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„Einzigartige Ehre, heute hier zu sein“

Mit einer Stunde Verzögerung haben am Dienstagvormittag bei strömendem Regen die großen Trauerfeierlichkeiten für Südafrikas verstorbenen Ex-Präsidenten Nelson Mandela begonnen. Im Stadion von Soweto in Johannesburg stimmten Zehntausende Trauergäste in die südafrikanische Nationalhymne ein, die die mehrstündige Zeremonie einleitete.

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Danach kamen zunächst Angehörige und Freunde Mandelas zu Wort. Sie würdigten Mandela als Halt und Fels der Familie. „Madiba schaut auf uns herab und er lächelt über die Südafrikaner, die sein Leben und sein Vermächtnis feiern“, sagte Andrew Mlangeni, ein langjähriger Freund Mandelas, der gemeinsam mit dem Verstorbenen im Gefängnis auf Robben Island inhaftiert gewesen war.

Obama: „Ein Leben wie kein anderes“

Unter den Teilnehmern im FNB-Stadion befanden sich laut Regierungsangaben rund 90 amtierende und ehemalige Staats- und Regierungschefs. Der große Andrang und das schlechte Wetter ließen viele Trauergäste zu spät eintreffen, darunter auch US-Präsident Barack Obama, dessen Fahrzeugkolonne im Verkehr stecken geblieben war. „Madiba war der letzte große Befreier des 20. Jahrhunderts“, sagte Obama in seiner von frenetischem Applaus begleiteten Rede. „Es ist eine einzigartige Ehre, heute hier zu sein, um ein Leben wie kein anderes zu feiern.“ Er würdigte Mandela als „Giganten der Geschichte“, der die „Nation zur Gerechtigkeit geführt“ habe.

US-Präsident Barack Obama bei seiner Rede

APA/EPA/Kim Ludrook

„Sein Kampf war Euer Kampf. Sein Triumph war Euer Triumph“, sagte US-Präsident Barack Obama vor den jubelnden Teilnehmern der Trauerfeier

UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon bezeichnete Mandela in einer emotionalen Rede als „Helden für die Welt“. „Die Welt hat einen geliebten Freund und Mentor verloren“, sagte er, „heute sind alle vereint.“ Er wünsche sich, dass die Botschaft Mandelas der Friedfertigkeit noch lange in der Welt nachhallen werde, so General Thanduxolo Mandela bei strömendem Regen in dem nicht ganz gefüllten Stadion. Der Vizechef der Regierungspartei ANC bezeichnete Mandela als einen „Lehrer“ für seine Landsleute.

Witwe bejubelt, Zuma ausgebuht

Erstmals seit dem Tod ihres Mannes trat auch Mandelas Witwe Graca Machel wieder in der Öffentlichkeit auf. Von der Menge im Stadion und vor den Großbildleinwänden ringsum bejubelt, erschien Machel im Stadion. Die 68-Jährige äußerte sich bei ihrer Ankunft nicht.

Graca Machel

AP/Matt Dunham

Graca Machel, Mandelas dritte Frau

Mehrfach ausgebuht wurde hingegen Südafrikas Präsident Jacob Zuma - Buh-Rufe waren zu hören, sobald er auf den vielen Leinwänden im Stadion zu sehen war. Zuma soll bei der Zeremonie die zentrale Ansprache halten. Die Reihen des Stadions lichteten sich nach Obamas Rede jedoch bereits merklich - viele Südafrikaner wollten offenbar der Rede ihres ungeliebten Präsidenten entgehen. Der Trauerakt wird an 90 Orten im Land auf Großleinwänden, in drei weiteren Stadien von Johannesburg sowie in mehreren Fernsehsendern für die Öffentlichkeit übertragen.

Gesänge im Stadion beschwören Vater der Nation

Seit der Früh strömten am Dienstag viele Südafrikaner in das von der Polizei großflächig abgesicherte FNB-Stadion. Schon vor Beginn der Trauerfeier war das Stadion mit Gesängen erfüllt. „Nelson Mandela, es gibt keinen anderen als dich“, riefen die Menschen auf den oberen Rängen und tanzten dazu. Das Lied „Akekho ofana nawe“ ist eine Art inoffizielle südafrikanische Nationalhymne. Es wurde bereits gesungen, als Mandela noch im Gefängnis war.

