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Unsichtbare Baustelle

Japan setzt auf der Suche nach umgebungs- und umweltschonenden Abrissmöglichkeiten von Hochhäusern seine Hoffnung auf die Indoor-Demontage der ausrangierten Wolkenkratzer. Das Problem drängt - denn innerhalb der nächsten zehn Jahre erreichen bis zu 100 Wolkenkratzer ihr Ablaufdatum, schätzen Experten. Viele davon mit einer Höhe von über 100 Metern, was einen Abriss besonders schwierig macht.

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Für diese besonders hohen Wolkenkratzer, von denen es in dem Land mehrere hundert gibt, bräuchte es besonders effektive Abrissmöglichkeiten, erklärt Hideki Ichihara vom Tokioter Bauträger Taisei Corp gegenüber der „Japan Times“.

Grand Prince Hotel Akasaka in Tokio

Reuters/Yuriko Nakao

Fast 140 Meter hoch war der Wolkenkratzer noch bis vor wenigen Monaten - bald ist das Gelände dem Erdboden gleichgemacht

Sprengungen und Abrissbirnen sind in dicht bebauten Millionenstädten wie Tokio riskant. Auch der Einsatz von Kränen ist ab einer gewissen Höhe nur noch schwer möglich, und das Abtragen durch Bagger hüllt die umliegenden Gebäude in Staub und Lärm. Ein neuer Ansatz wurde nun bei dem 138,9 Meter hohen Grand Prince Hotel Akasaka in Tokio getestet: Um die Umgebung möglichst nicht zu beeinträchtigen, wird das Gebäude von innen abgetragen.

Demontagefabrik unter einem „Hut“

Vor dem eigentlichen Abriss werden alle nicht tragenden Gebäudeteile entfernt. Dann erst erfolgt der eigentliche Abriss tragender Elemente, und das beginnend im obersten Stockwerk. Spezialkräne arbeiten dabei im Inneren des Gebäudes. Das Dach bleibt zunächst erhalten und wird mit speziellen Hebern entsprechend dem Arbeitsfortschritt abgesenkt. „Es ist ein wenig so, als hätte man oben im Gebäude eine Demontagefabrik und darauf einen großen Hut, und dann schrumpft das Gebäude“, beschreibt Ichihara. Bisher ist das ehemalige Hotel bereits um über 30 Meter geschrumpft - fertig soll der Abriss dann im späten Frühjahr sein.

Die Vorteile der Methode: Indem in einem abgeschlossenen Raum gearbeitet wird, wird der Lärm für die Umgebung dramatisch reduziert. Und auch Staub dringt kaum nach außen. Außerdem, so argumentiert die Firma Taisei, sei der Abriss für die Arbeiter sicherer, und man könne schneller fertig werden, da man nicht vom Wetter abhängig sei.

Innenansicht des Grand Prince Hotel Akasaka in Tokio

EBU

Das ausgehöhlte Innere des ehemaligen Hotels

Kräne produzieren beim Absenken Strom

Betont wird außerdem der ökologische Faktor dieser Möglichkeit: Die Kräne, die zum Einsatz kommen, erzeugen beim Absenken von Material aus großer Höhe Strom, nach einem ähnlichen Prinzip wie regenerative Bremsen bei Autos. Damit würde etwa die Beleuchtung betrieben. Taisei hofft, dass das Know-how zu dieser Technologie auch in anderen Ländern zum Einsatz kommt.

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