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Von Neo-Folk bis Anti-Rap

Das Blue Bird Festival holt bis Samstag bereits zum 9. Mal Musiker und Bands ins Wiener Porgy & Bess, die aufgrund durchdachter Performances und knarziger, schräger oder ruhiger Töne auffallen. Heuer sind gleich eine Handvoll Stars mit an Bord: Amanda Palmer, Adam Green und Edwyn Collins.

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Die ersten beiden Abende, an denen Green und Palmer auftreten, sind bereits ausverkauft. Für Samstag - mit dem schottischen, in der Off-Szene der popmusikalischen Bühnengladiatoren langgedienten Collins als Headliner - gibt es noch Karten. Collins startete bereits in der zweiten Hälfte der 70er Jahre mit seiner Band Nu-Sonics, später umbenannt in Orange Juice. Er gilt als eine der wichtigsten Figuren des frühen Post-Punks.

Schon seit den 80er Jahren ist Collins solo unterwegs. Heuer im März erschien sein neues Album „Understated“, es wurde von Kritikern als bestes seit langem bezeichnet. Die eingängigen Uptempo-Songs changieren irgendwo zwischen energetischem Prog-Folk und Post-Punk-Coolness. Collins gilt vor allem als Liveerlebnis, und eine bessere Bühne als das Porgy könnte man ihm in Wien kaum wünschen.

Paradoxon im Gitarrenpop

Am Samstag tritt zudem die ebenfalls schottische Sängerin Rachel Sermanni auf. Trotz ihrer 22 Jahre verfügt sie bereits über einiges an Festivalerfahrung. Sermanni bringt mit ihrer Musik ein kleines Wunder zustande, das nur selten funktioniert: gefühlvollen Akustikgitarrenpop zu machen, Streicher inklusive, ohne aber auch nur einen Moment lang in Pathos abzugleiten.

Ihre Songs sind von einer Leichtigkeit gekennzeichnet, die man nur schwer benennen kann, die paradoxer Weise auch Schwermut nicht ausschließt. Vielleicht lässt sich die emotionale Gemengelage so beschreiben: Hier demonstriert jemand, dass man auch grundsätzlich glücklich sein kann, wenn man momentan gerade traurig ist oder Sehnsucht nach irgendetwas oder irgendjemanden verspürt.

Indie-mäßig abgebrüht

Indie-mäßiger, dichter, abgebrühter geht es bei der deutschen Künstlerin Julia A. Noack zu. Echte Bandmusik, mit treibenden Drums, da und dort Pianoakkorden und Bläsereinspielern, hier verstärktem, dort akkustischem Gitarrengeschrammel - und zu alldem sind Einflüsse von Punk über Post-Punk bis hin zu Country und Folk hörbar. Da und dort mögen die Texte etwas platt anmuten, aber Stimmung macht Noack, gute Stimmung.

Das ambitionierteste, spannendste Projekt des Abends dürfte die britische A Band of Buriers darstellen. Sie beschreiben ihre Musik schon auf dem Rücken des CD-Covers selbst mit „Anti-Rap Alternative Folk“ und sind in Spoken-Word-Kreisen hoch angesehen. Ätherische Gitarrenklänge, insgesamt sparsam instrumentiert, dazu ein Gesang zwischen gesprochenem Wort und nur sporadisch einsetzender Melodie. A Band of Buriers sind an Intensität nur schwer zu übertreffen. Aufmerksam lauscht man ihrer Musik, egal, wie abgelenkt man gerade war.

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