Venedig: Mobiler Hochwasserschutz wird erstmals getestet

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Nach zehn Jahren Bauzeit wird heute in Venedig erstmals ein Teil des milliardenteuren Dammprojekts MOSE (Modulo Sperimentale Elettromeccanico) getestet, das die Lagunenstadt vor Überflutungen schützen soll. In Anwesenheit von Infrastrukturminister Maurizio Lupi werden am Nachmittag vier der insgesamt 78 beweglichen Barrieren ausprobiert.

Die Barrieren, die bei drohendem Hochwasser die drei Eingänge der Lagune versperren können, waren im Sommer installiert worden. Bei normalem Wasserpegel liegen die Elemente mit Wasser gefüllt auf dem Meeresgrund. Sobald das Wasser auf 110 Zentimeter über den Normalwert steigt, wird Luft in die Barrieren gepresst, sodass sie sich aufrichten und der Flut den Weg in die Lagune versperren. Bis zur geplanten Fertigstellung im kommenden Jahr werden die Baukosten auf 5,4 Milliarden Euro veranschlagt.

Seit Jahren umstritten

Die Idee zu dem mobilen Deichsystem entstand bereits in den 60er Jahren, nachdem 1966 eine Flut katastrophale Schäden in der Stadt verursacht hatte. Nach weiteren schweren Überschwemmungen erklärte die Regierung in Rom die Rettung Venedigs zu einer Angelegenheit von nationalem Interesse. Jedes der 78 Module, die auf vier Abschnitte verteilt sind, ist 20 Meter hoch, bis zu fünf Meter breit und zwischen 18 und 28 Meter lang.

Das MOSE-Projekt ist schon seit Jahren umstritten. Umweltaktivisten befürchten massive Schäden für das Ökosystem der Lagune. Laut den Umweltschützern wird es aufgrund der weltweiten Klimaveränderung künftig in Venedig weit häufiger Hochwasser geben, als es die Techniker des MOSE-Projekts kalkulierten. In Hochwassermonaten wären die Stadt und die Lagune fast ständig von der Zufuhr von Frischwasser abgeschnitten, das stehende Wasser könnte sich schnell in eine Kloake verwandeln.