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„Jeden Tag besser als am Vortag“

Zehntausende Überlebende des Taifuns „Haiyan“ auf den Philippinen haben eine Woche nach der tödlichen Naturkatastrophe am Freitag erstmals Lebensmittelpakete und sauberes Trinkwasser bekommen. Die Luftbrücke mit US-Hubschraubern hat die Not etwas gelindert. Die Helikopter flogen pausenlos Hilfsgüter in entlegene Regionen des Katastrophengebietes. Auch die ärztliche Versorgung lief an.

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Der philippinische Innenminister Mar Roxas räumte ein, dass vieles zu langsam passiere. „Jeden Tag läuft es besser als am Vortag. Es kann nie schnell genug gehen in einer Situation wie dieser, wo so viele Menschen betroffen sind und so viel Infrastruktur beschädigt ist“, sagte er in Tacloban. Die völlig zerstörte Stadt ist zum Basislager für die Verteilung der Hilfsgüter geworden. Die Regierung rechnet damit, dass das Desaster das Wachstum der Wirtschaft von erwarteten sieben auf 6,5 Prozent drosselt.

Lange Schlangen für Trinkwasser

Dort, wo die Hubschrauber am Freitag riesige Care-Pakete absetzten, liefen innerhalb von Minuten riesige Menschentrauben zusammen. In Tacloban mit einer Bevölkerung von mehr als 200.000 Einwohnern standen die Menschen stundenlang Schlange, um ein paar Flaschen Trinkwasser zu ergattern. „Den Taifun haben wir überlebt, aber am Hunger sterben wir vielleicht“, meinte die fünffache Mutter Lolita Kimanliman, die bei dem Taifun im Sportstadion Astrodome Zuflucht gesucht hatte. Ihr Mann ertrank.

US-Soldaten verladen Hilfspakete in einen Hubschrauber

APA/EPA/Francis R. Malasig

US-Soldaten verladen Hilfspakete in einen Hubschrauber

Zahl der Toten nach unten korrigiert

Die Zahl der Toten gaben die Katastrophenbehörden am Freitag mit 3.631 an, 1.179 Menschen galten als vermisst. Auch die Vereinten Nationen (UNO) haben ihre Angaben zur Zahl der Toten nach unten korrigiert. Bei der Naturkatastrophe seien nach bisher verifiziertem Kenntnisstand rund 3.600 Menschen ums Leben gekommen, sagte John Ging vom UNO-Büro für Nothilfekoordination (Office for the Coordination of Humanitarian Affairs, OCHA) am Freitag in New York.

Die am Donnerstag von der UNO veröffentlichte Zahl von 4.460 Toten sei nur eine Schätzung der philippinischen Regierung gewesen, sagte Ging. Das sei allerdings von den UNO bedauerlicherweise zunächst nicht deutlich gemacht worden. Es werde aber weiterhin erwartet, dass die Zahl der Toten noch steigen werde. Denn noch immer werden weitere Leichen aus den Trümmern geborgen. Es sei ein Irrglaube, dass von den nicht geborgenen Leichen eine unmittelbare Gesundheitsgefahr ausgehe, sagte indessen die Sprecherin der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Nyka Alexander, in Manila.

EU stockt Hilfen auf 20 Millionen Euro auf

Die Europäische Union hat ihre humanitäre Hilfe für die Sturmopfer auf den Philippinen um sieben Millionen auf 20 Millionen Euro aufgestockt. Die Ausweitung der finanziellen Unterstützung sei eine „Botschaft der Solidarität der Europäer“, sagte EU-Krisenschutzkommissarin Kristalina Georgiewa laut einer am Freitag in Brüssel veröffentlichten Erklärung bei einem Besuch auf den Philippinen. Die EU stehe „mit direkter und umfangreicher Hilfe an der Seite aller Opfer“ des Taifuns „Haiyan“.

Nach Angaben der Kommission kommen zu den 20 Millionen Euro der EU weitere Hilfszusagen der einzelnen Mitgliedsstaaten in Höhe von rund 25 Millionen Euro hinzu. Die EU-Hilfen sollen von Organisationen wie dem Welternährungsprogramm (WFP), dem Roten Kreuz und dem OCHA in den Sturmgebieten verteilt werden.

72 Millionen Dollar Hilfe bei UNO eingegangen

Das OCHA gab unterdessen in New York bekannt, dass mittlerweile Hilfen für die Sturmopfer auf den Philippinen in Höhe von 72 Millionen Dollar (53,5 Mio. Euro) bei der UNO eingegangen seien. Am Dienstag hatte die UNO einen Spendenaufruf in Höhe von 301 Millionen Dollar bis Ende Mai 2014 gestartet. Zusammen mit den anderen Zahlungen für auf den Philippinen aktive Hilfsorganisationen wurden bereits 153 Millionen Dollar eingesammelt, wie OCHA-Einsatzleiter John Ging erklärte. Allerdings seien Zusagen in Höhe von 104 Millionen Dollar noch nicht eingelöst worden.

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