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Ungewöhnlich freizügige Sexszenen

Die ersten Minuten des französischen Films „Intimacy“, der 2001 den Goldenen Bären der 51. Berlinale gewann, präsentiert die körperliche Liebe zwischen einem Paar so realistisch, wie Hollywood sie nie zeigen würde. Denn dort, aber nicht nur dort, wird das, was die Schauspieler Kerry Fox und Mark Rylance miteinander treiben, als Pornografie angesehen.

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„Die Sexszenen beginnen dort, wo sie in anderen Filmen aufhören“, erklärte der Regisseur Patrice Chereau. „Man kann den Film aber nicht auf die Sexszenen reduzieren, denn plötzlich geschieht zwischen den beiden so etwas wie Liebe.“ Der provozierende Film ist auf Englisch gedreht und basiert auf Kurzgeschichten von Hanif Kureishi. Vorsitzender der Berlinale-Jury war der amerikanische Filmproduzent William Mechanic.

Sehnsucht nach Intimität und Nähe

Erzählt wird in dem Drama die Geschichte eines Mannes, der seine Familie verlassen hat, und einer Frau, die außerhalb ihrer Ehe sexuelle Lust sucht. Jeden Mittwoch kommt die Hobbyschauspielerin Claire in die schäbige Londoner Behausung des Barkeepers Jay, jeden Mittwoch verschlingen sich die Körper des Paares in einer fast schmerzlichen Intensität.

Als Jay der Frau nachspürt und ihren Mann, einen gutmütigen Taxifahrer, kennenlernt, wird aus einem sexuellen Verhältnis die Tragik einer Liebe, die unerfüllt bleiben muss. Noch einmal treffen und lieben sich Jay und Claire - doch sie trennen sich unter Tränen.

Verstörend naturalistische Bilder

Chereau und sein hervorragender Kameramann Eric Gautier haben die Begegnungen des Paares, vor allem dessen Sex, auf faszinierende wie verstörende naturalistische Weise ins Bild gesetzt. Die zwei Kinostunden im Berlinale-Palast provozierten die Betrachter und Kritiker wie kaum je ein anderer Berlinale-Film.

Chereau, selbst bekennender Homosexueller, war in der anschließenden Pressekonferenz kritischen Fragen ausgesetzt. Diese konzentrierten sich auf die fast beispiellos freizügigen Sexszenen zwischen den Hauptdarstellern. Chereau parierte souverän und antwortete auf die mit gewisser Empörung vorgetragene Frage eines britischen Journalisten, warum eine so bekannte Schauspielerin wie die Neuseeländerin Fox vor der Kamera das Glied ihres Partners genussvoll in den Mund nehme, mit der lakonischen Antwort: „Für mich ist das nicht schockierend.“

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