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Wahlbeteiligung 74,4 Prozent

Die Briefwähler haben die Mandatsverteilung der Nationalratswahl noch kräftig geändert. Ein Mandat gewann die ÖVP dazu - sie kam auch prozentuell näher an die stimmenstärkste Partei SPÖ heran. Punkten bei den Briefwählern konnten erwartungsgemäß auch die Grünen, die zwei Sitze dazugewannen. Gegenüber den Zahlen von Sonntag kräftig gestiegen ist die Wahlbeteiligung.

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Die SPÖ verlor gegenüber dem vorläufigen Endergebnis vom Sonntag ein Mandat auf jetzt 52 und die FPÖ sogar zwei auf 40. Umgekehrt gewannen die ÖVP eines dazu auf 47 und die Grünen zwei auf 24. Das Team Stronach (TS) blieb unverändert bei elf, NEOS bei neun. Die Wahlbeteiligung stieg durch die 534.944 abgegebenen Briefwahlstimmen von zunächst 65,91 auf 74,42 Prozent.

Grafik zum Vorläufigen amtlichen Endergebnis der Nationalratswahl

Innenministerium/ORF.at

Keine neuen Koalitionsvarianten

Die neuen Mandatsstände eröffnen allerdings keine neuen Koalitionsvarianten: Rot-Schwarz ist nach wie vor die einzige realistische Zweierregierung mit einer Mehrheit von 99 Nationalratssitzen, Schwarz-Blau hat mit 87 weiter zu wenig. Die von Teilen der ÖVP angedachte Dreiervariante ÖVP, FPÖ und Stronach hätte mit 98 ebenfalls genug. Nicht ausgehen würde sich eine Rot-Grün-NEOS-Regierung; sie kommt auf nur 85 Sitze im Hohen Haus.

Allerdings ergab sich durch die Mandatsverschiebung nun auch eine weitere Möglichkeit einer Verfassungsmehrheit. Neben allen anderen schon bisher möglichen Kombinationen, die gemeinsam auf 122 Stimmen oder mehr kommen, können SPÖ, ÖVP und Grüne nach derzeitigem Stand zu dritt Verfassungsgesetze beschließen.

Die Stimmenanteile haben sich durch die Briefwähler wie folgt verändert: Die SPÖ hat jetzt 26,86 Prozent, das ist ein Minus von 2,40 Prozentpunkten gegenüber der Wahl 2008. Die ÖVP liegt jetzt bei 24,01 (minus 1,97), ist also näher an die SPÖ herangerutscht und hat im Vergleich zum Ergebnis vom Sonntag den Abstand zur drittstärksten FPÖ vergrößert. Diese verlor mit den Briefwählern ein wenig auf 20,55 Prozent, ihr Plus gegenüber 2008 reduzierte sich auf 3,1 Prozentpunkte.

Grüne legen auf über zwölf Prozent zu

Umgekehrt ist das Plus der Grünen größer geworden - mit 1,91 Prozentpunkten mehr als 2008 kamen sie auf 12,34 Prozent. Am Wahlsonntag waren die SPÖ mit 27,10 Prozent, die ÖVP mit 23,81, die FPÖ mit 21,40 und die Grünen mit 11,46 Prozent ausgewiesen worden.

Das Team Stronach verlor durch die Briefwähler ein wenig, von zunächst 5,79 auf jetzt 5,74 Prozent - umgekehrt legte NEOS von 4,80 auf 4,93 Prozent zu. Ein von den Meinungsforschern für möglich gehaltenes weiteres Mandat ging sich für sie allerdings nicht aus. Das BZÖ hat sich mit jetzt 3,53 Prozent (Sonntag: 3,63) noch weiter von der Vierprozenthürde entfernt.

Graz nun grün

Für eine Umfärbung sorgten die Briefwahlstimmen in der Steiermark: In der Landeshauptstadt Graz überholten die Grünen die FPÖ und sind dort nun mit 21,7 Prozent stimmenstärkste Partei vor den Blauen mit 19,3 Prozent. Im gesamten Bundesland verkleinerte sich der Abstand der zweitplatzierten SPÖ (23,9 Prozent) zur erstplatzierten FPÖ (24,1 Prozent) durch die Wahlkarten auf 0,2 Prozent.

Am Donnerstag endgültiges Ergebnis

Das nun vom Innenministerium veröffentlichte Ergebnis ist noch nicht der Endstand. Denn am Donnerstag müssen noch die rund 31.000 Wahlkarten ausgezählt werden, die am Sonntag in „fremden“ Wahlkreisen abgegeben wurden. Insgesamt wurden 668.658 Wahlkarten ausgestellt, was 10,47 Prozent der Wahlberechtigten entspricht. 543.139 davon wurden für die Briefwahl verwendet (534.944 dieser Stimmen waren gültig) - und ein Teil der Wahlkarten wurde bereits am Sonntag mitgezählt, weil die Wahlkarten in Wahllokalen im eigenen Wahlkreis abgegeben wurden.

Die Briefwahl wurde bei der heurigen Wahl - der zweiten, wo sie möglich war - wesentlich stärker genutzt. 2008 wurden 375.634 Briefwahlstimmen abgegeben, um 167.505 weniger als heuer.

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