Pfadfinderorganisation geht auf Distanz
Ein Onlinevideo, auf dem zwei Pfadfinderleiter eine 170 Millionen Jahre alte Felsformation im State Park im US-Bundesstaat Utah zerstören, sorgt weltweit für Aufregung. Den beiden droht nun ein Gerichtsverfahren.
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Das Video, das auf YouTube gestellt wurde, zeigt den Pfadfinderleiter Glenn Taylor, wie er im Goblin Valley State Park einen über Jahrmillionen abgerundeten Felsen abbricht und zu Fall bringt. Der zweite Pfadfinderleiter Dave Hall filmt die Szene, während der er ständig singt und lacht. „Wir haben Goblin Valley verändert!“, ruft Hall in die Kamera. „Mit dem Brocken da unten am Boden existiert nun ein neues Goblin Valley!“ Auf dem Video ist auch Taylors Sohn zu sehen, der mit den beiden Erwachsenen jubelt.
Die Felsformation, die als „Goblin“ (Wicht, Anm.) bekannt ist, stammt aus der Jura-Zeit und ist eine von vielen, die dem State Park jene surreale Anmutung verleihen, die alljährlich viele Besucher aus der ganzen Welt anlockt. Das Video, das am Donnerstag, von der Zeitung „Salt Lake Tribune“ hochgeladen wurde, wurde mittlerweile millionenfach abgerufen - die britische Tageszeitung „The Guardian“ sprach in Anlehnung an das englische Wort für Pfadfinder (Scout) und Aufschrei (outrage) ironisch bereits von „Scoutrage“.
Beschwerden aus der ganzen Welt
Die für das Naturschutzgebiet zuständige Behörde in Utah wird nach eigenen Angaben seither von wütenden Anrufen und E-Mails geflutet. Behördenleiter Fred Hayes betonte, die Beschwerden kämen „aus der ganzen Welt“. Die Wüste ziehe viele Menschen an, und „sie sind einfach außer sich vor Wut.“ Die Behörde war auf den Fall aufmerksam geworden, nachdem ein Besucher den Link auf der Website der Behörde gepostet hatte und fragte, ob das legal sei. Laut Hayes prüft derzeit die Staatsanwaltschaft, ob Klage erhoben wird.
Zum Schutz der Kinder?
Die beiden Pfadfinderleiter rechtfertigten sich gegenüber der Zeitung „Desert News“, sie hätten den Felsen abgebrochen, weil sie glaubten, dass er eine Gefahr für Kinder, die daran vorbeigehen, sein könnte. „Keiner von uns wollte etwas Illegales tun“, rechtfertigte sich Hall. „Es war für uns zu dem Zeitpunkt einfach logisch, die Gefahr aus dem Weg zu räumen, damit wir nicht die Nachricht hören müssten, dass jemand dort gestorben ist.“
Die Behörden halten das freilich für unglaubwürdig: Durch das Tal gingen täglich Park Ranger und ihnen sei der Fels nicht als Gefahr erschienen, so Hayes. Er betonte auch, dass einige Mühe nötig war, um den Felsbrocken überhaupt aus der „Verankerung“ zu lösen. Angesichts des Videos sei die Rechtfertigung schlicht nicht glaubwürdig, so Hayes. „Ich kann nicht in ihre Köpfe hineinsehen“, aber es sehe eindeutig nicht nach dem aus, was die beiden behaupteten, so Hayes.
Pfadfinder „schockiert“
Ein Sprecher der Pfadfinder sagte, der Fall werde noch untersucht, man werde jedenfalls angemessen agieren. „Wir sind schockiert und von diesem verwerflichen Verhalten enttäuscht. Seit mehr als einem Jahrhundert sind die Pfadfinder führend in der Naturerhaltung“, so der Pfadfindersprecher Doron Smith. Diese „isolierten Handlungen“ dieser Personen liefen den Grundsätzen der Pfadfinder völlig zuwider, so Smith.
Einer der beiden Pfadfinderführer beklagte gegenüber der „Salt Lake Tribune“, er habe bereits mehr als 100 Todesdrohungen via Internet bekommen: „Da sind Leute von der ganzen Welt, die mir sagen, dass sie mich töten werden, nur weil ich entschieden habe, dass Menschenleben wichtiger sind, als dass ein Felsen ein paar Stunden länger dort steht“, so Hall.
„Ich glaube, wir haben richtig entschieden, aber wahrscheinlich die falsche Methode gewählt“, so Hall. Er beharrte - entgegen der Angaben der Naturschutzbehörde - darauf, die Felsformation sei gefährlich gewesen und habe kurz davor gestanden, umzufallen. Aber er sei bereit, die Verantwortung zu übernehmen.
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