Souvenir aus Afrika?
Kriminalfall oder wissenschaftliches Rätsel? Diese Frage beschäftigt nun schon einige Wochen die Behörden im deutschen Niedersachsen. Anfang August hatte ein zehnjähriger Bub auf dem Dachboden des Hauses seiner Großeltern einen Sarkophag entdeckt. Die Gerichtsmedizin in Hamburg sagt nun, dass die gefundene Mumie 2.000 Jahre alt sein könnte. Wie sie ausgerechnet ins niedersächsische Diepholz kam, ist völlig unklar.
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„Nach ersten Untersuchungen gibt es Hinweise, dass die Mumie 2.000 Jahre alt ist“, sagte Staatsanwalt Lutz Gaebel am Mittwoch. Um ganz sicher zu sein, werde aber weiter untersucht. Dabei sollen auch externe Experten helfen. „Wenn die Ergebnisse dann so vorliegen, wie wir erwarten, ist es kein Fall mehr für die Justiz“, sagte Gaebel.
Mitbringsel des Großvaters?
Der zehn Jahre alte Sohn von Zahnarzt Lutz Wolfgang Kettler fand die Mumie und weitere Gegenstände wie eine Totenmaske zufällig in einer hinteren Ecke auf dem Dachboden im Haus der Großeltern. Entdecken konnte der Bub die Sachen nur, weil das Dach undicht geworden war und sie hinter Stapeln mit Ersatzdachziegeln zum Vorschein kamen.
Kettlers mittlerweile verstorbener Vater war in den 1950er Jahren in Nordafrika und hatte einige Sachen von seinen Reisen mitgebracht. Jahrzehntelang lagerten sie auf dem Dachboden. Kettler hat nach eigenen Angaben mit seinem Vater nie darüber gesprochen. Noch ist der 53-Jährige ein wenig skeptisch: „Aber wenn es sich tatsächlich bewahrheiten sollte, dass die Mumie Tausende Jahre alt ist, wäre das sensationell.“
Bandagen sind „neu“
Wo in Nordafrika sein Vater genau gewesen sei und ob er damals auch nach Ägypten kam, wisse er nicht, sagte Kettler. „Das ist alles im Mysteriösen.“ Vermutlich seien die Kisten dort bereits kurz nach dem Bau des Hauses 1970 verstaut worden. Die Motive auf der Holzkiste lassen daraus schließen, dass sie aus Ägypten kommt.

APA/dpa/Lutz Wolfgang Kettler
Mumie wird untersucht
Die Staatsanwaltschaft Verden hatte die Mumie an die Gerichtsmedizin in Hamburg zur weiteren Analyse gegeben. Da die Bandagen um die Mumie nach Untersuchungen aus dem 20. Jahrhundert stammen, sollte geprüft werden, ob der Leichnam aus jüngerer Zeit stammt und der einbalsamierte Mensch möglicherweise einem Gewaltverbrechen zum Opfer fiel.
Schädel weitgehend intakt
Laut Kettler konnte bei einer ersten Computertomografie weder das Geschlecht noch die Körpergröße geklärt werden, sagte Kettler. Es fehle die komplette Halswirbelsäule, das Skelett sei zusammengefallen und im Becken- und Schulterbereich verschoben. Die Arme mit Händen lägen gekreuzt über der Brust. Der Schädel ist weitgehend intakt.

APA/dpa/Lutz Wolfgang Kettler
Pfeilspitze im Auge
Im Schädel in der linken Augenhälfte stecke eine Pfeilspitze. Das Außenmaß der Mumie betrage 1,49 Meter, das Gewicht etwa zehn Kilo. Die Laboruntersuchung hat laut Kettler ergeben, dass die an der Mumie verwendeten Materialien wie Bandagen und Kleber aus dem 20. Jahrhundert stammen.
Weitere Untersuchungen nötig
Bis zur endgültigen Klärung werden aber wohl noch einige Woche vergehen. „Es wird alles mit der gebotenen Sorgfalt und Vorsicht ablaufen, deshalb dauert es auch so lange“, sagte Staatsanwalt Gaebel.
Der Fund erinnert übrigens frappant an die „Tatort“-Folge „Der Fluch der Mumie“ von 2010. Dabei mussten sich in Münster Kommissar Frank Thiel und Gerichtsmediziner Karl-Friedrich Boerne ebenfalls mit einer Mumie auseinandersetzen. In der TV-Serie erweist sich der Sensationsfund auf einem Dachboden dann allerdings als Fälschung.
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