepräsident vertrat, in seiner Eröffnungsrede. „Wir müssen sein Erbe weiterführen“, appellierte danach Südafrikas Präsident Jacob Zuma. Noch sei das Werk nicht vollbracht. Südafrika brauche nicht nur die politische Freiheit, sondern müsse auch von Kriminalität, Gewalt und Armut befreit werden. „Das ist nicht nur ein Verlust für Südafrika, sondern für die ganze Welt“, sagte die Präsidentin Malawis, Joyce Banda. Auch Mandelas früherer Weggefährte und Mithäftling Achmed Kathrada erinnerte an das Vermächtnis des weltweit respektierten Freiheitskämpfers, der im Krankenbett „nur noch ein Schatten seiner selbst“ gewesen sei.

Aufgebahrter Sarg von Nelson Mandela

Reuters/Odd Andersen

Beerdigungsfeierlichkeiten für Mandela

Neben mehreren afrikanischen Staatsspitzen wohnten auch Mandelas Witwe Graca Machel und seine frühere Ehefrau Winnie Madikizela-Mandela der Zeremonie bei, ebenso wie der frühere südafrikanische Erzbischof und Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu. Aus dem Ausland fanden sich unter anderen der amerikanische Bürgerrechtler Jesse Jackson, die französischen Ex-Ministerpräsidenten Lionel Jospin und Alain Juppe in dem weißen Festzelt des Familienanwesens in Qunu ein, auch Prinz Charles, der britische Unternehmer und Virgin-Gründer Richard Branson und die Talkshow-Moderatorin Oprah Winfrey waren unter den geladenen Gästen.

Oprah Winfrey und Richard Branson

Reuters/Odd Andersen

Moderatorin Winfrey neben Virgin-Gründer Branson

Schon vor Beginn des offiziellen Programms gab es Gesänge und Tänze, eine Militärblaskapelle spielte. In dem Festzelt wurde ein überlebensgroßes Porträt Mandelas aufgebaut, davor Kerzen. Im Dorf und auf den Hügeln rundum hatten sich zahlreiche Schaulustige versammelt, um aus der Ferne das Staatsbegräbnis zu verfolgen. In mehreren südafrikanischen Städten wurden die Trauerfeiern in Qunu auf Plätzen und in Stadien auf Großleinwand übertragen.

Stammestraditionen im Zentrum

Nach der offiziellen Trauerfeier wurde Mandela auf dem Familienfriedhof beigesetzt, wo bereits seine Eltern und drei seiner Kinder ihre letzte Ruhestätte fanden. Entgegen früheren Berichten, nur die Familie und engste Freunde seien zur Beerdigung geladen, erklärte ANC-Vizeparteichef Ramaphosa zum Ende der offiziellen Trauerfeier, dass Staatsgäste, ausgewählte südafrikanische Minister, ANC-Politiker und Militärs sowie andere Ehrengäste doch an der Beerdigung teilnehmen dürften. Journalisten waren nicht zugelassen.

Bei der Beisetzung wurden laut Angaben alte Rituale des Xhosa-Volkes vollzogen, damit „Mandelas Geist seinen Frieden findet“. Da Mandela methodistischer Christ war, hatte die Beerdigungszeremonie auch christliche Elemente enthalten. Mandelas Leichnam war am Samstag aus der Hauptstadt Pretoria in sein Heimatdorf am Ostkap gebracht worden. Südafrikas Anti-Apartheid-Held und Friedensnobelpreisträger war am 5. Dezember nach schwerer Krankheit im Alter von 95 Jahren verstorben.

Mandelas Tochter Makaziwe Mandela und die Enkelin Tukwini Mandela

APA/AP/Odd Andersen

Mandelas Enkelin Tukwini Mandela und seine Tochter Makaziwe Mandela beim Begräbnis

Leiden ließ Familie wieder zusammenrücken

Die schwere Krankheit und der Tod Mandelas ließen laut einem Medienbericht seine zerstrittene Familie zusammenrücken. „Jeder Einzelne von ihnen hat sein Bedauern ausgedrückt über die Differenzen, die sie zuvor hatten“, schilderte ein enger Freund der Familie, der Rechtsanwalt George Bizos, der „Sunday Times“.

Ihr Vater habe „immer über Vergebung gesprochen, und in diesem Geist habe auch ich versucht, das in der Familie umzusetzen“, zitierte das Blatt die älteste Tochter des Friedensnobelpreisträgers, Makaziwe Mandela. Mandelas Witwe Machel sei in den vergangenen Wochen die treibende Kraft für den Familienfrieden gewesen, hieß es weiter.

Während der erste schwarze Präsident Südafrikas im Sommer im Krankenhaus mit dem Tod gerungen hatte, trug seine Familie ihre Zwistigkeiten öffentlich und vor Gericht aus. Dabei ging es sowohl um das künftige Grab Mandelas als auch um den Einfluss in der Mandela-Stiftung und um Gelder der Familie.

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