Im östlichsten Österreich
In der Welt um Hainburg weiß man um die Erfahrung, Grenzland zu sein. Die einstige „Heimenburg“ aus dem 11. Jahrhundert, gegenüber dem strategisch wichtigen Zusammenfluss von Donau und March, kannte viele Besitzer und Landesherren. Lange blickte man von hier direkt in den Ostblock hinein - und lauscht bis zum heutigen Tag über den Horchposten der HNA an der Königswarte.
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Am österreichischen Teil der „Ungarischen Pforte“, also jenen Hügeln, durch die sich die Donau nach der March-Mündung hindurchpressen muss, ist Österreich lange noch nicht aus. Die letzten flachen Quadratmeter offenbaren ein Grenzland von großer Stille, mächtig anmutenden Windrädern und, wieder auf der Donau-Seite, bizarren Blicken auf die Hauptstadt der benachbarten Slowakei, Bratislava.
Der Kontrast könnte größer nicht sein. Hier die oft einstöckigen Häuser Wolfsthals, dort die mittlerweile bunten Plattenbauten des Westrands von Bratislava im Stadtteil Karlova Ves. Das dominante Kennzeichen auf den Straßen ist zumeist das „BA“ für Bratislava. Viele gehen hier an der letzten Bundesstraßentankstelle vor der Grenze tanken - Treibstoff ist in Österreich billiger.

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Eine Zeitreise binnen weniger Kilometer
Der Weg von Hainburg nach Osten erscheint wie ein Wegweiser in die Geschichte. Die wieder aufgebauten Teile der mächtigen Stadtmauer erinnern daran, dass hier im Mittelalter eine mächtige Burg stand, unter den Babenbergern bereits erweitert, indem man einen Teil des Lösegeldes für Richard Löwenherz heranzog, um das Grenzland aufzurüsten. Die späteren Burgherren, die Habsburger seit dem Sieg über Ottokar Premysl bei Dürnkrut (1278), verpfändeten das Anwesen teilweise sogar.
Die östlichste Stadt Österreichs
Hainburg war Garnisonsstadt und ist seit 1918 die am östlichsten gelegene Stadt Österreichs. Knapp vor Ende des Zweiten Weltkriegs wurden hier 30.000 ungarische Juden durchgetrieben - es war ein Marsch in den Tod, nachdem man die Männer und Frauen davor beim Bau des sogenannten Südostwalls schuften ließ.
Prägende Erfahrung nach der Besatzungszeit war die direkte und unmittelbare Nähe zum Eisernen Vorhang, ein Umstand, den man sich auch mit dem Horchposten der Heeres-Nachrichtenamtes (HNA) auf der Königswarte zunutze machte. Erst im Rahmen der NSA-Affäre sind die Aktivitäten des Bundesheeres auf diesem Berg Thema - und eigentlich hatte Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) vor der Wahl versprochen, eine kleine parlamentarische Delegation zu einer Besichtigung des Horchpostens zu führen. Die Delegation würde von dem Bergmassiv aus in die Welt hinter Hainburg blicken.

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Blick von der Königswarte über den HNA-Horchposten Richtung Osten - die B9 nennt sich heute noch Preßburger Straße

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Bratislava und die markante „Brücke des Slowakischen Nationalaufstandes“, die durch das UFO auf dem Dach zu einer Art heimlichem Wahrzeichen Bratislavas geworden ist. Das gleichnamige Restaurant hat Kultcharakter, allerdings mehr wegen der spektakulären Aussicht und der Erschütterungen, die Fahrzeuge auf Tisch und Teller ausüben. Für die Stadtverbindung über die Brücke wurden Teile der Altstadt abgerissen.

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Welche Daten werden auf dem Horchposten erhoben. „Die Presse“ berichtete von einem Geheimabkommen mit der NSA zur Finanzierung dieses Horchpostens. Das Verteidigungsministerium betonte, der Nachrichtendienst gebe keine Daten von Österreichern an ausländische Regierungen weiter.

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Blick Richtung Süden in die Ebene westlich von Kittsee - hier dominieren die Windräder, bei jeder Wetterlage

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Verteidigungsminister Klug hält nicht zuletzt die Arbeit des HNA auf der Königswarte für „bedingt öffentlichkeitstauglich“

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Die Rest der ehemaligen Grenze: Wo Österreich endet, beginnt ziemlich direkt Bratislava. Im Hintergrund die Stadtautobahn und ihr Weg über die Donau und der Hafen von Bratislava.

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Wie viel weiß der Nationale Sicherheitsrat des Parlaments von den Aktivitäten auf der Königswarte? Die Mitglieder des Gremiums sind zur Geheimhaltung verpflichtet.

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Der Blick von der Königswarte nach Hainburg im Nordwesten, im Vordergrund der Hainburger Wald, im Hintergrund links der Schlossberg

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Kleine und große Bauformen fürs Wohnen. Ein Blick durchs Grenzland Richtung Nordosten.

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Es wird Nacht über dem Grenzland im Herbst 2013
Roland Winkler, ORF.at (Bilder), Gerald Heidegger, ORF.at (Beschreibungen)
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