„Wie flüssiger Zement“
Der Verbleib Hunderter Menschen in den Überschwemmungsgebieten im US-Bundesstaat Colorado ist unklar. Allein im Bezirk Larimer sei bei 350 Menschen nicht sicher, wo diese sich aufhielten, teilte das Büro des Sheriffs in der Nacht zum Sonntag auf seiner Facebook-Seite mit. In anderen Teilen des Staates sah es ähnlich aus.
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Allerdings gingen die Behörden nicht von dem Schlimmsten aus: Vielen dieser Menschen sei es bisher vielleicht einfach nicht möglich gewesen, Freunde oder Verwandte zu kontaktieren, sagte der Sheriff des Bezirks Boulder, Joe Pelle, gegenüber der „Denver Post“. Die Behörden rechnen inzwischen auch mit einem fünften Todesopfer: Die 60 Jahre alte Frau war von den Fluten mitgerissen worden und sei „vermutlich tot“, erklärte die Polizei. Weitere Opfer seien zu erwarten.
Tausende Betroffene
Die Nationalgarde stellte sieben Hubschrauber zur Verfügung, um Bewohner vor den Wassermassen zu retten. Helikopteraufnahmen zeigten, dass von den Ortschaften Jamestown, Lyons und Longmont kaum noch mehr als vereinzelte Inseln zu sehen sind. Verängstigte Einwohner wurden mit abgeworfenen Fertigmahlzeiten versorgt. Allein in der Gegend Pinewood Springs würden 1.200 Menschen in Sicherheit gebracht, teilte die Polizei mit.

APA/AP/John Wark
Auch der Highway nahe dem Ort Greeley wurde ein Raub der Fluten
Insgesamt wurden rund 4.000 Menschen aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen. Straßen verwandelten sich in reißende Flüsse, Autos und auch Häuser wurden von den Wassermassen mitgerissen. Ganze Dörfer in der Bergregion Front Range wurden abgeschnitten. Laut Wettervorhersagen könnten die Unwetter und Überschwemmungen noch mehrere Tage andauern. US-Präsident Barack Obama erließ eine Notstandsverordnung und sagte Bundeshilfen zu.
„Wir sitzen auf einer Insel“
Das Wasser breitete sich von den Bergen in Richtung größerer Städte aus, darunter Colorado Springs, Denver, Fort Collins und Aurora. Besonders stark war die Gemeinde Boulder betroffen. Dort wurden mehrere Dämme überflutet, die Wassermassen unterspülten ganze Straßen. Hunderte Menschen wurden in Notquartieren untergebracht. Mit Schlauchbooten und Einsatzfahrzeugen versuchten Retter, gestrandete Menschen in Sicherheit zu bringen. Hubschrauber konnten wegen schlechter Witterungsbedingungen lange Zeit nicht starten.
So starken Regen, der so lange andauere, hätten sie noch nie erlebt, sagten Einwohner der betroffenen Gegenden. „Es gibt keinen Weg in die Stadt, keinen Weg aus der Stadt, im Prinzip sitzen wir auf einer Insel“, sagte ein 37-Jähriger aus dem Ort Lyons dem Sender Fox News. Colorados Gouverneur John Hickenlooper sagte gegenüber dem Nachrichtensender CNN, die dunkelbraunen Wassermassen seien fast wie „flüssiger Zement“. Die Menschen sollten „außerordentlich vorsichtig“ sein und überschwemmte Straßen nach Möglichkeit meiden.
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