HRW-Bericht zu Chemiewaffenangriff
Die Vorwürfe der USA und ihrer Verbündeten, dass das Regime von Baschar al-Assad einen verheerenden Chemiewaffenangriff am 21. August bei Damaskus zu verantworten hat, werden nun auch von unabhängiger Seite unterstrichen: Auch die der US-Regierung gegenüber durchaus kritisch eingestellte Menschrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) ist dieser Ansicht.
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HRW legte am Dienstag einen 22-seitigen Bericht vor, wonach die vorliegenden Informationen „starke Hinweise“ auf die Verantwortung der syrischen Armee enthielten. HRW stützte sich dabei auf die Auswertung von Zeugenaussagen, die Überreste der eingesetzten Waffen und die medizinischen Symptome der Opfer. Der eingesetzte Kampfstoff sei „wohl Sarin“ gewesen, so die in New York ansässige Bürgerrechtsvereinigung.
Genaue Daten über verwendetes Material
„Raketentrümmer und die Symptome der Opfer der Angriffe“ gäben „deutliche Hinweise auf die verwendeten Waffensysteme“, sagte der HRW-Krisendirektor Peter Bouckaert. „Die Hinweise deuten stark darauf hin, dass an diesem schrecklichen Morgen syrische Regierungstruppen Raketen mit chemischen Sprengköpfen in die Vororte von Damaskus abfeuerten.“ Es sei bekannt, dass die eingesetzten Raketen und Abschussvorrichtungen nur von der syrischen Armee besessen und verwendet würden.
Laut HRW wurden zwei Raketentypen eingesetzt: eine 330-Millimeter-Rakete mit einem Sprengkopf, der eine große Menge chemischer Kampfmittel transportieren kann, und eine kleinere 140-Millimeter-Rakete, die einen Sprengkopf mit 2,2 Kilogramm des Nervengases Sarin befördern kann. Die US-Regierung, westeuropäische Staaten und beispielsweise die Türkei werfen Assad vor, am 21. August in Vororten von Damaskus beim Einsatz von Giftgas mehr als 1.400 Menschen getötet zu haben.
Auch schwere Vorwürfe wegen Streubomben
Erst eine Woche zuvor hatte HRW gemeinsam mit 350 anderen Nichtregierungsorganisationen im Rahmen der „Koalition gegen Streumunition“ einen Bericht vorgelegt, in dem der syrischen Regierung der „massive“ Einsatz von Streubomben seit Mitte 2012 vorgeworfen wurde. Auch Streubomben sind seit 2008 durch eine Konvention geächtet. Bis Ende Juli 2013 schlossen sich 112 Staaten der Konvention an, welche die Anwendung, Herstellung, Lagerung und den Verkauf solcher Waffen verbietet. Syrien ist kein Unterzeichnerstaat.
Syrien nicht das einzige schwarze Schaf
Die Anwendung von Streumunition habe „zahlreiche zivile Opfer“, mindestens aber 165 Tote zur Folge gehabt, heißt es in dem Bericht. Es sei „wahrscheinlich“, dass in Syrien eingesetzte ägyptische und russische Streubomben vor dem aktuellen Konflikt ins Land gebracht worden seien. 17 Staaten stellen trotz der internationalen Verurteilung dieser Waffen weiterhin Streumunition her oder behalten sich das Recht vor, das in Zukunft zu tun, darunter auch Israel und die USA.
Streubomben setzen viele kleine Bomben über großen Flächen frei. Diese Flächen bleiben wegen der großen Zahl von Blindgängern auch nach dem Ende eines Konflikts verseucht. Genau wie Landminen geht die Munition bei Berührung in die Luft. Wer nicht sofort getötet wird, überlebt meist schwer verstümmelt. Laut dem jüngsten Bericht wurden auch in anderen Ländern mindestens weitere 25 Menschen eindeutig als Opfer von Streubomben identifiziert.
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