Merkel fragt nicht nach
Der Modeschöpfer Karl Lagerfeld hätte nichts dagegen, die deutsche Kanzlerin Angela Merkel stilistisch zu beraten. „Frau Merkel müsste so etwas für ihre speziellen Proportionen maßanfertigen lassen“, sagte der in Paris arbeitende Deutsche dem Nachrichtenmagazin „Focus“.
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Und er schoss nach: „Aber sie will ja keine Ratschläge, habe ich gehört.“ Beim Besuch von US-Präsident Barack Obama in Berlin habe die CDU-Politikerin „leider“ eine „Extremschlaghose“ getragen: „Die Proportionen waren schlecht, der Schnitt ebenfalls, und zu lang war die Hose auch.“ Wenn die deutsche Regierungschefin ihn um Rat fragte, würde Lagerfeld nicht Nein sagen: „Aber sie hat ja gar keine Zeit, um nach Paris zu kommen.“ Und wenn sie Frankreichs Präsident Francois Hollande in Paris besuche, „ist sie wohl voll beschäftigt“.
Es ist nicht das erste Mal, dass sich Lagerfeld in dieser Sache ungefragt zu Wort meldet. Vor zwei Jahren sagte er: „Im Grunde ist ihr Dresscode richtig, aber der Schnitt müsste akkurater sein, und sie sollte die Jacken offen tragen über einer Bluse, mit besser geschnittenen Hosen. Dann würde sie sich auch relaxter bewegen können. Die Haarfarbe und Frisur sind ohnehin immer richtig für ihre hübschen blauen Augen und die geistreiche Spitznase“, so der deutsche Modezar.

APA/EPA/Kyrre Lien
2008 sorgte Merkel in Oslo mit tiefem Ausschnitt für rege Debatten
„Guck mal, wie normal ich bin“
Merkels Outfits sorgen immer wieder für Debatten - etwa zuletzt bei der Eröffnung der Bayreuther Festspiele. Sie erschien in einem schlichten blauen Ensemble mit Blazer und langem Rock samt Perlenkette und gleichfarbiger Handtasche im Clutch-Style. Sommerlich wirkte das nicht. Eher gediegen. Im vergangenen Jahr hatte die deutsche Kanzlerin für Aufregung gesorgt, weil sie bei der Eröffnung ein Outfit aus früheren Jahren recycelt hatte.
Merkel gibt aber offenbar auch Anlass für Verzückung. Die Chefredakteurin der italienischen Ausgabe der Modezeitschrift „Vogue“, Franca Sozzani, lobte gegenüber Kollegen von der Presse Merkels lässige Kleidung, die sie während ihrer Ferien auf der italienischen Insel Ischia getragen habe. „Ich habe ein Foto gesehen. Mir gefiel das Blau zu ihren blauen Augen. Überhaupt, wie sie da stand, glücklich in der Natur“, sagte Sozzani. „Darum geht’s doch: Man kann auch ein modisches Statement setzen, indem man bewusst nicht Mode trägt und damit sagt: ‚Guck mal, wie normal ich bin‘“, fügte Sozzani hinzu.
Merkel genervt
Ob Lob oder Tadel - Merkel selbst gibt sich cool bis genervt bezüglich der Debatten über ihr Modebewusstsein. Unlängst sagte sie, sie könne aus eigener Erfahrung verstehen, wie sehr Frauen in Spitzenjobs der Wirtschaft immer auch nach ihrem Aussehen beurteilt würden. Es habe viele Jahre gegeben, „in denen meine Frisur mindestens so viel Gegenstand der Diskussion war wie meine politischen Überzeugungen“, sagte Merkel bei einem Unternehmerinnenkongress am Freitag in Berlin. „Aber diese Phase habe ich überwunden.“
Besonders hoch gingen die Wogen 2008. Damals trug Merkel in Oslo zur Einweihung der neuen Staatsoper ein sehr weit ausgeschnittenes, schwarz-blaues Abendkleid. Viel Positives wurde weltweit geschrieben, es gab aber auch Spott und Häme. Merkel trug auch diese Debatte mit Fassung. Dass ihr Kleid im In- und Ausland für Furore gesorgt habe, „ist der Tatsache geschuldet, dass eine Frau in Deutschland Bundeskanzlerin ist“, sagte sie in einem Fernsehinterview. „Auf jeden Fall wäre bei einem Mann die Diskussion nicht so“, fügte sie hinzu.
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