Ära Bloomberg geht zu Ende
Bei Michael Bloomberg zu Hause hängt ein Bilderrahmen. „Darin sind elf nicht eingelöste Schecks. Ein Platz ist noch frei“, erzählt der New Yorker Bürgermeister. Am Ende des Jahres kommt der zwölfte Gehaltsscheck dazu, dann sind Bloombergs zwölf Jahre als Bürgermeister einer der größten Metropolen der Welt um.
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Umstritten war er immer, und nicht jeder war mit den Entscheidungen von „Mr. Mayor“ glücklich - aber selbst die Kritiker müssen gestehen, dass er die Stadt (noch) attraktiver gemacht hat. Die Amerikaner lieben Selfmade-Millionäre, Bloomberg ist sogar Milliardär aus eigener Kraft.
Eigentlich hatte der Bostoner Physik studieren wollen. „Aber dafür musste man damals Deutsch für die Fachbücher können. Nach drei Tagen im Deutschkurs wechselte ich das Fach.“ Bloomberg wurde Ingenieur, sein Vermögen machte er aber mit Finanzgeschäften und dann mit seiner nach wie vor erfolgreichen Finanzdatenagentur. „Forbes“ führt den 71-Jährigen als siebentreichsten Mann der USA. Sein Vermögen, von dem er bis zu seinem Tod mindestens die Hälfte spenden will, wird auf 31 Milliarden Dollar (22,50 Mrd. Euro) geschätzt.
Große Skepsis zu Beginn
Entsprechend war die Skepsis groß, als Bloomberg 2001 - nur zwei Monate nachdem der islamistische Anschlag vom 11. September New York in Schock versetzt hatte - als Nachfolger von Rudolph Giuliani gewählt wurde. Der hatte New York aus dem Griff des Verbrechens gelöst, aber was konnte vom Milliardär Bloomberg erwartet werden? Der war Jude - gab aber nichts auf Religiöses. Er war Milliardär - las aber den Reichen oft die Leviten. Und er war Republikaner - aber nur, weil er sich bei den Demokraten einer Vorwahl hätte stellen müssen.
Die Wahl hatte Bloomberg dank eines selbst finanzierten Wahlkampfs gewonnen, aber knapp mit 50 zu 48 Prozent. Und er regierte, wie er sein Firmenimperium regiert hatte - als Manager. Bloomberg holte sich Experten, nicht immer da, wo die politische Klasse sie normalerweise sucht. „So eine Stadt ist ein Unternehmen mit 8,4 Millionen Kunden“, sagte er dem „New York Magazine“. „Dann muss man Verantwortung an gute Leute abgeben, man kann nicht alles allein machen. Die meisten Regierungen begreifen das nicht. Nur dann kann man führen und nur dann kann man gute Leute bekommen.“
Viele Verbote
Aber ist eine Stadt nicht etwas anderes als ein Unternehmen? Bloomberg hält die Unterschiede für zweitrangig und er hatte Erfolg. Große Bauprojekte wurden unter seiner Führung angegangen, er hat die Stadt ähnlich verändert wie sein Vorgänger, der die Kriminalität bekämpft hatte. „Giuliani hat uns die Stadt zurückgegeben. Und Bloomberg hat sie wieder schön gemacht“, sagt heute ein Polizist.
Und doch bleibt die Kritik, dass Bloomberg zu oft verordnet hat. Rauchverbot in Restaurants, na klar. Aber auch draußen in der frischen Luft in den 2.000 Parks? Hält es Jugendliche wirklich vom Rauchen ab, wenn Zigaretten nur noch unter der Theke verkauft werden dürfen? Und darf man sich große Getränkebecher mit gesüßter Limonade verbieten lassen, selbst wenn einige den Kaloriengehalt eines Hauptgerichts enthalten? Man darf nicht, urteilten die Richter und stoppten zumindest eines von Bloombergs ambitionierten Projekten.
Bürgermeister der Reichen
Und der Milliardär muss sich auch immer wieder anhören, dass er vor allem für die Reichen da war. Tatsächlich ist gerade in Manhattan viel passiert. Aber, argumentiert Bloomberg, da würden auch die 53 Millionen Touristen im Jahr hinkommen - und wenn die sich wohlfühlen und Geld ausgeben, kommt das allen fünf Stadtteilen zugute.
Bloomberg zählt schon die Tage rückwärts, bis er aus dem Amt ausscheidet. „Dann bin ich arbeitslos“, sagt der 71-Jährige der deutschen Presseagentur dpa. „Wenn Sie eine Ahnung haben, was ich dann Sinnvolles machen kann, bin ich für jeden Tipp dankbar. Die Bezahlung dürfte nicht das Hauptproblem sein, ich arbeite für einen Dollar im Jahr.“
Chris Melzer, dpa
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