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Kaum Armutsgefährdung

Eine in 91 Ländern durchgeführte Studie zeigt erstmals in großer Dimension die bevorstehenden Herausforderungen des Demografiewandels auf. Bis 2050 wird ein Fünftel der weltweiten Bevölkerung mindestens 60 Jahre alt sein. Der Global AgeWatch Index zeigt, dass vor allem die Länder, die am meisten davon betroffen sind, nicht ausreichend dafür gerüstet sind.

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Der Index basiert auf Daten verschiedener Einrichtungen, darunter der UNO, der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Weltbank. Ausgewertet werden Statistiken zu Einkommen, Gesundheit, Bildung, Beruf und ein seniorenfreundliches Umfeld in den einzelnen Ländern. Österreich, mit einem 60-plus-Anteil von 23,6 Prozent, liegt dabei auf Platz elf - die ersten fünf Ränge besetzen Schweden, Norwegen, Deutschland, Niederlande und Kanada. Grundsätzlich finden sich in den Top 20 vor allem westeuropäische und nordamerikanische Länder, mit mehreren Ausnahmen wie Japan, Neuseeland und etwa Chile.

Großes Manko Bildung

Warum Österreich in dem Ranking nicht weiter vorne mitspielt, lässt sich vor allem durch ein schlechtes Abschneiden bei der Bildung und dem Zugang von älteren Menschen zum Arbeitsmarkt erklären. In diesem Bereich rangiert Österreich nur auf Platz 42. Nur 42,4 Prozent der 55- bis 64-jährigen Österreicher sind demnach in den Arbeitsmarkt integriert. Etwas über 60 Prozent der über 60-Jährigen besitzen einen sekundären oder höheren Bildungsabschluss.

Augewählte Länder und ihre Ränge nach Indikatoren

Einkommen* Gesundheit* Bildung, Beschäftigung* Umfeld*
1. Schweden 8 7 5 5
2. Norwegen 3 13 1 22
3. Deutschland 9 6 6 3
4. Niederlande 4 18 11 1
5. Kanada 26 2 9 9
11. Österreich 5 17 42 2
87. Ruanda 82 90 90 38
88. Jordanien 61 61 91 36
89. Pakistan 84 69 67 91
90. Tanzania 91 73 88 79
91. Afghanistan 75 91 87 88
*) Rangplatz nach jeweiligem Indikator

Österreich - das 2050 einen prognostizierten Anteil von 36,5 Prozent an über 60-Jährigen haben wird - hat in dem Bereich ähnliche Werte wie Albanien, China und die Ukraine. Im Spitzenreiterland Norwegen etwa haben fast 70 Prozent im Alter zwischen 55 und 64 noch einen Job, und 99,4 Prozent besuchten nach dem Volksschulabschluss eine weiterführende Schule.

Finanziell gut abgesichert

Gemildert wird dieser Dämpfer allerdings durch die Spitzenplatzierung beim Thema Einkommenssicherheit für ältere Menschen (Österreich liegt hier auf Platz fünf). Die Dichte der Pensionsbezieher ist hier im internationalen Vergleich überdurchschnittlich, die Armutsrate mit 7,5 Prozent sehr gering - der Wohlstand von Menschen über 60 liegt nur wenige Prozentpunkte unter dem der heimischen Durchschnittsbevölkerung.

Nur Platz 17 bei Gesundheitsversorgung

Schon etwas abgeschlagen liegt Österreich hingegen bei der Gesundheitsversorgung von älteren Menschen. In diesem Punkt liegt das Land auf Platz 17, hinter Ländern wie etwa Schweiz, Deutschland, Kanada, Chile, Costa Rica, Ecuador und Italien. Österreicher haben im Alter von 60 Jahren noch eine durchschnittliche Lebenserwartung von 24 Jahren - die ersten 18 noch in einer guten Gesundheitsverfassung. Zum Vergleich: In der Schweiz, die bei der Gesundheitsversorgung auf Platz eins liegt, betragen diese Werte 25, bzw. 19 Jahre.

Punkten kann Österreich bei Älteren in der Kategorie „Förderliches Umfeld“ (Platz zwei): 91 Prozent der Befragten über 50 gaben an, Freunde oder Verwandte zu haben, auf die sie sich verlassen können. Ebenso viele sind zufrieden damit, wie frei sie im Alter Lebensentscheidungen treffen können. Positiv schnitt Österreich auch bei der Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel und dem Sicherheitsempfinden älterer Menschen ab.

Kein schönes Älterwerden in Russland

Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass der Reichtum eines Landes nicht zwangsweise etwas über dessen Altersfreundlichkeit aussagt. Mehrere Länder schnitten besser ab, als man es aufgrund ihrer Wirtschaftsperformance vermuten würde. So sind etwa Neuseeland (Platz sieben), Chile (19), Uruguay (23) und Sri Lanka (Platz 36) vergleichsweise altersfreundlich. Überraschend hingegen landete Großbritannien mit Rang 13 nicht einmal unter den Top Ten.

Relativ seniorenfreundlich sind offenbar auch die Schwellenländer China (Platz 35) und Brasilien (31) - Brasiliens Sozialsystem etwa bietet eine großzügige Basispension, mit deutlichen Auswirkungen auf die Armutsrate. Ein schlechtes Zeugnis erhielten hingegen das bevölkerungsreiche Indien (73) und Russland (78).

Schnell alternde Länder mit großen Versäumnissen

Wie der „Guardian“ berichtet, erfolgt der Demografiewandel besonders schnell in Entwicklungsländern. Mehr als zwei Drittel der älteren Bevölkerung leben schon jetzt in armen Ländern, bis 2050 werde sich dieser Wert auf vier Fünftel erhöhen. Vorbereitet ist man in diesen Ländern auf diese Alterungsexplosion dem Index zufolge jedoch nicht: Besonders schnell wachsende Länder wie Jordanien, Laos, Mongolei oder Nicaragua liegen in dem Index in der unteren Hälfte.

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