Zehn Kilometer von Grenze entfernt
92 Flüchtlinge sind tot im Norden des Niger entdeckt worden. Die Menschen waren Ende September in der Uranbergbaustadt Arlit, rund 200 Kilometer südöstlich der Grenze zu Algerien, in Richtung der Oase Tamanrasset im Süden Algeriens aufgebrochen. In weiter Folge war Europa das Ziel - in der Hoffnung auf ein besseres Leben.
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Als ihr Lastwagen nur etwa zehn Kilometer vor der algerischen Grenze eine Panne erlitt, fuhr der Fahrer mit einem zweiten Fahrzeug in die Stadt Arlit zurück, um Ersatzteile zu holen. Doch auch sein Wagen brach auf dem Weg zusammen, wie die BBC und der „Guardian“ berichten. Fünf Tage hätten die Flüchtlinge bei dem Wagen ausgeharrt, dann hätten sie sich auf die Suche nach einer Wasserquelle gemacht, hieß es weiter. Die Temperaturen in der Wüste können tagsüber bis zu 50 Grad erreichen. 92 Menschen kamen ums Leben, darunter 52 Kinder, 33 Frauen und sieben Männer.
Nur wenige überlebten den Gewaltmarsch
Die Leichen seien in einem Umkreis von 20 Kilometern gefunden worden, sagte Almoustapha Alhacen von der Hilfsorganisation Aghir In’man, die sich an der Bergung beteiligte. „Ihre Körper waren schon stark verwest, es war schrecklich“, sagte Alhacen. „Wir haben sie an verschiedenen Orten gefunden, in kleinen Gruppen.“ Einige der Leichen seien von Schakalen und anderen wilden Tieren angefressen worden.
Nach Angaben aus nigrischen Sicherheitskreisen überlebten 21 Flüchtlinge das Drama. 19 Flüchtlinge gelangten demnach bis ins algerische Tamanrasset, doch wurden sie in den Niger zurückgeschickt. Ein Mann habe es zu Fuß 83 Kilometer weit zurück nach Arlit geschafft, eine Frau sei in der Wüste vom Fahrer eines Wagens entdeckt und ebenfalls nach Arlit gebracht worden.

APA/AP/Jerome Delay
Flüchtlinge aus dem Niger an der Grenze zu Mali
Dürren und Hungersnöte
Die westafrikanische Republik Niger ist zu weiten Teilen von Wüste bedeckt und gehört zu den ärmsten Staaten der Welt. Das Land leidet immer wieder unter Hungersnöten. Normalerweise flüchten die Menschen nach Libyen, um von dort weiter nach Europa zu gelangen. Nach UNO-Angaben durchquerten zwischen März und August mindestens 30.000 Flüchtlinge die Stadt Agadez in der Landesmitte auf dem weiteren Weg Richtung Norden. Immer wieder verdursten Flüchtlinge, die teilweise auch von Schleuserbanden zurückgelassen werden.
Vor der libyschen Küste wurden am Mittwochabend 84 afrikanische Flüchtlinge gerettet. Wie die libysche Nachrichtenagentur LANA berichtete, barg die Küstenwache mit Unterstützung einer Spezialeinheit der Marine die Flüchtlinge von ihrem Boot, nachdem dieses eine Panne gehabt hatte. Demnach wurden die Flüchtlinge aus verschiedenen Ländern Afrikas in ein Auffanglager gebracht.
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