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Das Problem mit den Plagiaten

Der internationale Handel mit TV-Formaten boomt mehr denn je. Das gab die Produzenten-Dachorganisation FRAPA Anfang Oktober auf der Medienmesse Mipcom in Cannes bekannt. Laut einer FRAPA-Studie hat allein der Handel mit Unterhaltungsformaten wie „Big Brother“ und „Who wants to be a Millionaire?“ zwischen 2006 und 2008 ein Umsatzvolumen von 9,3 Milliarden Euro erreicht.

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Dabei sind aus den 445 verkauften Formaten auf 57 Fernsehmärkten rund um den Globus 1.262 Adaptionen, also für die jeweiligen nationalen Märkte produzierte Fassungen, entstanden. Die FRAPA will auch die Rechte an ihren Formaten und Formatideen schützen. Denn Plagiate sind seit Jahren eine große Herausforderung für die Branche, da laut FRAPA Ideen für Shows und andere Sendungen häufig kopiert werden.

Eine juristische Klärung ist oft schwierig. Laut Studie gab es in Deutschland nur einen Fall, bei dem einem Kläger, der sich seiner Idee beraubt fühlte, recht gegeben wurde: Im Jahr 2000 konnten die Macher der RTL-Serie „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ verhindern, dass Sat.1 einer Soap den Titel „Gute Nachbarn, schlechte Nachbarn“ gab.

Endemol gewinnt gegen brasilianische Plagiatoren

Anderswo ist die Situation im Wandel: In Brasilien beispielsweise bestätigte der Oberste Gerichtshof 2004, dass dem holländischen Produzenten Endemol durch die brasilianischen „Big Brother“-Kopierer ein Schaden von etwa 600.000 Euro entstanden sei, und legitimierte damit Lizenzansprüche von eineinhalb Millionen Euro für die Holländer.

„Ein TV-Format ist wesentlich mehr als die zentrale Programmidee, es beinhaltet viele weitere wirtschaftliche, künstlerische, technische und geschäftliche Informationen“, entschieden die südamerikanischen Richter. Eine ähnliche Rechtsprechung hat sich in den Niederlanden durchgesetzt. Auch in England setzt allmählich ein Umdenken ein.

Kritik an Fernsehsendern

Branchenkenner kritisieren zudem, dass Verantwortliche bei den Fernsehsendern das Kopieren von Ideen immer wieder unterstützen, indem sie Ideen, die ihnen präsentiert wurden, aufgreifen und dann andere Produzenten, die möglicherweise kostengünstiger arbeiten, beauftragen.

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