Schandmal statt Luxus-Aushängeschild?
Eigentlich hätte der Wolkenkratzer im spanischen Benidorm in der Provinz Alicante schon 2009 bezogen werden sollen. Der Bau - mit 47 Stockwerken und 188 Meter Höhe das höchste Wohngebäude der EU - wurde noch vor der Krise als Prestigeprojekt geplant. Sechs Jahre nach der Projektvorstellung ist der Bau aber eher ein Sinnbild für die strauchelnde Wirtschaft des Landes als ein Aushängeschild.
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Die spanische Zeitung „El Pais“ berichtete unter Berufung auf Broschüren von einem Baufehler, welcher der bisherigen Pannenserie die Krone aufsetzen würde: Demnach soll in dem Gebäude auf den Einbau eines Liftschachts vergessen worden sein. Ab dem 20. Stockwerk führten nur noch Stiegen in die restlichen 27 Ebenen.

Reuters/Heino Kalis
Nicht gerade „In Tempo“ - das Gebäude hätte schon 2009 fertig sein sollen
Der Grund, so die Zeitung: Eigentlich war das Hochhaus „In Tempo“ nur für 20 Stockwerke konzipiert - der Auftraggeber wünschte sich jedoch mehr Mieter und Käufer, und so setzte der Architekt einfach 27 weitere Stockwerke darauf - ohne allerdings an einen Liftschacht zu denken. Aufgefallen ist das angeblich erst im Jänner 2012 - das Problem wurde laut „El Pais“ totgeschwiegen.
Lifte existieren, funktionieren aber nicht?
Alles nicht wahr, dementierte nun der Eigentümer, die spanische Bankengesellschaft SAREB. „Es gibt Lifte bis in die oberen Stockwerke, und es wird noch mehr Aufzüge geben“, sagte eine Sprecherin des staatlichen Geldinstituts am Montag der Nachrichtenagentur dpa in Madrid. „Wir wissen nicht, wie die Berichte über die angeblich fehlenden Aufzugschächte zustande gekommen sind.“ Wie der deutsche „Spiegel“ berichtet, sollen die Aufzüge zwar existieren, jedoch nicht funktionieren.
Der Bau des Wolkenkratzers stand von Anfang an unter keinem guten Stern: Anfang 2006 wurde das Projekt nach dreijähriger Vorplanung präsentiert. Damit, dass das Land und allen voran die spanischen Banken danach in die Krise schlitterten, hatte man nicht gerechnet. Die Finanzierung des Projekt stockte immer wieder, Arbeiter streikten, weil sie angeblich monatelang keine Löhne erhielten - die Eröffnung wurde von 2009 auf Dezember 2013 verschoben. Ob sich das angesichts der aktuellen Probleme ausgeht, ist aber wohl auch fraglich.
„Bad Bank“ als Eigentümer
Für die Finanzierung des Gebäudes zeichnete ursprünglich die Bank Caixa Galicia verantwortlich. Sie geriet jedoch 2009 in finanzielle Schwierigkeiten und musste später verstaatlicht werden. 2012 übernahm der neue Eigentümer, die spanische „Bad Bank“ Sociedad de Gestion de Activos de la Reestructuracion Bancaria (SAREB), „In Tempo“. Von Turbulenzen geprägt waren aber offenbar auch die Baumethoden selbst: Den Medienberichten zufolge wurde erst ein Lastenaufzug errichtet, nachdem bereits 23 Stockwerke hochgezogen waren. Bis dahin waren die Bauarbeiter auf Kräne und ihre Muskelkraft angewiesen. Als der Aufzug schließlich errichtet wurde, wurden durch ihn 13 Arbeiter verletzt.
Zum jetzigen Zeitpunkt sind etwa 94 Prozent des Gebäudes fertiggestellt. Bis Dezember soll es fertig sein. Doch nur etwa 35 Prozent der Apartments sind bis jetzt vergeben - für die restlichen werden noch konditions- oder zumindest nervenstarke Käufer gesucht.
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