Unverwechselbare Stimme
Der deutsche Schauspieler Otto Sander ist tot. Er sei am Donnerstag im Alter von 72 Jahren in Berlin gestorben, teilte die Künstleragentur Meistersinger im Namen seiner Familie mit. Der 1941 in Hannover geborene Sander galt als einer der großen Darsteller des deutschsprachigen Theaters. Seine Stimme machte ihn unverwechselbar, mit ihr schuf er sich auch einen Ruf als Sprecher.
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Vor mehr als sechs Jahren wurde bei Sander Speiseröhrenkrebs diagnostiziert. Mitte Dezember 2012 erlitt er bei einem Sturz einen Oberschenkelhalsbruch. Heuer zu Jahresbeginn musste er sich einer Kieferoperation unterziehen und zog sich danach völlig aus der Öffentlichkeit zurück.
Von der „Blechtrommel“ bis zum „Boot“
Als Engel Cassiel versah er in Wim Wenders Film „Der Himmel über Berlin“ seinen irdischen Dienst. Er war der verzweifelte Kapitänleutnant Thomsen in Wolfgang Petersens „Das Boot“ und der ewig betrunkene Trompeter in Volker Schlöndorffs „Die Blechtrommel“. Große tragische und tragikomische Rollen im Kino und auf der Bühne waren seine Stärke. Auch durch seine Lesungen von Ringelnatz, Kleist, Shakespeare und Beckett zog sich oft eine Spur von Melancholie.

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Otto Sander (r.) als Cassiel mit Bruno Ganz in „Der Himmel über Berlin“
Gefeierter Bühnenstar
Mehr als 130 Kino- und Fernsehfilme drehte der in Berlin lebende Sander. Sein Bühnendebüt gab er 1966 in „Joel Brand“ an den Düsseldorfer Kammerspielen, nachdem er in München Theaterwissenschaften, Germanistik und Kunstgeschichte studiert und gleichzeitig Schauspielunterricht an der Otto-Falckenberg-Schule genommen hatte.
Zu den Glanzzeiten der „alten“ Berliner Schaubühne unter Peter Stein war Sander in fast allen wichtigen Inszenierungen zu sehen. Mit Schauspielern wie Sander, Bruno Ganz, Edith Clever und Jutta Lampe erlangte die Schaubühne in den 70er Jahren Weltruhm. Von 1970 bis 1979 gehörte Sander dem Ensemble des Theaters an.
Auch in Wien zu sehen
Danach ging er kein festes Engagement mehr ein. Sander arbeitete mit Regisseuren wie Stein, Claus Peymann, Robert Wilson, Klaus Michael Grüber, Peter Zadek, Luc Bondy, Leander Haußmann und Matthias Hartmann zusammen. Berlin, Wien, Bochum waren immer wiederkehrende Stationen seiner Bühnenlaufbahn.

AP/Stephan Trierenberg
Sander als Theseus und Ganz als Ödipus (links) 2003 im Wiener Burgtheater
Für seine Bochumer Rolle in Botho Strauß’ „Kuss des Vergessens“ wurde er 1999 zum Schauspieler des Jahres gewählt. Er brillierte als mehr tragischer denn komischer „Hauptmann von Köpenick“ und berührte das Publikum in Becketts Solostück „Das letzte Band“ als zweifelnder alter Mann, der resigniert seinem eigenen Leben nachlauscht.
Stiefvater von Meret und Ben Becker
Der Schauspieler, Stiefvater von Meret und Ben Becker, war oft als Synchron- und Offsprecher zu hören und einer der begehrtesten Sprecher für Hörbücher von Ringelnatz und Wilhelm Busch über Shakespeare bis natürlich Beckett, den er zu dessen Lebzeiten noch persönlich erlebt hatte.
Zu einem Publikumshit wurden die „Polizeiruf 110“-Folgen, für die Sander als Streckenwärter Lansky gemeinsam mit seiner Ehefrau Monika Hansen und Ben Becker vor der Kamera stand.
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