Hunderttausende Besucher
Der Einladung des Bundesheeres zur traditionellen Leistungsschau anlässlich des Nationalfeiertags auf den Wiener Heldenplatz sind am Samstag wieder zahlreiche Interessierte gefolgt. Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) erinnerte in seiner Rede an das Jahr 1938 und dessen Folgen, Bundespräsident Heinz Fischer an den ersten Tag „eines völlig freien, demokratischen Österreich“ im Jahr 1955.
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Auf dem Heldenplatz wurden in feierlichem Rahmen am Vormittag rund 1.200 Rekruten - darunter drei Soldatinnen - aus ganz Österreich angelobt. Das Bundesheer präsentierte sich mit seinen unterschiedlichen Waffengattungen und Gerät vom Panzer über den im Katastrophenfall besonders gefragten S-70 Black Hawk bis hin zu den neu angekauften Drohnen. Rund eine Million Menschen besuchten die drei Tage dauernde Heeresschau bis Samstag.

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Angelobung von Rekruten aus ganz Österreich auf dem Heldenplatz
Das Bundesheer habe sich bewährt, hob Bundespräsident und Oberbefehlshaber Fischer in seiner Rede hervor. Der Nationalfeiertag sei ein „Tag, an dem wir alle gemeinsam unsere große Verbundenheit mit unserer Heimat, der Republik Österreich, zum Ausdruck bringen“, sagte Fischer in seiner Ansprache und ging auch auf den historischen Hintergrund des 26. Oktober 1955 ein.
„Erster Tag eines völlig freien Österreich“
Dieser 26. Oktober sei der erste Tag eines völlig freien, demokratischen und unabhängigen Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg gewesen. An diesem Tag wurde das Bundesverfassungsgesetz über die Immerwährende Neutralität Österreichs beschlossen.

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Bundespräsident Heinz Fischer und Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) bei der traditionellen Kranzniederlegung am Burgtor
Fast 60 Jahre seien seither vergangen, und das Bundesheer „hat sich eindeutig bewährt“, unterstrich das Staatsoberhaupt: Als Instrument zum Schutz des Landes und des Friedens, der gemeinsamen Bekämpfung von Katastrophen und der Friedenssicherung auf internationalem Gebiet.
Faymann: Dank an Rekruten und Erinnerung an 1938
Bundeskanzler Faymann bezeichnete den Nationalfeiertag als einen „Tag, an dem Dankeschön zu sagen ist an die Rekrutinnen und Rekruten, dass sie ihre Aufgabe im Interesse Österreichs erfüllen werden“, aber auch als Tag „des Gedenkens an die Zeit der Opfer des Nationalsozialismus, an die Zeit der Opfer der Novemberpogrome 1938“.
Der Nationalsozialismus hätte zu seiner „diktatorischer Macht doch niemals aufsteigen können“ ohne die Auswirkungen einer vorherigen globalen Wirtschaftskrise, die „die Fundamente des sozialen Zusammenhalts unserer Gesellschaften so nachhaltig zerstörte“. Heute, in einer Zeit gleichfalls vieler Herausforderungen, gelte es daher, die Lehren aus der Geschichte zu ziehen und wachsam zu sein. Die Werte von Freiheit und Demokratie zu achten müsse “Leitbild jeglichen politischen Handelns“ sein.
Klug bekräftigt Reformpläne bei der Truppe
Österreich habe sich nach dem „grausamsten und verheerendsten Krieg unserer Geschichte“ und dem Beschluss der Neutralität zu einem „lebenswerten“ und „friedlichen“ Land entwickelt, sagte Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ). Das Bundesheer habe ein Ziel, nämlich „Schutz und Hilfe für die Bevölkerung sicherzustellen“ - im Inland und Ausland, wie er betonte. Bei den Naturkatastrophen im heurigen Sommer hätte das Heer mit über 30.000 Manntagen diesem Motto einmal mehr „eindrucksvoll gerecht“ werden können.
Er werde auch in Zukunft darauf achten, den Land- und Luftstreitkräften das „einsatznotwendige Gerät“ zur Verfügung zu stellen, versprach der Minister. Weiters habe er den „klaren Auftrag der Bevölkerung“, den Wehrdienst zu reformieren, verwies er indirekt auf die Volksbefragung Anfang des Jahres. Erste Verbesserungen seien bereits bei der Truppe spürbar.
Treugelöbnis und Bundeshymne
Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) - er hatte im Wiener Wahlkampf 2010 die Wehrpflicht infrage gestellt und die Volksbefragung gefordert - bedankte sich am Samstag beim Bundesheer für die „stetige Bereitschaft zu helfen“ und gratulierte den Rekruten dazu, freiwillig beim Bundesheer Dienst zu tun.

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Rund 1.200-mal „Ich gelobe“
Nachdem die Rekruten das Treugelöbnis auf die Republik geleistet hatten, wurde die Festveranstaltung mit der Bundeshymne und der Europahymne, gespielt von der Gardemusik, abgeschlossen - mehr dazu in oesterreich.ORF.at
Ziemlicher Andrang im Parlament
Außerdem hatten am Samstag - wie ebenfalls jedes Jahr - wieder zahlreiche politische Institutionen zum Tag der offenen Tür geladen, darunter das Parlament und mehrere Ministerien. Mit Politikern aus nächster Nähe präsentierten sich auch Präsidentschaftskanzlei und Bundeskanzleramt.
Im Parlament war der Besucherandrang bereits am Vormittag ziemlich groß. Wer die zusätzlichen Sicherheitsschleusen passiert hatte, konnte in einem Rundgang durch das Haus unter anderem die Sitzungssäle des Nationalrats und des Bundesrats sowie den Historischen Sitzungssaal besichtigen und mit Abgeordneten persönlich ins Gespräch kommen.
Ein Foto als „Nationalrat“
Im Abgeordnetenzimmer hatten die Parlamentsparteien Informationsstände aufgebaut, an denen parlamentarische Mitarbeiter und Abgeordnete für Fragen zur Verfügung standen. Nur die Klubobleute von SPÖ und den Grünen stellten sich dem Gespräch mit den Besuchern. Auch Nationalratspräsidentin Barbara Prammer (SPÖ) war beim Tag der offenen Tür anwesend.
In der Säulenhalle präsentierte sich die Demokratiewerkstatt, vor dem Eingang zum Nationalratssaal bildete sich eine lange Schlange, nachdem zahlreiche Besucher die Möglichkeit nutzten, sich am Rednerpult fotografieren zu lassen. Bis Samstagnachmittag hatten laut Aussendung des Parlaments bereits mehr als 10.000 Interessierte das Hohe Haus besucht.
Begonnen hatten die offiziellen Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag bereits um 9.00 Uhr mit der traditionellen Kranzniederlegung im Weiheraum und am äußeren Burgtor durch Fischer, Klug und Generalstabschef Othmar Commenda. Anschließend folgte die Bundesregierung.
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