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Schmied für raschen Ausbau

„Handlungsbedarf für die österreichische Bildungs- und Weiterbildungspolitik“ sieht Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) durch die Ergebnisse der OECD-Vergleichsstudie „Programme for the International Assessment of Adult Competencies“ (PIAAC). Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) will das Tempo beim Ausbau hochwertiger Bildungsangebote von der Elementarpädagogik bis zur Erwachsenenbildung erhöhen.

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Nach Ansicht Hundstorfers muss das Weiterbildungsangebot in Österreich verstärkt werden. Außerdem schwebe ihm eine „Ausbildungsverpflichtung a la Holland“ vor, so der Minister am Montagabend vor Journalisten. Dementsprechend sollen alle Jugendlichen bis 18 Jahre irgendeine Art von Bildung oder Weiterbildung absolvieren.

„Traumziel“ Recht auf Bildungskarenz

Wer Defizite aufweise, müsse darüber hinaus ein Recht auf Bildung eingeräumt bekommen - etwa über das vor kurzem beschlossene Fachkräftestipendium, so Hundstorfer. Weiteres plädierte er dafür, im nächsten Regierungsabkommen den Aspekt des lebensbegleitenden Lernens festzuschreiben. Ein „Traumziel“ für ihn wäre das Recht auf Bildungskarenz für Arbeitnehmer.

Besondere Unterstützung benötigt laut Hundstorfer jene Gruppe der Beschäftigten, die größte Schwierigkeiten mit Texten aller Art hat. Gemeinsam mit der Regierung seien dabei die Sozialpartner gefordert, die Rahmenbedingungen für die Kompetenzentwicklung und -weiterentwicklung zu verbessern und gezielte Förderinstrumente auszubauen. Derzeit beträgt die Weiterbildungsbeteiligung von gering Qualifizierten nur fünf Prozent - diese will Hundstorfer generell auf 20 Prozent erhöhen.

Schmied will in Kindergarten und Schule ansetzen

Schmied betonte in einer Aussendung, dass weiterhin in Bildung investiert werden müsse. Die zentralen Aufgabenstellungen dabei seien die Absicherung von Grundkompetenzen, die Förderung von Menschen mit Migrationshintergrund, die Verbesserung von Chancengerechtigkeit und Leistung, die Weiterentwicklung der Berufsbildung bei gleichzeitiger umfassender Allgemeinbildung und die Stärkung der Erwachsenenbildung.

Unter anderem soll dem Ausbau der Sprachförderung in Kindergarten und Volksschule sowie für Quereinsteiger in die Schule durch eine umfassende Sprach- und Leseförderungsoffensive Rechnung getragen werden. Weitergeführt werden soll der Ausbau der Ganztagsschulen - insbesondere in der verschränkten Form. In der Erwachsenenbildung setzt Schmied auf die vor kurzem eingeführten Gratisangebote zum Nachholen von Bildungsabschlüssen (Basisbildung, Pflichtschulabschluss, Berufsschulabschluss).

ÖGB: Lebenslanges Lernen notwendig

Als „Weckruf“ will Arbeiterkammer-Präsident Rudolf Kaske die Ergebnisse verstanden wissen. „Wir brauchen auch in Zukunft ein flächendeckendes Angebot an Kursen und Lehrgängen für Alphabetisierung und Basisbildung“, forderte er am Dienstag in einer Aussendung. Es brauche mehr kostenlose Alphabetisierungskurse und vorbeugend ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr und verstärkte Fortbildung von Volksschullehrern in der Leseförderung.

„Lebenslanges Lernen ist eine Notwendigkeit, der Grundstein dazu wird in der Schule gelegt“, kommentierte ÖGB-Vizepräsidentin Sabine Oberhauser die PIAAC-Resultate. Sie verwies auf das Grundsatzprogramm des ÖGB, in dem etwa das kostenlose Nachholen von Bildungsabschlüssen, das Gewinnen neuer Zielgruppen für die Weiterbildung und ein möglichst früher Ausgleich von Defiziten gefordert wird.

Grüne: Bildung wird zu stark vererbt

Für Bildungssprecher Harald Walser bestätigen die PIAAC-Ergebnisse die bisherige Kritik der Grünen: „Bildung wird zu stark vererbt und im Schulsystem zu wenig vermittelt“, betonte er in einer Aussendung. Eine Million Österreicher mit Leseproblemen und die vergleichsweise kleine Gruppe an Spitzenlesern seien ein klarer Auftrag, die Weichen in der Bildungspolitik neu zu stellen: weg von einem selektiven Schulsystem hin zu einer Bildungslandschaft, in der kein Kind, Jugendlicher oder Erwachsener zurückgelassen werde.

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