Themenüberblick

„Gruppe bewaffneter Terroristen“

In Syrien werden laut Internationalem Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) sieben Nothelfer vermisst. Sechs IKRK-Mitglieder und ein Mitglied des Syrischen Roten Halbmonds seien auf dem Weg zwischen der Stadt Idlib im Nordwesten des Landes und der Hauptstadt Damaskus verschwunden, sagte IKRK-Sprecher Samar al-Kadi am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP in Beirut. Sie seien vermutlich entführt worden.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Laut der amtlichen syrischen Nachrichtenagentur SANA stoppte eine „Gruppe bewaffneter Terroristen“ den Rotkreuz-Konvoi in der nordwestlichen Provinz Idlib und beschoss die Fahrzeuge. Dann seien die Helfer an einen unbekannten Ort verschleppt worden. Große Teile der Provinz Idlib sind unter Kontrolle bewaffneter Rebellengruppen, darunter auch islamistische Milizen. In Syrien sind fast ausschließlich Mitarbeiter aus arabischen Ländern für das IKRK im Einsatz.

Schwerer Anschlag in Idlib

Bei einem Bombenanschlag in der nordsyrischen Provinz Idlib kamen laut Oppositionsanagaben mindestens 20 Menschen ums Leben. Demnach explodierte ein mit Sprengkörpern versehenes Auto unweit der türkischen Grenze. Die Provinz Idlib wird zu großen Teilen von Rebellen kontrolliert.

Sofortige Freilassung gefordert

IKRK-Sprecher Ewan Watson betonte Sonntagabend, die Identität der Entführer sei noch unklar. Die Organisation fordere die „sofortige, bedingungslose und sichere Freilassung“ ihrer Mitarbeiter. Es würden alle Kanäle genutzt, „um herauszufinden, was geschehen ist, und sie heil zurückzubringen“. Zur Staatsangehörigkeit der Entführten machte der Sprecher keine Angaben. Die Hilfsorganisation sei auf beiden Seiten der Front zwischen der Regierungsarmee des syrischen Machthabers Baschar al-Assad und den Rebellen aktiv, um humanitäre Hilfe zu leisten, sagte Watson weiter.

Die IKRK-Sprecherin Rima Kamal sagte, das Team aus sechs Personen habe am Vormittag die Stadt Idlib verlassen. Es sei in vier Fahrzeugen unterwegs gewesen, die mit dem Logo der Organisation gekennzeichnet waren. Zuvor hatten sich die Helfer in der Region demnach einen Überblick über die Lage in den Kliniken verschafft und Arzneimittel geliefert. Sie seien am Sonntag auf dem Rückweg nach Damaskus gewesen.

1.500 Menschen aus umkämpftem Vorort gerettet

Die Hilfsorganisation Roter Halbmond rettete nach eigenen Angaben rund 1.500 Menschen aus einem umkämpften Vorort von Damaskus gerettet. Wie der Sprecher Chaled Erksussi am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP sagte, holten die Helfer seit Samstag vor allem Frauen und Kinder aus der Ortschaft Moadhamijat al-Scham im Südwesten von Damaskus, die seit Monaten von der Armee belagert wird. Die Geretteten seien sehr erschöpft und hätten große Angst gehabt.

Moadhamijat al-Scham liegt im Südwesten von Damaskus und wird größtenteils von den Rebellen kontrolliert. Die Armee belagert den Ort seit Monaten, es gibt fast täglich Raketenangriffe. Der Ort war auch von dem Giftgasangriff am 21. August betroffen, bei dem Hunderte Menschen getötet wurden.

Selbstmordanschlag im Zentrum von Damaskus

Im Zentrum von Damaskus explodierten am Sonntagabend zwei Autobomben. Zwei Selbstmordattentäter hätten am Eingang zum Umajjaden-Platz ihre mit Sprengstoff beladenen Wagen gesprengt, berichteten SANA Sana und das staatlichen Fernsehen. Der Doppelanschlag ereignete sich demnach vor dem Sitz des Staatsfernsehens. Fernsehbilder zeigten Brände am Explosionsort. Ein TV-Reporter berichtete, das Gebäude des Senders sei intakt geblieben.

