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Nur geringe Verbilligungen im Handel

Der Preis für Rohkaffee befindet sich im Keller. Arabica-Bohnen haben sich 2013 um fast 30 Prozent verbilligt. Im November wurde ein Pfund Arabica-Kaffee um rund 1,1 US-Dollar gehandelt, zum Höchststand im Mai/Juni 2011 waren es über drei US-Dollar pro Pfund. Obwohl der Kaffeepreis auf dem niedrigsten Stand seit über vier Jahren ist, ändert sich für die Konsumenten vorerst wenig.

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„Bei uns ist aktuell keine Preisänderung geplant“, sagte die Sprecherin von Tchibo/Eduscho in Österreich, Manuela Schneider, auf APA-Anfrage. Man habe im Juni eine Preissenkung von 50 Cent pro Packung im Kapselsortiment vorgenommen. In Deutschland reduzierte der Kaffeeröster im Oktober den Preis für das Halb-Kilo-Packerl um bis zu 50 Cent.

Der Handelskonzern Spar hat die Preise seiner Kaffee-Eigenmarken in den vergangenen Monaten um fünf bis 13 Prozent gesenkt. Konkurrent REWE führt im Preiseinstiegssegment (z. B. Clever) keine Kaffee-Eigenmarken. Für den Kaffee der Biolinie Ja! Natürlich gelte grundsätzlich eine andere Preisstruktur, hieß es zur APA.

Starbucks in den USA teurer

Die Kaffeehauskette Starbucks ging im Juni sogar den umgekehrten Weg und erhöhte die Preise in ihren US-amerikanischen Lokalen. Die Begründung des Unternehmens: Rohkaffee mache nur einen Teil der Kosten aus, die man zu tragen habe. „Die Geschäftskosten steigen, ob für Gehälter, Milch oder Energie, deshalb müssen auch die Preise leicht ansteigen“, zitierte Bloomberg kürzlich eine Starbucks-Sprecherin.

In Österreich nahm die amerikanische Kette die letzte Preisänderung Anfang November vor. Die Preise der meisten Getränke seien dabei unverändert geblieben, einige wurden erhöht und andere gesenkt, so das Unternehmen auf APA-Anfrage.

Deutlich mehr produziert

Nach Einschätzung von Experten drücken vor allem Überkapazitäten die Preise derzeit in den Keller. Noch größer als bei den vor allem in Lateinamerika produzierten Arabica-Bohnen fiel der Preis beim - überwiegend in Afrika und Asien angebauten - Robusta-Kaffee.

Alle exportierenden Länder produzierten in der Erntesaison 2012/2013 über 145 Millionen Sack Kaffee (je rund 60 Kilogramm), wie die International Coffee Organization (ICO) in ihrem jüngsten Marktbericht mitteilte. Das war ein Anstieg von fast zehn Prozent gegenüber der Ernte zuvor. Vor allem Länder wie Brasilien, Kolumbien und Indonesien fuhren in den vergangenen Jahren sehr gute Ernten ein.

Mittelamerika kämpft mit Ausfällen

Sie kompensieren auch die Verluste, die aufgrund von Pilzbefall in Teilen Mittelamerikas, auftreten. In der Region wütet die schwerste Kaffeerost-Epidemie seit 1976. Der Pilz hat nach Angaben der ICO bisher über die Hälfte aller Pflanzen befallen. Die eklatanten Ernteausfälle bringen viele Bauern an den Rand der Existenz. In Honduras könnte der Ernteausfall zu einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um zwei Prozent führen.

Kosten übersteigen Einnahmen

Während die Bauern immer weniger am Kaffee verdienen, steigen die Kosten. In Mittelamerika zahlen die Bauern beim Kaffeeanbau bereits drauf. „Um einen Zentner Kaffee zu produzieren, muss ein Bauer durchschnittlich 150 Dollar investieren. Auf dem Weltmarkt kann er ihn derzeit aber nur für 113 Dollar verkaufen“, sagte der Präsident des guatemaltekischen Kaffeeverbandes (Anacafe), Nils Leporowski, kürzlich der Zeitung „Prensa Libre“.

Die Landwirte pochen auf staatliche Interventionen, denn viele kommen wegen ausbleibender Einnahmen mit ihren Krediten in die Bredouille. In Kolumbien gingen die Kaffeebauern im März und August auf die Straße und forderten mehr staatliche Unterstützung, um die fallenden Preise, die Verluste durch die Peso-Aufwertung und die Verteuerung von Düngemitteln und Pestiziden zu kompensieren.

Eine Konsolidierung der Preise ist bisher nicht absehbar. "Niemand weiß, wie lange der Preisverfall noch andauert, sagte der Vorsitzende der kolumbianischen Vereinigung der Kaffeeexporteure (Asoexport), Carlos Ignacio Rojas, der Zeitung „La Tarde“. „Es gibt aber Prognosen, nach denen Angebot und Nachfrage bald wieder ins Gleichgewicht geraten.“

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