Schrittweises Geständnis
In Kanada sind seit Monaten Gerüchte kursiert: Ja, er habe Crack geraucht, gestand schließlich der Bürgermeister von Toronto, Rob Ford, vor rund zwei Wochen. Mit seinem Geständnis wollte er die Sache für beendet erkären. Doch da machte er die Rechnung ohne seine Kritiker.
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„Im Namen der Steuerzahler dieser großartigen Stadt müssen wir uns umgehend wieder an die Arbeit machen“, sagte Ford Anfang November, nachdem er sich für seinen Drogenkonsum entschuldigt hatte. Er sei damals völlig betrunken gewesen, fügte der kanadische Politiker hinzu. Drogenabhängig sei er aber keineswegs.
Den Verdacht gab es bereits seit längerem: Vor fünf Monaten hatten die US-Website Gawker und die kanadische Tageszeitung „The Toronto Star“ über ein Video berichtet, das Ford beim Rauchen von Crack zeigen soll, einer auf Kokain basierenden Droge. Der Bürgermeister selbst hatte die Anschuldigungen damals „lächerlich“ genannt.
Eindeutiges Videomaterial
Erst die Ankündigung von Torontos Polizeichef Bill Blair, die Ermittler seien auf eindeutiges Videomaterial gestoßen, hatte Ford zu dem öffentlichen Geständnis gedrängt. Ford forderte die Polizei auf, die Bilder zu veröffentlichen, was aber nicht geschah. „Ich will, dass jeder in der Stadt diese Aufnahmen sieht.“
In der kanadischen Metropole sorgt der Crackskandal für Aufruhr, doch der 2010 ins Amt gekommene Bürgermeister gibt sich unerschrocken. Er bekräftigte zunächst sogar seinen Anspruch auf eine weitere Kandidatur im kommenden Jahr. „Ich bin gewählt worden, um einen Job zu erledigen. Und das ist genau das, was ich weiterhin machen werde“, sagte der 44-Jährige.
Amtsenthebung nur bei Verurteilung
Laut Gesetzeslage können weder die Stadträte noch die Ministerin Ford zum Rücktritt zwingen, solange er nicht eines Verbrechens angeklagt und verurteilt wurde. Ob dem Bürgermeister eine Anklage droht, ist derzeit fraglich. Politische Beobachter waren noch vor zwei Wochen durchaus der Ansicht, dass der skandalerprobte Bürgermeister gute Chancen auf eine Wiederwahl hätte. „Ich glaube, es dürfte ein Leichtes für ihn werden“, sagte Nelson Wiseman, Politikprofessor an der Universität von Toronto, dem Sender CBC, zu diesem Zeitpunkt. Viele Leute hätten Ford gewählt, weil er ihrer Meinung nach keiner der vielen Abzocker im Rathaus sei, erläuterte er.
Tatsächlich hatte eine Umfrage des Marktforschungsunternehmens Forum Research in den vergangenen Tagen eine wachsende Unterstützung bei Fords Stammwählerschaft ausgemacht. Diese lebe in den Vororten und fühle sich von den wohlhabenderen Innenstadtbewohnern entfremdet und an den Rand gedrängt, sagte der Präsident von Forum Research, Lorne Bozinoff. Laut „New York Times“ ist der Skandal rund um Ford für die Bewohner Torontos mittlerweile eine „Obsession“ geworden.
Neue Enthüllungen
Jede Woche gab es zuletzt neue Enthüllungen. Letzte Woche wies Ford Vorwürfe zurück, er habe eine frühere Mitarbeiterin sexuell belästigt, indem er ihr Oralsex vorgeschlagen habe. Er nötigte schließlich seine Frau zu Auftritten vor TV-Kameras. Am Montag, nach einer stundenlangen Debatte über die Rechte des Stadtrats, kam es zu einem Tumult: Der Ex-Footballer Ford rannte eine 60-jährige Stadträtin über den Haufen, angeblich, um seinem Bruder, einem Stadtrat, zur Hilfe zu eilen. Besucher buhten Ford aus und riefen: „Schande! Schande!“
Vizebürgermeister Norm Kelly - nun der eigentlich mächtige Mann in Toronto - kündigte an, sich zunächst um die Begrenzung des entstandenen Schadens zu kümmern: das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Stadtverwaltung wiederherzustellen, die entstandenen Gräben im Stadtrat zuzuschütten, um sich „schließlich auf die Geschäfte der Stadt zu konzentrieren“.
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