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Durch Zufall an der Macht

„Borgen“ ist nicht die einzige - oder erste - TV-Serie, in der eine Frau in einer Machtposition gezeigt wird. Geena Davis durfte schon 2005 in „Welcome, Mrs. President“ (Original: „Commander in Chief“) in ihrer Rolle als Mackenzie Allen das Amt als US-Präsidentin ausüben.

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Eines haben die von Sidse Babett Knudsen verkörperte dänische Premierministerin Birgitte Nyborg und Allen aber gemeinsam: Sie haben ihr Amt nur zufällig erhalten - auch wenn ihnen die Kompetenz nicht abgesprochen wird. Während sich in „Borgen“ die beiden Spitzenkandidaten der Großparteien durch Intrigen ganz kurz vor der Wahl selbst ins Aus schießen und so den Weg für Nyborg frei machen, stirbt in „Welcome, Mrs. President“ der amtierende Präsident unerwartet und Allen folgt nach (obwohl das von vielen Seiten verhindert werden soll).

Geena Davis in der Serie "Commander In Chief"

AP/ABC/Kent Eanes

Geena Davis durfte in „Welcome, Mrs. President“ schon 2005 im Oval Office die USA regieren

Ähnlich sind die Umstände auch im nach nur sechs Folgen abgesetzten französischen Pendant „Les Hommes de l’ombre“ (2012, „Schattenmänner“), in der Nathalie Baye eine Präsidentschaftskandidatin spielt, die nach dem unerwarteten Tod des Amtsinhabers auf das höchste Amt spekuliert.

Die Fettnäpfchen-Vizepräsidentin

In der aktuellen HBO-Serie „Veep“ (2012) hat Julia Louis-Dreyfus („Seinfeld“) als Selina Meyer ihren Job als Vizepräsidentin nicht zufällig erhalten, dafür mangelt es ihr umso mehr an Kompetenz. Sie springt geradezu mit Anlauf in jedes Fettnäpfchen, dass sich in Washingtoner Regierungskreisen bietet. Auch wenn immer wieder betont wird, dass es keine Serie über Sarah Palin, 2008 Vizepräsidentschaftskandidatin der Republikaner, sein soll, möchte die Serie bei ihrer bitterbösen Darstellung des politischen Alltags realitätsnah sein.

Im Kabinett der Vizepräsidentin (der Serientitel „Veep“ kommt von der üblichen Bezeichnung dieser Position in den USA) wird geflucht und gefakt, gedealt, geschwitzt und gelästert. Der Schlagabtausch im Team, das grotesk-freundliche Getue zwischen den politischen Akteuren und die lächerlichen Versuche der Protagonistin, sich vom Abstellgleis ihres Postens emporzuhangeln, sind rasant und pointenreich inszeniert.

Die Politikkomödie konnte bei den Emmy-Verleihungen am Sonntag zwei Preise einheimsen: den Emmy für die beste Hauptdarstellerin Julia Louis-Dreyfus (die die Trophäe bereits im Vorjahr mit nach Hause nehmen durfte) sowie für den besten Nebendarsteller Tony Hale.

Pilou Asbæk als "Kasper Juul" (l.) und Sidse Babett Knudsen als "Birgitte Nyborg Christensen" in einer Szene aus der neuen TV-Serie "Borgen

ORF/BAVARIA/Mike Kollöffel

Sidse Babett Knudsen hat es als dänische Premierministerin Birgitte Nyborg in „Borgen“ eigentlich nie einfach

„Der Vizepräsident war noch nie weiblich“

„Der Vizepräsident war bisher noch nie weiblich - und noch nie Single“, erklärte US-Wahl-Blogger Yussi Pick wesentliche Unterschiede zur bisherigen US-Geschichte. Wie machtvoll die Position ausgestattet ist, sei in der Realität vor allem vom Präsidenten abhängig. „Dick Cheney war fast so etwas wie ein Schattenpräsident, er hatte sehr viel Einfluss, andere haben darunter gelitten, nur einen Herzinfarkt vom Präsidentenamt entfernt und bis dahin bedeutungslos zu sein.“

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