Symbolträchtiger Ort für Mandela

Das FNB-Stadion ist ein symbolträchtiger Ort: 1990 hatte der gerade nach 27 Jahren aus dem Gefängnis entlassene Mandela hier im Stadion der Township Soweto vor 100.000 jubelnden Menschen eine flammende Rede für die Demokratie gehalten. Die Arena war auch Schauplatz des letzten öffentlichen Auftritts Mandelas. Am 10. Juli 2010 feierten vor Beginn des Endspiels der Fußball-WM 85.000 Menschen begeistert den damals schon schwer kranken, aber tapfer lächelnden Mandela.

Britischer Premier David Cameron

APA/EPA/Dai Kurokawa

Großbritanniens Premierminister David Cameron (hinten)

Historische Geste: Obama schüttelt Castro Hand

Viele Gäste wie UNO-Generalsekretär Ban trafen schon am Montag in Südafrika ein. Ban besuchte vor der Trauerfeier auch Mandelas Anwesen. Obama schüttelte in einer historischen Geste dem kubanischen Präsidenten Raul Castro am Rande der Trauerfeier die Hand. Castro lächelte, als Obama ihm auf dem Weg zum Podium die Hand reichte.

Gemeinsam an der Trauerfeier nehmen Obama und seine Amtsvorgänger George W. Bush, Bill Clinton und Jimmy Carter teil. Der britische Premier David Cameron reiste ebenso in Begleitung der Ex-Regierungschefs Gordon Brown, Tony Blair und John Major an. Außerdem ist Großbritannien durch Thronfolger Prinz Charles vertreten.

Genau 20 Jahre nach Nobelpreisverleihung

Die nationale Polizeibehörde ist nach eigenen Angaben gut vorbereitet für das Großereignis und hat sich mit den Sicherheitsdiensten der ausländischen Gäste „eng abgestimmt“. Für die Sicherheitsvorkehrungen wurden 11.000 Soldaten abgestellt. Die Regierung stehe durch die hochrangige Riege an Trauergästen vor „einer sehr schweren Aufgabe“, räumte Monyela ein. Die rund vierstündige Feier findet im FNB-Stadion in Johannesburg statt.

Das größte Stadion des Kontinents bietet Platz für mehr als 90.000 Menschen. Der Leichnam Mandelas wird nicht im Stadion aufgebahrt sein. Der Trauerakt wird an 90 Orten im Land auf Großleinwänden und in drei weiteren Stadien von Johannesburg für die Öffentlichkeit übertragen. Präsident Jacob Zuma und andere Staatsoberhäupter werden bei dem Staatsakt reden. Er findet auf den Tag genau 20 Jahre nach der Verleihung des Friedensnobelpreises an Mandela und den damaligen südafrikanischen Präsidenten Frederik Willem de Klerk statt.

TV-Hinweis

Die Feier ist als Video on Demand in tvthek.ORF.at zu sehen.

Hollande und Sarkozy in zwei Flugzeugen

Ihren ersten gemeinsamen Auftritt seit einem erbitterten Wahlkampfduell im Jahr 2012 absolvieren bei der Trauerfeier auch Frankreichs Präsident Francois Hollande und sein Amtsvorgänger Nicolas Sarkozy. Sie reisten allerdings in separaten Flugzeugen an.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas wird allerdings nicht auf Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu treffen: Der sagte im letzten Moment unter Verweis auf die hohen Reisekosten und das Sicherheitsrisiko ab. Angekündigt hat sich dafür der mehr als umstrittene Machthaber von Simbabwe, der von der EU mit Einreiseverbot belegte Robert Mugabe. Unter den anderen Gästen: Deutschlands Bundespräsident Joachim Gauck, Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff und Ex-UNO-Generalsekretär Kofi Annan.

Einwöchige Staatstrauer

Von Mittwochfrüh an soll der Leichnam Mandelas drei Tage lang im Amphitheater vor dem Regierungskomplex in Pretoria aufgebahrt werden. Davor sollen die sterblichen Überreste des Freiheitskämpfers jeden Morgen auf anderen Routen durch die Straßen von Johannesburg getragen werden. Die Menschen sind aufgerufen, Mandela dabei die letzte Ehre zu erweisen. Die Staatstrauer für Mandela begann am Sonntag mit einem nationalen Gebetstag. Beigesetzt werden soll der Nationalheld am Sonntag in Qunu am Ostkap, wo er aufgewachsen war. Hier werden etwa 9.000 Trauergäste erwartet. Tags darauf wird in Südafrika der „Versöhnungstag“ gefeiert, bei dem heuer in Pretoria ein Mandela-Denkmal enthüllt wird.

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