Windstärken über 140 km/h erwartet
Der Norden Europas wappnet sich gegen einen der wohl schwersten Stürme der letzten Jahrzehnte. Nur Wochen nach dem Orkan „Christian“ dürfte die stürmische Wetterfront „Xaver“ Windgeschwindigkeiten von mehr als 140 km/h erreichen und Sturmfluten auslösen. Reisende müssen mit Flug- und Zugsausfällen rechnen.
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Mit Sturm, Schnee und eisiger Kälte soll das Tiefdruckgebiet ab Donnerstagnachmittag vom Westen kommend über Schottland, Schweden, Dänemark und Norddeutschland ziehen. In Küstenregionen ist mit teils extremen Orkanböen und Windgeschwindigkeiten von über 140 km/h zu rechnen. Es besteht zudem Sturmflutgefahr. Die Auswirkungen werden bis über die Nordseite der österreichischen Alpen reichen, wo der Freitag Schneefall und Kälte bringen soll.
Erstes Todesopfer in Schottland
Der Nordwesten des Kontinents muss weit dramatischere Auswirkungen als Schnee und Kälte befürchten. In weiten Teilen Schottlands, Wales’ und Englands müsse mit Überschwemmungen gerechnet werden, prognostizierte das britische Wetteramt Met Office. In den schottischen Highlands waren nach heftigem Wind und Regenfällen schon Donnerstagfrüh rund 100.000 Haushalte ohne Strom. Der gesamte Zugsverkehr wurde vorübergehend eingestellt.
Auch ein erstes Menschenleben forderte der Orkan in Schottland bereits. Ein Lastwagenfahrer starb laut Polizei, nachdem ein Windstoß sein Fahrzeug erfasst hatte und umkippte. Vier Menschen wurden leicht verletzt, als der Lastwagen auf Autos stürzte. Die Polizei warnte Autofahrer: Es könne zu weiteren Zwischenfällen kommen, wenn Bäume umstürzen oder Straßen überschwemmt werden. Zahlreiche Straßen und Brücken wurden vorsichtshalber geschlossen.
Öresundbrücke vor Sperre
Zahlreiche Zugsverbindungen waren bereits zuvor gestrichen worden, andere Züge waren mit gedrosseltem Tempo unterwegs. Die Polizei sprach von „sehr schwierigen“ Bedingungen für Autofahrer. In Dänemark und Südschweden standen ebenso Teile des Fähr- und Zugsverkehrs vor der Einstellung. „Bodil“, wie der Sturm in Dänemark heißt, soll bis zum späten Donnerstagabend die Hauptstadt Kopenhagen erreicht haben. Auch eine Sperre der Öresundbrücke, die Dänemark und Schweden verbindet, wird überlegt.

APA/EPA/Hans-Christian Woestel
Sandsäcke sollen Bauwerke an der Küste schützen
In den Niederlanden wurden für Donnerstag zahlreiche Flüge gestrichen. Betroffen seien zunächst 84 Kontinentalflüge vom und zum Amsterdamer Flughafen Schiphol, sagte ein Flughafensprecher am Mittwochabend. Interkontinentalflüge seien zunächst nicht betroffen. Auch auf dem Hamburger Flughafen waren Donnerstagfrüh schon rund 20 Landungen und Abflüge gestrichen. Weitere Ausfälle wurden erwartet. Betroffen waren vor allem Verbindungen innerhalb Deutschlands, etwa nach München und Frankfurt am Main.
Auch aus Österreich in Richtung Norden/Nordwesten abfliegenden Passagieren wurde geraten, sich vor Antritt über den jeweiligen Flugstatus zu informieren. Ab Donnerstagnachmittag sei an der Nordseeküste mit Böen der Stärke zwölf zu rechnen und im Binnenland mit Stärke elf, hieß es Donnerstagfrüh vom Deutschen Wetterdienst (DWD).
Eineinhalb Tage Dauersturm
Vorsorglich hatten die deutschen Behörden schon am Mittwoch angeordnet, Schulen zu schließen. Offshore-Windparks in der Nordsee stellten die Arbeit ein. Auf Weihnachtsmärkten bleiben die Stände geschlossen. Mehr als eineinhalb Tage lang soll „Xaver“ nach Berechnungen von Meteorologen über Norddeutschland ziehen - länger als „Christian“, der im Oktober für viele umgestürzte Bäume, abgedeckte Dächer und abgetragene Sandstrände gesorgt hatte.
Drei Sturmfluten hintereinander möglich
An den Küsten drohen schwere Sturmfluten. „Es können drei hintereinander sein“, hieß es beim deutschen Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg. Die höchste der Sturmfluten wird nach dieser Einschätzung in der Nacht auf Freitag in Ostfriesland und an der Nordsee-Insel Borkum erwartet. In Hamburg und Bremen soll die Sturmflut Freitagfrüh ankommen. Fähren zu den Nordsee-Inseln stellen ihren Betrieb ein.
Nach Einschätzung des DWD wird der Orkan voraussichtlich im deutschen Bundesland Schleswig-Holstein am stärksten wüten. Im gesamten Norden Deutschlands sei mit Behinderungen im Zugsverkehr zu rechnen, teilte die Deutsche Bahn mit. Der Hamburger Flughafen warnte vor Störungen des Flugbetriebs. Ostfriesland wird durch den Sturm von der Außenwelt abgeschnitten sein. Ein Betroffener sagte dort gegenüber der deutschen Nachrichtenagentur dpa: „Wer morgen noch vor die Tür geht, ist selbst schuld.“
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