C-Waffen-Verbot offiziell

Syrien ist nun auch offiziell der Organisation für ein Verbot der Chemiewaffen (OPCW) beigetreten. „Ab heute ist Syrien ein voller Mitgliedsstaat“, sagte OPCW-Sprecher Michael Luhan der Nachrichtenagentur dpa am Montag in Den Haag. Das Land ist das 190. Mitglied der Organisation, die in der vergangenen Woche mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde.

Nationalrat nicht bei Syrien-Friedenskonferenz

Am Sonntag hatte der Syrische Nationalrat, eine Schlüsselgruppe der Opposition gegen Assad, angekündigt, nicht an der für Mitte November geplanten Syrien-Friedenskonferenz in Genf teilzunehmen. Zur Begründung verwies der Präsident der größten Gruppierung innerhalb der Syrischen Nationalen Koalition, George Sabra, unter anderem auf die Lage in Moadhamijat al-Scham. „Die Bewohner von Moadhamijat al-Scham sterben und verhungern“, sagte er AFP. Unter solchen Umständen könne es keinen demokratischen Neuanfang geben. Falls sich die Nationale Koalition wie geplant an der Genfer Konferenz beteilige, werde seine Gruppe aus dem Zusammenschluss austreten, fügte Sabra hinzu.

Dem Syrischen Nationalrat gehören unter anderem die einflussreichen Muslimbrüder an. Die unterschiedlichen Kräfte der syrischen Opposition sind sich darin einig, die Staatsführung um Assad absetzen zu wollen. Ansonsten sind sie aber stark zerstritten.

Keine Waffenruhe für Opferfest in Sicht

Das Töten im Bürgerkriegsland geht weiter. Nach Angaben von Aktivisten kamen am Wochenende bei Kämpfen, Bombardierungen und bewaffneten Übergriffen mehr als 200 Menschen ums Leben. Trotz eines Appells der Arabischen Liga und der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) ist keine Waffenruhe zum wichtigsten muslimischen Feiertag, dem Id al-Adha, in Sicht. Das Opferfest wird am Dienstag von Muslimen weltweit gefeiert.

Die Opposition warf dem Regime vor, nahe der Hauptstadt ein neues Massaker verübt zu haben. Soldaten - unterstützt von Anhängern der libanesischen Hisbollah und irakischen schiitischen Milizionären - hätten rund 130 Männer in der Nähe der Ortschaftal -Dhijabija bei Damaskus getötet, sagte der Sprecher der Freien Syrischen Armee, Luai al-Mekdad, der Nachrichtenagentur dpa. Am Freitag hatte die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) syrischen Rebellengruppen vorgeworfen, sie hätten im August mehr als 190 Zivilisten getötet und Hunderte Geiseln genommen. Die Täter gehörten radikalislamischen Organisationen, die Opfer der alawitischen Minderheit an.

50 Tote bei Kämpfen zwischen Oppositionsgruppen

In der nordsyrischen Stadt Aleppo wurden nach Informationen der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte bei schweren Kämpfen zwischen rivalisierenden oppositionellen Kräften fast 50 Menschen getötet. In der ehemals florierenden Wirtschaftsmetropole lieferten einander die Freie Syrische Armee und die islamistische ISIL-Einheit seit Donnerstag schwere Gefechte, teilte die Beobachtungsstelle am Samstag mit. Dabei habe die mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida verknüpfte ISIL in drei Stadtvierteln die Oberhand gewonnen.

Weg frei für Zerstörung von C-Waffen

Unterdessen billigte der UNO-Sicherheitsrat den Plan von UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon für eine gemeinsame Mission der Vereinten Nationen und der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW), die am Freitag den Friedensnobelpreis erhalten hatte, zur Zerstörung der syrischen Chemiewaffen. Einen entsprechenden Brief schickte das höchste UNO-Gremium Ban am Freitag.

Bans Plan sieht vor, bis zu 100 Experten für die Mission von OVCW und UNO abzustellen. Derzeit sind etwa 60 Mitarbeiter der beiden Organisationen in Syrien. Gemäß einer UNO-Resolution sollen die Produktionsstätten für Chemiewaffen bis zum 1. November unbrauchbar gemacht und das gesamte Arsenal bis Mitte 2014 zerstört werden.

Links: