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„Netzbetreiber müssen effizienter werden“

Mit Jänner wird die Stromrechnung für viele Haushalte in Österreich etwas günstiger. Die Regulierungsbehörde E-Control senkt per Verordnung die Stromnetzgebühren. Diese machen rund 30 Prozent der Stromrechnung aus. Doch nicht für alle Stromkunden werden die Änderungen gleichermaßen spürbar.

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Am stärksten sinken die Stromnetzgebühren für Haushalte in Niederösterreich. Dort muss die EVN die Gebühren um gut neun Prozent senken: Für die Stromrechnung heißt das, sie wird um rund drei Prozent niedriger. Für einen Durchschnittshaushalt mit einem jährlichen Stromverbrauch von 3.500 Kilowattstunden (kWh) bedeutet das laut EVN eine jährliche Ersparnis um rund 20 Euro. Auch die Tiroler TIWAG und die Energie AG in Oberösterreich müssen die Netzgebühren deutlich senken.

Die E-Control argumentiert, dass die Branche genug Spielraum für Einsparungen habe. So müssten die Netzbetreiber effizienter werden, sagte Martin Graf von der E-Control gegenüber dem Ö1-Mittagsjournal. „Gerade im Netzbereich wurde in den letzten Jahren viel getan. Es gibt aber sicher noch Potential für die nächsten Jahre“ - mehr dazu in oe1.ORF.at.

In Wien wird Stromrechnung teurer

Im Durchschnitt sinken die Netzgebühren österreichweit um 2,3 Prozent. Durch höhere Ökostromzuschläge werden jedoch die Senkungen wieder aufgefressen. Die E-Control hatte Mitte Oktober erklärt, dass der Ökostromzuschlag für einen Durchschnittshaushalt von heuer 65 Euro (inkl. Umsatzsteuer) auf 83 Euro im kommenden Jahr steigen wird.

Zudem gibt es auch Bereiche, wo die Netzgebühren steigen, zum Beispiel in Wien: Hier steigen sie um fünf Prozent, was eine höhere Stromrechnung von ein, zwei Prozent ab Jänner zur Folge hat. Graf rechtfertigt die Erhöhung damit, dass in Wien viele Investitionen notwendig seien, etwa für Ortsteilerneuerungen. Auch sei in städtischen Gebieten kaum mehr ein Mengenwachstum möglich, das sich positiv auf die Tarife auswirken würde.

Kritik von Netzbetreibern

Nicht alle Netzbetreiber wollen die neuen Netztarife akzeptieren, einige werden dagegen berufen. Reinhard Brehmer, Geschäftsführer des Wiener Stromnetzes und Sprecher aller Netzbetreiber, kritisierte bereits am Wochenende gegenüber dem Magazin „Trend“ die „völlig unwillkürlichen Berechnungen“ der E-Control. Gegenüber Ö1 sagte Brehmer, die Netztarife seien schon in der Vergangenheit deutlich gesenkt worden, die neuerliche Senkung sei zu viel.

Stromrechnung im Detail

Die Stromrechnung setzt sich aus drei Komponenten zusammen: Dem reinen Energiepreis, den Netztarifen, die rund 30 Prozent der Stromrechnung ausmachen, sowie Steuern und Abgaben.

Nach deutlichen Senkungen in den vergangenen Jahren könne man mit weiteren Senkungen pro Jahr die Instandhaltung und Erneuerung des Netzes nicht mehr in der Qualität garantieren, warnte Brehmer. „Auch die Einbindung der erneuerbaren Energien ist mit Netztarifsenkungen in der Qualität nicht durchführbar.“

Bei der E-Control weist man die Kritik zurück. Dort spricht man von einem Kompromiss, der in über 35 Verhandlungsrunden mit der E-Wirtschaft ausgehandelt worden sei. Insgesamt gibt es in Österreich rund 130 Netzbetreiber, davon hat die E-Control 51 geprüft und Kostenbescheide erlassen. Beschwerden gab es von rund zehn Netzbetreibern, darunter zwei große Unternehmen, berichtet die APA.

Löwenanteil fließt in Systemerhaltung

Tatsächlich ist die Kalkulation der E-Control komplex, berichtete der „trend“. Sie richte sich nach einem Mix aus genehmigten Kosten, Abgeltung für zurückliegende Investitionen und erlaubten Kapitalrenditen der Stromversorger - und musste schon dreimal überarbeitet werden. In Summe flossen laut „Trend“ von den 22,9 Mrd. Euro, die die Konsumenten in den zwölf Jahren seit Liberalisierung des Strommarktes an Netzgebühren gezahlt haben, nur 4,3 Mrd. Euro (19 Prozent) in echte Neuinvestitionen, und das hauptsächlich in jüngerer Zeit. Der Löwenanteil floss demnach bisher in Systemerhaltung wie Pensionskonten und Gewinne.

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