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„Schrift der Aggressoren“

In der ostkroatischen Stadt Vukovar ist ein Streit über die Verwendung der kyrillischen Schrift entbrannt. Amtstafeln in kyrillischer und lateinischer Sprache, die vor einigen Tagen montiert worden waren, wurden umgehend - trotz „Polizeischutzes“ - zerstört. Die Regierung rief zur Mäßigung auf.

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„Alle diejenigen, die in den letzten Tagen überemotional und verletzt reagiert haben, müssen begreifen, dass der Rechtsstaat funktionieren muss", sagte Regierungschef Zoran Milanovic in Zagreb. Auch am Donnerstag hatten wieder Hunderte Kroaten versucht, die in Vukovar neu angebrachten zweisprachigen Tafeln an öffentlichen Gebäuden zu entfernen.

Die Schilder auch in serbisch-kyrillischer Schrift zum Beispiel am Rathaus, an Schulen, Gerichten und Krankenhäusern wurden von einem starken Polizeiaufgebot beschützt. Das EU-Mitglied Kroatien ist nach seiner Verfassung zur Anbringung solcher Tafeln verpflichtet, weil rund ein Drittel der Bevölkerung in Vukovar Serben sind.

Ein Erbe des Bürgerkriegs

Die schon seit Wochenanfang zum Teil gewaltsam protestierenden kroatischen Nationalisten wollen serbische Aufschriften in ihrer Stadt nicht zulassen. Sie begründen ihren Widerstand mit der fast völligen Zerstörung Vukovars im Bürgerkrieg (1991 - 1995) durch serbische Einheiten. Die Zertrümmerung der Tafeln verurteilte auch Verwaltungsminister Arsen Bauk. Er hielt an der Einführung von zweisprachigen Schildern fest, überließ es jedoch der Stadtversammlung festzulegen, ob einige Straßen ausgenommen werden sollen.

Nationalisten sprechen von „Erniedrigung“

Milorad Pupovac, Vertreter der serbischen Partei SDSS, verurteilte die Entfernung der Tafeln ebenfalls. Die Bezeichnung von Kyrillisch als „Schrift von Aggressoren“ zeuge von Intoleranz und Unverständnis, so Pupovac. „Es ist wichtig, dass man Leuten, die das behaupten, die dieser Meinung sind, oder denen diese Meinung serviert wurde, öffentlich eine andere Botschaft schickt.“ Dass manche nicht akzeptieren, was Serben per Gesetz garantiert sei, sei „besorgniserregend“, da es Gegenstand politischer Manipulation werden könne, so der Parlamentarier.

Die Proteste, die vom „Rat für die Verteidigung eines kroatischen Vukovar“ organisiert wurden, gingen schnell zu Ende. Deren Anführer Tomislav Josic kündigte weitere Aktionen an, sollten neue Tafeln aufgestellt werden. Zweisprachige Tafeln seien „eine Erniedrigung für Vukovar“, so Josic.

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