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Ein bisschen Jazz geht immer

Der deutsche Sänger, Jazz-Pianist und Bandleader Paul Kuhn ist tot. Er starb in der Nacht auf Montag im Alter von 85 Jahren, wie seine Agentur mitteilte. Nach Informationen der „Bild“-Zeitung hatte sich der Gesundheitszustand des Musikers Anfang September verschlechtert, was schließlich die Behandlung in einer Klinik erforderte.

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Kuhn wurde als „Mann am Klavier“ und mit Unterhaltungsliedern wie „Es gibt kein Bier auf Hawaii“ bekannt. Er machte sich außerdem als Bandleader großer Rundfunk-Unterhaltungsorchester einen Namen. Respekt unter Musikern egal welchen Genres verschaffte sich Kuhn vor allem damit, dass er - neben seinem musikalischen „Brotberuf“ - dem Jazz als seiner wahren Leidenschaft nie untreu wurde und bis ins hohe Alter mit gediegenem Swing überzeugen konnte.

Auch Peter Alexanders „Mann am Klavier“

Auch als Bandleader, Komponist, Arrangeur und Produzent achtete Kuhn darauf, dass er so viel Jazz unterbringen konnte, wie es die gerade anstehende Aufgabe ermöglichte. Möglich war das vor allem mit der heimischen Showgröße Peter Alexander. Gemeinsam absolvierten die beiden unzählige Auftritte, Tourneen und TV-Shows. Auch wenn die „Jazzpolizei“ über seine kommerziell orientierte Arbeit die Nase rümpfte, so Kuhn immer wieder spöttisch, sein Motto sei immer dasselbe gewesen: Es muss swingen.

Jazzmusiker Hugo Strasser, Max Greger und Paul Kuhn

Reuters/Tobias Schwarz

Kuhn mit den Swing-Veteranen Hugo Strasser und Max Greger

Kaum jemand sonst im deutschsprachigen Raum sorgte wie Kuhn dafür, dass jazzige Klänge auch den Weg zum Massenpublikum fanden. Beliebt und bekannt wurde der vielfach ausgezeichnete Künstler vor allem durch seine eigenen Fernsehshows an der Seite von Stars wie Peter Alexander, Peter Frankenfeld und Harald Juhnke. Wohl auch deshalb, weil er sich selbst immer nur als Musiker sah, fand er dabei zu einer unterspielten ironischen Linie als Entertainer, die für ihn charakteristisch wurde.

Vom Wunderkind zum Doyen am Piano

Seine Musikerkarriere begann schon im Kindesalter. Sein erster Hit „Der Mann am Klavier“ wurde einer seiner größten. Mit der ARD-Show „Hallo Paulchen“ hatte der Musiker mit dem charakteristischen Zahnlückenlächeln einen Spitznamen und wurde zu einem der Fixsterne der Branche. Der am 12. März 1928 in Wiesbaden geborene Sohn eines Croupiers lernte mit sechs Jahren Akkordeonspielen, galt bald als Wunderkind und trat schon als Achtjähriger in einer Versuchssendung des Fernsehens bei der Funkausstellung in Berlin auf.

Während seiner Schlager- und Showkarriere arbeitete Kuhn als Arrangeur, Komponist und Produzent unter anderen für Heino und Howard Carpendale. 1968 übernahm er die Leitung der Big Band des Senders Freies Berlin und führte sie zu internationalem Ruhm. Sein Vertrag sah drei Fernsehshows im Jahr vor, darunter „Pauls Party“. Als sich der SFB 1980 von der Big Band trennte, empfand Kuhn das als „Rauswurf“. Er gründete seine eigene Big Band, mit der er fortan vor allem Peter Alexander auf Tournee begleitete.

Bis zum Frühjahr noch aufgetreten

Mit fortschreitendem Lebensalter konnte Kuhn es sich leisten, nur noch die Musik zu spielen, die er spielen wollte. So tourte er etwa mit seinem eigenen Trio, das noch im vergangenen Herbst ein neues Jazz-Album vorlegte, und vergnügte sich mit seinen ebenfalls angegrauten Kollegen und damaligen Konkurrenten Max Greger und Hugo Strasser gemeinsam mit der SWR Big Band als „Swing Legenden“. Seit mehr als drei Jahrzehnten lebte Kuhn mit seiner dritten Frau Ute in der Schweiz. Bis zum Frühjahr trat er trotz Problemen am Herzen noch live auf.

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