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Schneise mitten durch die Stadt

„Groß, geordnet und mächtig“ wollte der faschistische Diktator Benito Mussolini Rom haben. Für seine Ruhmesparaden brauchte er denn auch genug Platz, den er sich durch die Errichtung der Via dei Fiori Imperiali über die antiken Ausgrabungsstätten der Kaiserforen in den Jahren 1924 bis 1932 schuf.

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Die antiken Monumente sollten, von allen Zutaten der „Jahrhunderte der Dekadenz“ befreit, „in notwendiger Einsamkeit riesenhaft werden“, tönte der Duce. Wie in Paris unter Napoleon III. musste dementsprechend alles weg, was sich seit der Antike angesammelt hatte: vor allem die mittelalterlichen und barocken Viertel mit ihren engen Gassen.

Schwarzweißansicht der Via Fori Imperiali

Public Domain

Antike Relikte verschwanden unter dem Asphalt

Ganzer Stadtteil musste weichen

Zwischen der Piazza Venezia und dem Kolosseum ließ Mussolini eine breite Schneise schlagen, um seine Volksreden und Paraden abzuhalten. Der neuen Prachtstraße musste ein ganzer Stadtteil mit jahrhundertealten Häusern weichen, rund 2.000 Menschen wurden umgesiedelt. Beim Abriss der Häuser kamen die Trümmer der antiken Kaiserforen zum Vorschein.

Die Archäologen durften nur einen kurzen Blick auf die antiken Relikte werfen, bevor Mussolini die Überreste unter dem Asphalt seiner Prachtstraße begraben ließ. Zerstört wurden unter anderen die Basis von Neros Kolossalstatue und die Meta Sudans, der Rest einer antiken Brunnenanlage. Am 9. April 1932 eröffnete der Duce zu Pferd anlässlich eines Treffens italienischer Kriegsveteranen den neuen Straßenzug mit dem Namen Via dell’Impero.

Eine der wichtigsten Verkehrsachsen

Nach dem Krieg verwandelte sich die Aufmarschstraße zu einer wichtigen südlichen Einfallstraße ins Zentrum Roms. Pendler und die jährlich sechs Millionen Besucher des Kolosseums erlebten dort seit langem das Chaos der Hauptstadt besonders heftig. Seit den 1980er Jahren gab es immer wieder Bemühungen, die Straße zu sperren oder sogar abzubauen - sie schlugen allesamt fehl.

Erst seit Anfang August dürfen nahe dem Kolosseum keine Privatautos mehr fahren und müssen die Touristenbusse woanders parken. „Die Kaiserforen waren eine Verkehrsachse, jetzt werden sie zum Spazierweg der Römer“, lautet der Slogan des Bürgermeisters Ignazio Marino. Das linke Stadtoberhaupt will damit in der verkehrsgeplagten Stadt nicht nur ein fußgängerfreundliches und umweltpolitisches Zeichen setzen, sondern auch „den größten archäologischen Park des Planeten“ errichten.

Die Stadtplaner träumen davon, dass sich ein riesengroßer Grünstreifen quer durch die Stadt zieht. Vom Kapitol und dem Forum Romanum vorbei am Circus Maximus könnten Spaziergänger so bis vor die Stadtmauern zur Via Appia Antica und den Castelli Romani im Umland wandern - zur Freude der Archäologen, die endlich mehr von den 2.000-jährigen Tempelresten bergen wollen. Sie machten bereits Hunderte Objekte von historischem Interesse auf dem Gelände aus.

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