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Starker Regen verzögert Bergung

Die Vorbereitungen laufen bereits seit Monaten, am Montag erfolgt ein erster entscheidender Schritt bei der Bergung der „Costa Concordia“: Das Wrack des Anfang des vergangenen Jahres vor der toskanischen Küste in Italien gesunkenen Kreuzfahrtschiffs wird aufgerichtet.

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Mit gut zwei Stunden Verspätung aufgrund heftiger Regenfälle und Gewitter in der Nacht begann der Einsatz Montagvormittag. „Alle Überprüfungen wurden abgeschlossen, der Einsatz hat begonnen“, sagte der stellvertretende Leiter der Zivilschutzbehörde, Fabrizio Curcio, vor Journalisten.

Am 13. Jänner 2012 gesunken

Die „Costa Concordia“ liegt seit ihrem Sinken am 13. Jänner 2012 auf der Seite. Das Aufrichten des Wracks - erste Voraussetzung dafür, es später in einen Hafen schleppen zu können - soll innerhalb eines Tages erfolgen, hatte zuletzt der bei der Reederei Costa Crociere für die Bergung zuständige Koordinator Franco Pellacchia erklärt.

Das Schiffswarck der Costa Concordia am Ufer der Isola di Giglio in Italien

APA/EPA/ANSA/Enzo Russo

Arbeiten an der halb gesunkenen „Costa Concordia“ (Aufnahme vom 9. Juli)

Seit mehreren Wochen wird Wasser aus dem Inneren des Wracks abgepumpt, das Aufrichten um 65 Grad soll mit Hilfe von Gewichten erfolgen. Sobald das Schiff aufgerichtet sei, könne man dann weitere Maßnahmen überlegen, die notwendig seien, um die „Costa Concordia“ vom Unglücksort vor der Insel Giglio wegschleppen zu können. Der Zeitpunkt dafür sei allerdings noch unklar. „Das wird sehr wahrscheinlich nicht vor Anfang 2014 erfolgen. Bei diesem Plan ist es sehr schwierig, Prognosen abzugeben, weil vieles von der Wetterlage abhängt“, betonte Pellacchia.

Finanzieller und zeitlicher Aufwand verdoppelt

Die Bergung des havarierten Schiffs ist eine enorme logistische und finanzielle Herausforderung. Damit beauftragt ist ein Konsortium des italienischen Offshore-Technologieunternehmens Micoperi Marine Contractors und der US-Firma Titan Salvage, spezialisiert auf die Hebung und Verschrottung von Schiffen. Die Kosten für die gesamte Aktion wurden zuletzt auf über eine halbe Milliarde Euro geschätzt.

Zu Beginn des Projekts im Mai des Vorjahres waren noch eine Dauer von etwa einem Jahr und Kosten von maximal 236 Mio. Euro - also die Hälfte der nunmehr kalkulierten Summe und Zeit - veranschlagt worden. Nach Angaben von Costa Crociere - ihr Eigentümer ist die Reederei Carnival Cruise Lines (CCL) mit Sitz im US-Bundesstaat Florida - ist die Bergungsaktion bisher weltweit einzigartig.

Sie birgt auch Risiken für die Umwelt. Zwar wurde der Treibstoff abgepumpt, aber im Schiff befinden sich noch riesige Mengen an Lebensmitteln sowie Möbel und Abfall jeder Art. Ungewiss ist, ob Teile davon bei der Aufrichtung im Meer landen könnten. Italiens Umweltminister Andrea Orlando erklärte, er wolle bis ins kleinste Detail über die Operation informiert werden.

Nur eine Chance?

Sollte der Versuch, das Wrack aufzurichten, fehlschlagen, werde es „keine zweite Möglichkeit“ geben, hatte im Sommer Nick Sloane von Titan Salvage erklärt. Speziell nach einem weiteren Winter im Wasser könnte das Schiff weiter sinken, und eine Bergung könnte dann unter Umständen gar nicht mehr möglich sein. Die bisherigen Vorbereitungsarbeiten seien schwierig gewesen, so Sloane.

Wrack der Costa Concordia

Reuters/Stefano Rellandini

Am Wrack wurden Schwimmkörper angebracht

Taucher waren im Dauereinsatz, auf dem Meeresboden mussten Pfeiler per Bohrung verankert und Betonfundamente zur Stützung des Wracks errichtet werden. Die größten Bergeplattformen sind laut Medienberichten vom Sommer an die 1.000 Tonnen schwer, 32 Meter lang und 22 Meter hoch. Ständig waren Hunderte Fachleute und zwischen 20 und 30 Schiffe am Unglücksort im Einsatz.

Kreuzfahrtriese wird verschrottet

Ziel der Bergeaktion ist es, das Wrack in einen Hafen zu schleppen. Im Sommer hatte es geheißen, das werde wahrscheinlich der von Piombino - er müsste dafür extra ausgebaut werden - sein, zuletzt erklärte die Reederei, es sei noch nicht klar, wohin das 190,2 Meter lange und 35,5 Meter breite Schiff gebracht werde, um es abzuwracken.

Steinfels steckt in der Costa Concordia

APA/EPA/ANSA/Maurizio Degl'Innocenti

Bergemannschaften kurz nach dem Unglück (Aufnahme vom 16. Jänner 2012) am Wrack der „Costa“. Die Kollision mit einem Felsen war Ursache des Unglücks

Bei der Havarie des Kreuzfahrtschiffs am 13. Jänner 2012 kamen 32 Menschen ums Leben - wobei zwei nie gefunden wurden. Die „Costa Concordia“ war zu nahe an die Insel herangefahren, hatte gegen 21.45 Uhr einen Felsen gestreift, der ein 70 Meter breites Loch in den Rumpf riss. Dadurch drang Wasser in das Schiff ein, es bekam Schlagseite und kenterte relativ rasch. An Bord befanden sich mehr als 4.200 Personen, darunter 77 Österreicher.

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