Wer den Machtkampf prägt
Die Militärführung, die Muslimbrüder und die säkularen Parteien ringen in Ägypten um die Macht. Die deutsche Nachrichtenagentur dpa hat Kurzporträts verfasst über die einflussreichsten Akteure nach dem Sturz von Präsident Mohammed Mursi durch das Militär.
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General Abdelfattah al-Sisi (58) wird von vielen Ägyptern bewundert. Sie vergleichen den Oberbefehlshaber des ägyptischen Militärs mit dem früheren Präsidenten Gamal Abdelnasser. Der in Kairo geborene Offizier hat eine steile Karriere in der Armee hinter sich. Als ihn Mursi im August 2012 zum General beförderte und gleichzeitig zum Armeechef ernannte, dichteten einige Kommentatoren dem praktizierenden Muslim Sympathien für die Muslimbruderschaft an. Dass das eine Fehleinschätzung war, zeigte sich am 3. Juli 2013, als das Militär Mursi nach Massenprotesten entmachtete.
Der Übergangspräsident
Adli Mansur (67) wurde von der Armeeführung nach dem Sturz Mursis zum Übergangspräsidenten ernannt. Der Jurist war seit 1992 Richter am Verfassungsgericht. Im Mai 2013 machte ihn Mursi zum Vorsitzenden des Gerichts, das zuvor einige Urteile gefällt hatte, die den stetig wachsenden Einfluss der Muslimbrüder auf die Institutionen des Staates eindämmen sollten. Mansur gilt nicht als großer Redner, er wirkt eher wie ein Bürokrat.
Das Oberhaupt der Muslimbrüder
Mohammed Badia (69) ist seit Jänner 2010 das Oberhaupt („Murschid“) der ägyptischen Muslimbruderschaft. Der Tierarzt hat - wie viele Mitglieder der Islamisten - mehrere Jahre als politischer Häftling im Gefängnis gesessen. Während der Regierungszeit von Präsident Mursi, der als Vertreter der Bruderschaft für das höchste Amt kandidiert hatte, sahen die meisten Ägypter in Badia den eigentlichen Herrscher. Bei ihren Demonstrationen riefen sie deshalb manchmal keine Parolen gegen Mursi, sondern „Nieder mit der Herrschaft des Murschid!“
Der Diplomat
Mohamed ElBaradei (71) stammt aus einer bürgerlichen Familie und diente Ägypten als Diplomat, bevor er 1980 zu den Vereinten Nationen wechselte. Für seine Arbeit als Chef der Internationalen Atomenergiebehörde erhielt er 2005 den Friedensnobelpreis. Nach seiner Pensionierung begann er, sich für Reformen in seiner Heimat zu engagieren. Er unterstützte die Massenproteste gegen den Langzeitmachthaber Hosni Mubarak Anfang 2011 und gründete im April 2012 die Verfassungspartei. Am 9. Juli 2013 wurde er zum Vizepräsidenten ernannt. Am 14. August trat er wegen des gewaltsamen Vorgehens der Polizei gegen islamistische Demonstranten zurück.
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