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Verdächtige Transaktionen im Visier

Aus keinem anderen Land der Welt ist 2011 so viel illegales Kapital abgeflossen wie aus Russland. Die Energiegroßmacht überholte damit China. Aus Russland flossen 2011 rund 191 Mrd. Dollar (rund 140 Mrd. Euro) an illegalen Geldern ab, wie das US-Forschungsinstitut Global Financial Integrity (GFI) in seinem neuesten Bericht von Mittwoch ausweist.

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Auf Platz Zwei folgte China, wo 151 Mrd. Dollar aus Kriminalität, Korruption und Steuerhinterziehung abflossen. Auf den folgenden Rängen beim Abfluss schmutziger Gelder 2011 finden sich Indien, Malaysia, Saudi-Arabien, Mexiko, Brasilien, Thailand, Südafrika und Costa Rica. Bezogen auf 150 Schwellen- und Entwicklungsländer flossen allein 2011 rund 947 Mrd. Dollar ab - das Zehnfache der offiziellen weltweiten staatlichen Entwicklungshilfe.

Zunahme von fast 14 Prozent

Gegenüber dem Jahr davor ist das eine Zunahme um 13,7 Prozent. Die Forscher merken allerdings an, dass die tatsächlichen Abflüsse schmutziger Gelder weit höher liegen dürften, weil ihre Zahlen auf bilateralen Handelsdaten basieren. Bargeldtransaktionen und Geldtransfers auf traditionellen Wegen etwa in Afrika sind nicht erfasst - und gerade die schmutzigsten Transaktionen wie Drogen- und Menschenhandel sowie andere kriminelle Aktivitäten werden oft in Bargeld abgewickelt.

China führte ein Jahrzehnt lang

Auf das Jahrzehnt zwischen 2002 und 2011 berechnet verschwanden gemäß den US-Forschern insgesamt 5,9 Billionen Dollar aus Schwellen- und Entwicklungsländern. Pro Jahr steigerten sich die Beträge um durchschnittlich 10,2 Prozent. Als Großmacht beim Abfluss schmutziger Gelder etablierte sich in der Dekade China, das mit kumuliert rund 1,1 Billionen Dollar die Rangliste mit großem Abstand vor Russland anführt, dessen Volkswirtschaft 880 Mrd. Dollar entzogen wurden. Auf Platz drei findet sich Mexiko, wo 460 Mrd. Dollar verschwanden, gefolgt von Malaysia, Indien, Saudi-Arabien und Brasilien. Der von Terror und Krieg geplagte Irak liegt auf Platz neun gefolgt von Kenia.

Riesenproblem für Afrika

Besonders für die Staaten südlich der Sahara stellen die illegalen Geldabflüsse gemäß den Forschern ein großes Problem dar. Während der Anteil des illegalen Abflusses global vier Prozent des Bruttoinlandprodukts erreicht, sind es in diesen Ländern 5,7 Prozent. Die illegalen Abflüsse zu den offiziellen Handelsbilanzen hinzugerechnet, wird der afrikanische Kontinent zum Gläubiger gegenüber dem Rest der Welt.

Die illegalen Geldabflüsse haben gerade für Afrika katastrophale Folgen. Zusammen mit schlechter Regierungsführung und ebensolchem Wirtschaftsklima erschweren sie jegliches Wirtschaftswachstum. Innerafrikanische Maßnahmen gegen das Übel reichten nicht aus, monieren die Forscher. Auch der Westen sei gefordert.

In der Schweiz versteckt?

Wohin die Gelder flossen, geht aus dem Bericht nicht hervor. Mark Herkenrath, Finanzexperte bei Alliance Sud, einer Arbeitsgruppe der Schweizer Hilfsorganisationen, nimmt allerdings an, dass ein Teil der unlauteren Gelder auch in der Schweiz landete.

Die Tatsache, dass die Schweiz Potentatengelder der abgesetzten Staatschefs Hosni Mubarak und Zine al-Abidine Ben Ali gesperrt hat, stützt laut Herkenrath diese Annahme. Die rasche Sperrung sei zwar schön und gut, die Gelder hätten aber gar nie auf einem Schweizer Bankkonto landen dürfen. Es gebe starke Indizien, dass den Banken nach wie vor die nötige Sorgfalt fehle.

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