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Sogar Politik schaltete sich ein

Das Leben von Sultan Süleyman dem Prächtigen ist in der Türkei seit einigen Jahren nicht mehr nur eine rein historisch zu betrachtende Angelegenheit. 2011 startete die TV-Serie „Das prächtige Jahrhundert“ („Muhtesem Yüzyıl“). In bisher drei Staffeln wurde das Leben des Sultans als Historien-Soap-Opera verfilmt – mit unglaublichem Erfolg und etlichen Kontroversen.

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Drei Staffeln sind seit 2011 gelaufen, die Serie war zunächst im Privatsender Show TV, dann in Star TV zu sehen. Im September startet die vierte Staffel. „Das prächtige Jahrhundert“ gilt als bisher erfolgreichste türkische Serie, in mehr als 40 Länder wurde sie exportiert.

Szene aus der TV-Serie Das prächtige Jahrhundert“ („Muhtesem Yüzyıl“)

TIMS/www.muhtesemyuzyil.tv

Mit der Serie „Die Tudors“ wurde „Das prächtige Jahrhundert“ verglichen

Regierung empört

Doch gleich zu Beginn hagelte es Proteste: 70.000 Proteststimmen gingen bei der Aufsichtsbehörde RTÜK in Ankara ein, weil die Serie den Sultan angeblich ungebührlich darstelle. Tatsächlich zeigt sie Süleyman, der in der Türkei als weiser und gerechter Herrscher gilt, weniger oft auf einem seiner zahlreichen Feldzüge als vielmehr bei den Intrigen innerhalb seines Palastes und vor allem seines Harems.

Sogar die Politik rief die Serie auf den Plan. Süleyman habe „30 Jahre seines Lebens im Sattel verbracht" und nicht im Palast, sagte Premier Recep Tayyip Erdogan vergangenes Jahr. Die Serie sei ein Versuch gegenüber der jungen Generation, „unsere Geschichte in einem negativen Licht“ zu zeigen. Vizepremier Bülent Arinc gab zu Protokoll, er sei „besorgt und betrübt“.

Strafe bestätigt

Ein Versuch im Parlament, die Serie zu stoppen, scheiterte, immerhin durfte die Turkish Airlines sie im Bordfernsehen nicht mehr zeigen. Im August bestätigte ein Gericht eine Geldstrafe von 300.000 Euro, wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete.

Szene aus der TV-Serie Das prächtige Jahrhundert“ („Muhtesem Yüzyıl“)

TIMS/www.muhtesemyuzyil.tv

Halit Ergenc spielt Süleyman. Im Frühjahr machte er zudem von sich reden, als er sich der Protestbewegung gegen die Regierung anschloss.

Abgesehen von einigen historischen Fehlern sind es vor allem die Szenen aus dem Privatleben des Sultans, die für Aufregung sorgen: Denn eine Hauptfigur der Serie ist Roxelane - und ihre Rolle ist zumindest im Groben historisch belegt. Die in der Serie als rothaarige Schönheit dargestellte Frau war als Sklavin aus der heutigen Ukraine in den Harem des Sultans gekommen und war zur Hauptfrau des Herrschers geworden. Poetische Liebensbriefe an sie verfasste Süleyman, ihr gemeinsamer Sohn Selim wurde nach seinem Tode sein Nachfolger.

Vierte Staffel ohne zweiten Star

Drehbuchautorin Meral Okay, eine ehemals bekannte Schauspielerin, konnte die ganze Aufregung nicht so recht verstehen. Natürlich habe sie mit Historikern zusammengearbeitet, sagte sie bereits im Zuge der ersten Staffel dem Nachrichtensender NTV. Aber schließlich gehe es hier um eine Fernsehserie und nicht um Geschichtsunterricht. „Wo das Privatleben des Sultans anfängt, beginnt auch meine Fantasie.“

Okay starb 2012 an Lungenkrebs, auch die Roxelane-Darstellerin ist nicht mehr mit von der Partie: Die in Deutschland geborene Meryem Sarah Uzerli stieg heuer aus. Ob das dem Erfolg der Serie mit der nun startenden vierten Staffel einen Abbruch tun wird, ist noch nicht klar.

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