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Nur noch Kapitän angeklagt

Nach Haftstrafen für mehrere Mitangeklagte soll am 23. September der Prozess gegen den Kapitän der „Costa Concordia“, Francesco Schettino, fortgesetzt werden. Bis Dezember sind mehrere Verhandlungstermine angesetzt. Schettino ist mittlerweile der einzige verbliebene Angeklagte in dem Prozess um die Havarie des Kreuzfahrtschiffs Mitte Jänner 2012 vor der Küste der Toskana.

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Mit einem Urteil gegen Schettino - er ist in mehreren Punkten angeklagt - ist nicht vor dem Frühjahr 2014 zu rechnen. Ein Vergleichsangebot des Unglückskapitäns lehnte das Gericht ab. Fünf weitere Beschuldigte wurden dagegen im Rahmen eines Vergleichs zu Haftstrafen von eineinhalb Jahren bis zwei Jahren und zehn Monaten verurteilt, darunter zwei Offiziere, der Leiter des „Costa“-Krisenstabs, der Hotelmanager des Schiffs sowie ein Steuermann. Die fünf Angeklagten hatten eine Teilschuld eingestanden.

Riskantes Manöver führte zu Katastrophe

Die „Costa Concordia“ hatte am Abend des 13. Jänner 2012 bei einem riskanten Manöver einen Felsen gerammt und war nur wenige Meter vor der zur Toskana gehörenden Insel Giglio leckgeschlagen. Laut Staatsanwaltschaft hatte Schettino ein als „Verneigung“ bezeichnetes Manöver durchgeführt, um einem befreundeten Mitarbeiter einen Gefallen zu machen, da dessen Angehörige auf der Insel lebten.

Costa-Concordia-Kapitän Francesco Schettino

APA/AP/Andrew Medichini

Kapitän Schettino bleibt der einzige Angeklagte

Im laufenden Verfahren verteidigte der Kapitän sein Vorgehen: „Der Steuermann hat die Anweisungen begriffen, andere Offiziere auf der Kommandobrücke nicht, wahrscheinlich weil sie erschrocken waren. Wenn das Manöver nach meinen Anweisungen erfolgt wäre, hätten wir die Felsen vermieden“, versicherte Schettino.

Nach dem Leckschlagen verließ Schettino das havarierte Schiff und kehrte trotz mehrfacher Aufforderung der Hafenbehörden nicht an Bord zurück, während die meisten Passagiere noch versuchten, sich in Sicherheit zu bringen. Schettino werden im Prozess unter anderem fahrlässige Tötung und Körperverletzung, Havarie und das Verlassen des Schiffes während der Evakuierung vorgeworfen.

Weiteres Verfahren in den USA

Beim Verfahren gegen den Kapitän sind insgesamt mehr als 400 Zeugen geladen, es gibt 250 Nebenkläger. Ein Urteil wird erst in einigen Monaten erwartet. In den USA begann Ende Juli ein weiteres Verfahren mit Schadensersatzforderungen an die Costa-Crociere-Muttergesellschaft Carnival Corporation (CCL).

Dabei stehen Vorwürfe im Raum, bei der Planung des Schiffs seien gravierende Fehler passiert. Daher sei der Luxusliner bei Lecks unter der Wasserlinie besonders instabil gewesen, wie die Havarie vor der Insel Giglio bewiesen habe. Es geht um Schadenersatzforderungen in einer Höhe von umgerechnet mehreren hundert Millionen Euro.

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