Land will Ägyptens Sorgen respektieren
Nach wochenlangem Zwist um das Wasser des Nils wollen Ägypten und Äthiopien den Konflikt friedlich beilegen. Bei dem Streit geht es um den Renaissance-Staudamm, der am Blauen Nil in Nordäthiopien gebaut wird. Für das Projekt muss der Fluss um einige hundert Meter verlegt werden, was in Ägypten Angst um die zukünftige Wasserversorgung ausgelöst hat.
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Das Land ist zu 98 Prozent vom Nil-Wasser abhängig. Im Mai und Juni war der Streit immer weiter eskaliert. Der damalige ägyptische Präsident Mohammed Mursi sagte gar, dass „alle Optionen offen“ seien, was in Äthiopien als militärische Drohung und „unkonstruktive Propaganda“ gewertet wurde.
Entspannung Mitte Juni
Mitte Juni versicherte Addis Abeba Kairo dann jedoch, dass der Damm - der nach Bauende 6.000 Megawatt Strom erzeugen soll - „auf eine Art und Weise gebaut wird, die die ägyptische Besorgnis um die Wassersicherung berücksichtigt“, hieß es nach einem zweitägigen Treffen der Außenminister der beiden Länder. Zudem wollen die Staaten zusammen mit dem Sudan weitere Untersuchungen über die Auswirkungen des Damms auf den Wasserfluss durchführen.

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Ägypten und der Sudan hatten das Projekt beanstandet, wie die BBC berichtete. Es verletze Verträge aus der Kolonialzeit, die Ägypten rund 70 Prozent des Nil-Wassers zugestehen. Äthiopien hatte zu Baubeginn Ende Mai laut dem Nachrichtensender al-Jazeera hingegen argumentiert, dass das Megakraftwerk keine Auswirkungen auf Ägypten haben wird. Außerdem ignoriere der von Ägypten ins Feld geführte Vertrag die Bedürfnisse der fünf am Oberlauf des Nils liegenden Staaten.
Bald Afrikas größter Stromexporteur?
Das Kraftwerk entsteht in Benishangul-Gumuz, einer Region an der Grenze zum Sudan. Mit der rund zwölf Milliarden Dollar (9,3 Mrd. Euro) teuren Investition will Äthiopien die eigene Wirtschaft ankurbeln und zum größten Stromexporteur Afrikas aufsteigen. Das Kraftwerk soll laut der ägyptischen Regierung 6.000 Megawatt Strom produzieren - so viel wie sechs Atomkraftwerke zusammen. Das bei Fertigstellung größte Wasserkraftwerk Afrikas soll ausschließlich von Äthiopien finanziert werden. Auf finanzielle Hilfe aus dem Ausland will man aus Furcht vor Reaktionen der Investoren bezüglich eines Streits mit Ägypten gänzlich verzichten.
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