Stärkere Konzentration auf Europa erwartet
Eines der teuersten Geschäfte aller Zeiten auf dem Mobilfunkmarkt ist perfekt: Der britische Mobilfunkgigant Vodafone verkauft sein US-Geschäft für 130 Mrd. Dollar (rund 98,22 Mrd. Euro) an den bisherigen Partner Verizon. Verizon gab die drittgrößte Transaktion der Industriegeschichte am frühen Montagabend bekannt.
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Das Geschäft soll im ersten Quartal 2014 abgeschlossen sein. Über den Verkauf, bei dem Vodafone seine 45 Prozent an dem größten US-Mobilfunkunternehmen Verizon Wireless an Verizon veräußert, war seit Tagen spekuliert worden. Die Investoren reagierten bereits im Vorfeld der Bestätigung überaus erfreut. An der Börse legten Aktien der britischen Vodafone um weitere vier Prozent zu auf den höchsten Stand seit gut zwölf Jahren. Seit Bekanntwerden der Verkaufspläne Mitte vergangener Woche haben die Papiere des weltgrößten Mobilfunkkonzerns damit 14 Prozent zugelegt.
Verizon-Chef Lowell McAdam erklärte, dass Verizon Wireless nun vollständig in den Besitz von Verizon übergehe, erlaube es seinem Konzern, „effizienter zu sein, um sich weiter auf das Angebot besser abgestimmter und integrierter Produkte und Lösungen für unsere Kunden zu konzentrieren“. „Wir glauben an ein weiteres Wachstum der Mobilfunkbranche“, fügte der Firmenchef hinzu.
Befreiungsschlag für stärkeres Europageschäft
Vodafone trennt sich mit dem Verkauf der US-Geschäftsanteile von einem seiner wertvollsten Konzernteile. Die Briten schlagen seit einiger Zeit Sparten los, die sie nicht vollständig kontrollieren. So hatte der britische Konzern unter anderem auch seinen Anteil am zweitgrößten französischen Mobilfunker SFR verkauft. Allerdings braucht Vodafone aber auch dringend Geld, um das Europageschäft auf Vordermann zu bringen. Hier ist Vodafone wegen der starken Konkurrenz unter anderem durch die Deutsche Telekom einem erheblichen Preisdruck ausgesetzt.
Größter Mobilfunker in USA
Verizon Wireless ist der größte Mobilfunkbetreiber in den USA mit 100,1 Millionen Kunden und 73.400 Beschäftigten. Der Umsatz belief sich nach Konzernangaben 2012 auf 75,9 Milliarden Dollar.
Konzernchef Vittorio Colao holt deshalb zum Befreiungsschlag aus und setzt auf die Verbindung von Mobilfunk und Kabelnetzen, um so ein Paket von Mobilfunk, Festnetz, Internet und Fernsehen anbieten zu können. Dafür setzt Colao auf Zuläufe von Kabelnetzbetreibern. So kaufte er in Großbritannien den Glasfasernetzbetreiber Cable & Wireless für rund eine Milliarde Pfund. Für Kabel Deutschland haben die Briten gerade 7,7 Milliarden Euro geboten. Die Geschäfte in den kriselnden südeuropäischen Ländern Spanien und Italien laufen zudem schlecht.
Verkaufserlös zur Hälfte in bar und in Aktien
Vodafone soll das Geld für seinen Verizon-Wireless-Anteil je zur Hälfte in Aktien und bar erhalten, wie „Bloomberg“ am späten Sonntagabend unter Berufung auf mit den Verhandlungen vertraute Personen berichtete. Verizon will den Kauf unter anderem mit einem Kredit über mehr als 60 Milliarden Dollar stemmen. Dieser soll zu gleichen Teilen von der Bank of America, Barclays, JPMorgan und Morgan Stanley kommen. Zudem will Verizon den 23-prozentigen Anteil an Vodafone Italia abgeben.
Der Mutterkonzern, der US-Festnetzriese Verizon, will schon seit Jahren die 45 Prozent haben, die Vodafone an der im Jahr 2000 gegründeten Verizon Wireless besitzt. Die Verhandlungen blieben bisher aber ergebnislos. Zu Beginn des Jahres hatten die Unternehmen sie sogar abgebrochen. Grund war Berichten zufolge ein Streit über den Kaufpreis. Das Geschäft soll nun so strukturiert werden, dass Vodafone möglichst wenig Steuern darauf zahlen muss.
Fette US-Jahre vorbei?
Der Zeitpunkt, sich aus den USA zu verabschieden, ist Analysten zufolge günstig: Die Konkurrenz durch die Telekomtochter T-Mobile US und den US-Anbieter Sprint sowie durch die Kabelanbieter wachse, die fetten Jahre für die beiden Großen, Verizon Wireless und AT&T, seien vorbei. Der Anteil von 45 Prozent sei ohnehin zu klein gewesen, um Einfluss auf die Dividendenzahlungen von Verizon Wireless zu nehmen, urteilen die Experten.
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