Aus für Gedenkstätte
Das „Tsumani-Schiff“ in Japan soll verschrottet werden. Das Schiff galt bisher als Symbol für das katastrophale Erdbeben und den anschließenden Tsunami, bei denen im März 2011 in Japan mehr als 18.000 Menschen ums Leben kamen oder weiterhin als vermisst gelten.
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Das Erdbeben und der Tsunami hatten in der Folge im Atomkraftwerk Fukushima zum folgenschwersten Atomunglück seit dem Unfall im ukrainischen Tschernobyl 1986 geführt. Nun sprach sich die Bevölkerung der Stadt Kesennuma in der Miyagi-Präfektur in einer Befragung für eine Zerstörung der symbolträchigen Schiffes aus. Die „Kyotoku Maru No. 18“, so der Name, war von einer riesigen Welle, die von dem verheerenden Erdbeben ausgelöst worden war, rund 750 Meter ins Landesinnere getragen worden.

Reuters/Kim Kyung-Hoon
Das Schiff kurz nach der Katastrophe
Schiff als Pilgerstätte und Touristenmagnet
Das Schiff sollte als Erinnerungsstätte an dem Ort, wo es angeschwemmt worden war, verbleiben - so der erste Plan. Kesennuma war eine der von dem Unglück am stärksten betroffenen Städte. Nach dem Tsunami stand so gut wie kein Haus mehr. Die Rettungsmannschaften mussten sich durch einen gigantischen Berg aus zerstörten Häusern, Autos und zusätzlich angeschwemmten zerstörten Schiffen und Müll kämpfen.

Reuters/Issei Kato
Das Schiff nach den Aufräumarbeiten
Nach der Katastrophe begann die Bevölkerung der Stadt zu dem 60-Meter-langen Schiff zu pilgern, um Blumen niederzulegen und zu beten, wie die BBC schreibt. Die Menschen kamen allerdings auch, um das gestrandete Schiff zu fotografieren - so wurde es das geheime Symbol für die Tsunami-Katastrophe. Mit der Zeit entwickelte sich der Thunfischfänger auch zu einem zwiespältigen Touristenmagneten.
Ergebnis der Umfrage eindeutig
Letzte Woche gab allerding die Stadtverwaltung bekannt, dass sich bei einer Umfrage unter der Bevölkerung 70 Prozent dafür ausgesprochen hätten, das Schiff nicht zu erhalten, wie ein Beamter der 70.000 Einwohner zählenden Hafenstadt sagte. Die Abstimmung war notwendig geworden, da die Meinungen in der Bevölkerung stark auseinandergegangen waren. Laut der Abstimmung wollten schließlich aber nur 16 Prozent das Schiff erhalten.
Das Schiff sei eine permanente Erinnerung an die Katastrophe. „Jedes Mal, wenn ich in der Früh vorbeigehe schmerzt mein Herz“, zitiert die BBC einen Anrainer. Die Erinnerung sei zu schmerzhaft.
„Sichtbares Symbol dessen, was hier passiert ist“
Der Bürgermeister von Kesenuma, Shigeru Sugawara, drückte nach der Abstimmung sein Bedauern aus, dass das Fischereischiff zerstört wird. „Es ist das sichtbare Symbol dessen, was hier passiert ist.“ Sugawara hatte sich für die Erhaltung des „Tsunami-Symbols“ ausgesprochen.
Bereits in den nächsten Wochen soll das Schiff zerlegt werden. Die Fukushima Fishing Company, der die „Kyotoku Maru No. 18“ gehört, hat bereits einen Vertrag mit einer Non-Profit-Organisation, die sich auf das Recyceln von Schiffwracks spezialisiert hat, unterschrieben.
Geisterstädte und Verstrahlung
Der erhoffte Wideraufschwung in der Region lässt auf sich warten. So stehen etwa viele wiedererrichtete Häuser in Kesenuma weiterhin leer. Die Menschen haben Angst, in die Häuser einzuziehen, zu stark ist die Katastrophe in den Köpfen noch präsent. Auch wächst die Furcht, dass vor allem die Jüngeren wegziehen könnten. Einige Gebiete an der Küste werden für Jahrzehnte Geisterstädte bleiben. Schuld daran ist die Verstrahlung durch die AKW-Katastrophe in Fukushima.
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