Letzte Ruhestätte an Ort der Kindheit
Das Staatsbegräbnis für den südafrikanischen Freiheitshelden Nelson Mandela dürfte wohl eines der größten der Geschichte werden. Medienberichten zufolge werden etwa alle noch lebenden US-Präsidenten zur Beisetzung Mandelas anreisen, daneben Dutzende weitere Staats- und Regierungschefs und internationale Würdenträger.
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„Das Begräbnis wird jenem von Papst Johannes Paul II. Konkurrenz machen, zu dem fünf Könige, sechs Königinnen, 70 Staats- und Regierungschefs sowie zwei Millionen Gläubige gekommen waren“, schrieb die britische Tageszeitung „The Guardian“ (Onlineausgabe). Das Weiße Haus teilte dem US-Nachrichtensender CNN mit, dass die Regierung in Washington bereits an der Reiseplanung für US-Präsident Barack Obama arbeite. Die südafrikanische Regierung legte Sonntag, 15. Dezember, als Tag der Beerdigung fest.
Große Gedenkfeier in Stadion von Soweto
In Österreich hieß es aus Präsidentschaftskanzlei und Bundeskanzleramt am Freitag gegenüber der APA, es sei noch zu früh für Aussagen über die österreichische Beteiligung an den Trauerfeiern. Tatsächlich steht der genaue Ablauf der Trauerfeiern für Mandela noch nicht fest. Es gibt dafür auch keinen Präzedenzfall, da er das erste ehemalige Staatsoberhaupt ist, das in Südafrika nach dem Ende des Apartheid-Regimes mit staatlichen Ehren begraben wird.
Zentrale Gedenkfeier am Dienstag
Schon seit Donnerstagabend, nach der Bekanntgabe der Todesnachricht durch Südafrikas Präsident Jacob Zuma im TV, finden landesweit improvisierte Trauerfeiern statt - Video dazu in iptv.ORF.at.
Am Dienstag soll nach bisheriger Planung im Fußballstadion von Soweto die zentrale große Gedenkfeier stattfinden, zu der bereits Staatsgäste aus aller Welt erwartet werden. In dem Stadion hatte der damals 92-Jährige anlässlich des Finales der Fußball-WM im Juli 2010 seinen letzten öffentlichen Auftritt absolviert. Die Beerdigung folgt nach drei Tagen öffentlicher Aufbahrung am Sonntag. Damit gelten in Südafrika insgesamt zehn Tage Trauerzeit, in der die Flaggen im Land auf halbmast wehen.
Sonntag nationaler Trauertag
Für Sonntag kündigte Präsident Jacob Zuma einen nationalen Tag der Trauer und des Gebets an. Kirchen, Gemeindezentren und öffentliche Stellen würden dafür geöffnet, hieß es in einer Erklärung Zumas. Jeder sei aufgerufen, dort mit anderen gemeinsam Mandelas zu gedenken. Zugleich dankte Zuma für die weltweite Anteilnahme. „Wir werden eine Woche lang trauern. Und wir werden auch eine Woche lang sein erfülltes Leben feiern“, sagte Südafrikas Staatsoberhaupt.
Hässliches Ringen um Ort des Grabes entschieden
Landesweit sind Trauerfeiern geplant. Beide Parlamentskammern werden ihre Sitzungspause unterbrechen, um eine Sitzung zu Ehren Mandelas abzuhalten. Nach dem Staatsakt in Pretoria soll Mandelas Leichnam in die Provinz Eastern Cape gebracht werden, wo er geboren wurde und aufwuchs. Der Nationalheld wird voraussichtlich in einer privaten Zeremonie in dem Dorf Qunu beigesetzt, wo er seine Kindheit verbracht hatte.
Qunu war der Ort, wo Mandela selbst begraben sein wollte und sein ganzes Leben lang immer wieder Zuflucht suchte. Schon vor seinem Tod war ein unschöner familieninterner Streit über den Ort seines Grabes entbrannt. Während der Rest der Familie Mandelas Willen respektierte, leitete Mandelas Enkel Mandla alles für ein Begräbnis in Mandelas eigentlichem Geburtsort Mvezo in die Wege. Mandla Mandela ist dort politisch aktiv und hat in den Ort investiert.
TV-Hinweis
In memoriam Nelson Mandela ändert ORF2 sein Programm. Um 22.40 läuft die ORF-Premiere von Bille Augusts preisgekröntem Film „Goodbye Bafana“ über die außergewöhnliche Freundschaft Mandelas mit seinem Gefängniswärter auf Robben Island.
Familie tief zerstritten
Mandla Mandela will aus Mvezo eine Art Wallfahrtsort für Nelson Mandela machen. Straßen wurden gebaut, Hotels und Herbergen, ein Museum und Lokale. Besitzer ist eine Staatsstiftung, Vorsitzender Mandla Mandela. Die Attraktion der Anlage sollte Nelson Mandelas Grab werden. Mandla hatte dafür sogar eigenmächtig die sterblichen Überreste von drei gestorbenen Kindern Mandelas - Thembekile, Makaziwe und Makgatho - aus den früheren Gräbern in Qunu nach Mvezo umbetten lassen, was aber wieder rückgängig gemacht wurde.
Mandla Mandela warf später seinen Verwandten vor, sie wollten nur Zugriff auf den Familienbesitz bekommen. Mandelas Erbe ist vor allem wegen Einkünften aus Büchern Millionen wert. Das meiste Geld floss in eine Stiftung und in zwei Nelson-Mandela-Fonds. Den Zugang zu diesen Geldern wollten im Frühjahr wiederum seine Töchter Zenani (54) und Makaziwe (60) vor Gericht durchsetzen. Sie warfen den Treuhändern unlautere Machenschaften vor, zogen die Klage aber später zurück.
Mandela war am Donnerstagabend nach langer Krankheit im Alter von 95 Jahren in Johannesburg gestorben.
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